Professorin in Haft

Karte des Iran

Karte des Iran

Die Professorin Dr. Homa Hoodfar wurde am 6. Juni in Teheran festgenommen, nachdem sie bereits monatelang immer wieder zu Verhören vorgeladen worden war. Die 65-Jährige wird ohne Zugang zu ihrer Familie oder ihrem Rechtsbeistand im Evin-Gefängnis festgehalten, möglicherweise in Einzelhaft. Sie ist eine gewaltlose politische Gefangene.

Appell an

(bitte senden Sie Ihre Appelle über die Botschaft)
RELIGIONSFÜHRER
Ayatollah Sayed 'Ali Khamenei
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
über
BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
S. E. Herrn Ali Majedi
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Fax: 030–8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de

OBERSTE JUSTIZAUTORITÄT
Ayatollah Sadegh Larijani
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
über
BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
S. E. Herrn Ali Majedi
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Fax: 030–8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de

Sende eine Kopie an

PRÄSIDENT
Hassan Rouhani
über
BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
S. E. Herrn Ali Majedi
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Fax: 030-8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Persisch, Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 26. Juli 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Dr. Homa Hoodfar umgehend und bedingungslos frei, da sie eine gewaltlose politische Gefangene ist, die lediglich aufgrund der friedlichen Wahrnehmung ihres Rechts auf Meinungsfreiheit inhaftiert ist.

  • Sorgen Sie bitte dringend dafür, dass sie regelmäßigen Zugang zu einem Rechtsbeistand ihrer Wahl und zu ihrer Familie hat, und sie zudem umgehend ihre Medikamente und jede nötige medizinische Behandlung erhält.

  • Bitte lassen Sie Dr. Homa Hoodfar mit konsularischen Vertreter_innen Kanadas und Irlands Kontakt aufnehmen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the Iranian authorities to release Dr Homa Hoodfar immediately and unconditionally, as she is a prisoner of conscience, being held solely for the peaceful exercise of her right to freedom of expression.

  • Urging them to ensure that she has regular access to a lawyer of her own choosing and her family; and that she is given immediate access to her medication, as well as to any medical care she may require.

  • Urging the authorities to allow her to communicate with and receive visits from Canadian and Irish Consular officials.

Sachlage

Dr. Homa Hoodfar verfügt über die kanadische, iranische und irische Staatsbürgerschaft und ist eine renommierte Anthropologie-Professorin an der Concordia University in Montreal. Sie wurde am 6. Juni in Teheran festgenommen, nachdem sie mündlich in das Büro der Staatsanwaltschaft im Evin-Gefängnis vorgeladen worden war. Sie befand sich in Begleitung ihres Anwalts, der jedoch nicht mitkommen durfte, als Dr. Homa Hoodfar von Angehörigen der Revolutionsgarden zum Verhör abgeführt wurde. Nach mehreren Stunden verlangte der Anwalt, seine Mandantin sehen zu dürfen, und wurde stattdessen von Gefängnisbeamt_innen aufgefordert, nach Hause zu gehen. Man sagte ihm, er habe nun keinen Zugang mehr zu ihr, da sie eine "Sicherheitsgefangene" sei. Seitdem hat man ihren Familienangehörigen und ihrem Anwalt jeglichen Kontakt mit ihr verweigert und ihnen auch nicht gestattet, ihr persönliche Gegenstände wie Kleidungsstücke und Medikamente zu bringen. Seit ihrer Festnahme hat man nichts mehr von Dr. Homa Hoodfar gehört. Amnesty International vermutet aufgrund der Umstände ihrer Festnahme, dass sie in Trakt 2-A des Evin-Gefängnisses festgehalten wird, der den Revolutionsgarden untersteht.

Dr. Homa Hoodfar war am 11. Februar in den Iran gereist, um ihre Familie zu besuchen und historische Forschungen über die Beteiligung von Frauen an den Wahlen im Iran seit 1906 durchzuführen. Am 10. März wollte sie den Iran wieder verlassen. Doch am Abend des 9. März durchsuchten Angehörige der Spionageabwehreinheit der Revolutionsgarden ihre Wohnung und beschlagnahmten persönliche Gegenstände, darunter ihre drei Reisepässe, ihr Mobiltelefon und ihren Computer. Vom 10. März bis zu ihrer Festnahme am 6. Juni wurde Dr. Homa Hoodfar wiederholt von Angehörigen der Revolutionsgarden auf dem Festnetz angerufen und zum Verhör vorgeladen. Während dieser Verhöre, bei denen ihr Rechtsbeistand nicht anwesend sein durfte, wurde sie zu ihrer Arbeit befragt und zu den E-Mails, die die Behörden auf ihrem Computer gefunden hatten. Zudem wurde sie gefragt, ob sie eine Feministin sei, und wie sie Feminismus definieren würde.

Dr. Homa Hoodfar leidet an einer neurologischen Erkrankung namens Myasthenia gravis. Hierbei handelt es sich um eine chronische Autoimmunerkrankung, die durch eine gestörte Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel gekennzeichnet ist und dadurch zu Muskelschwäche führt. Man hat ihrer Familie bisher nicht gestattet, ihr die Medikamente zu bringen, die sie benötigt.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Dr. Homa Hoodfar ist eine angesehene Akademikerin und Anthropologin, die seit mehreren Jahrzehnten in den Bereichen Entwicklung, Kultur, Genderstudien und Wahlpolitik lehrt und forscht. Sie hat eine Reihe von Büchern geschrieben bzw. mitverfasst, wie z. B.: Between Marriage and the Market: Intimate Politics and Survival in Cairo (Comparative Studies on Muslim Societies); Electoral Politics: Making Quotas Work for Women; und Sexuality in Muslim Contexts: Restrictions and Resistance.

Dr. Homa Hoodfar leidet an Myasthenia gravis, einer seltenen Erkrankung, die zu Muskelschwäche führt. Am stärksten betroffen sind die Muskeln zur Kontrolle der Augen, Augenlider und des Gesichtsausdrucks sowie die Kau , Schluck- und Sprechmuskulatur. Auch Arm-, Bein- und Nackenmuskulatur können betroffen sein, was zu Mobilitätsproblemen und Schwierigkeiten bei der Durchführung körperlicher Tätigkeiten führen kann. Laut den Familienangehörigen von Dr. Homa Hoodfar verschlimmern sich ihre Symptome unter Stress. Man hat ihrer Familie bisher nicht gestattet, sie zu besuchen oder ihr die nötigen Medikamente zu bringen. Auch ihr Rechtsbeistand hat keinen Zugang zu ihr. Amnesty International hat einige weitere Fälle dokumentiert, in denen Gefangene angegeben haben, in iranischen Gefängnissen keinen Zugang zu wichtigen Medikamenten erhalten zu haben. Dies kann zu neuen gesundheitlichen Problemen oder der Verschlimmerung bestehender Krankheiten führen. In manchen Fällen werden Medikamente offenbar zur Strafe vorenthalten. Wenn inhaftierten Personen ohne rechtmäßigen medizinischen Grund Medikamente vorenthalten werden, sei es vorsätzlich oder fahrlässig, dann verstößt dies gegen das Recht auf Gesundheit und das Verbot von grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung. Wenn ein solches Vorenthalten vorsätzlich geschieht und einer Person "große Schmerzen oder Leiden" zugefügt werden, um sie zu bestrafen, zu nötigen oder einzuschüchtern, ein "Geständnis" zu erlangen oder aus einem sonstigen auf irgendeiner Art von Diskriminierung beruhenden Grund, so ist dies mit Folter gleichzusetzen.