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DEINE SPENDE WIRKT!
Hinrichtung am 25. Januar verhindern!
Diese Urgent Action ist beendet
Der Oberste Gerichtshof der USA hat Vernon Madison einen Hinrichtungsaufschub eingeräumt. Er sollte am 25. Januar im US-Bundesstaat Alabama hingerichtet werden. Der Hinrichtungsaufschub gibt dem Obersten Gerichtshof Zeit, über einen Antrag der Verteidigung zu entscheiden. Die Verteidigung argumentiert darin, dass Vernon Madison aufgrund seiner geistigen Einschränkung nicht hingerichtet werden darf.
Häftling im Todestrakt in Pontiac, Illinois
© APGraphicsBank
Vernon Madison soll am 25. Januar im US-Bundesstaat Alabama hingerichtet werden. Laut seiner Rechtsbeistände versteht er den Grund für die bevorstehende Hinrichtung nicht, da er infolge mehrerer schwerer Schlaganfälle dement ist und sich nicht an die Tat erinnern kann.
Appell an
Gouverneurin von Alabama
Governor Kay Ivey
Alabama State Capitol
600 Dexter Avenue
Montgomery
Alabama 36130
USA
(Anrede: Dear Governor / Sehr geehrte Frau Gouverneurin)
Fax: (00 1) 334 353 0004
E-Mail: http://governor.alabama.gov/contact (tragen Sie
bitte im Formular Ihren Namen und dann folgende Adresse ein:
5 Pennsylvania Plaza, New York, NY 10001, Telefon: 212 807 8400)
Sende eine Kopie an
Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
Herrn Kent Doyle Logsdon
Geschäftsträger a.i., Gesandter-Botschaftsrat
Clayallee 170
14191 Berlin
Fax: 030-83 05 10 50
E-Mail: über http://germany.usembassy.de/email/feedback.htm
Amnesty fordert:
- Bitte wandeln Sie das Todesurteil gegen Vernon Madison um, da die Rechtslage eine Hinrichtung eindeutig untersagt: Drei Bundesrichter_innen haben entschieden, dass Vernon Madison nicht hingerichtet werden darf, da er aufgrund des schlaganfallbedingten Gedächtnisverlustes den Grund für die Hinrichtung nicht versteht.
Sachlage
Der Afro-Amerikaner Vernon Madison sitzt im Todestrakt, weil er der Erschießung des weißen Polizisten Julius Schulte am 18. April 1985 schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt wurde. Vernon Madison stand wegen der Tat bereits dreimal – 1985, 1990 und 1994 – vor Gericht. Die beiden ersten Schuldsprüche wurden im Rechtsmittelverfahren aufgehoben. Im dritten Strafverfahren erklärten ihn die Geschworenen erneut für schuldig. Bei der folgenden Entscheidung über das Strafmaß legte die Verteidigung unstrittiges Beweismaterial vor, dass Vernon Madison seit seiner Teenagerzeit an einer geistigen Einschränkung litt, die zu paranoiden Wahnvorstellungen führt. Die Geschworenen empfahlen mit acht zu vier Stimmen die Verurteilung zu einer lebenslangen Haftstrafe. Die Richterin setzte sich jedoch über die Empfehlung der Geschworenen hinweg und verurteilte Vernon Madison zum Tode.
Dreißig Jahre nach der Straftat leidet Vernon Madison an Diabetes und chronischem Bluthochdruck. Er ist erblindet, kann nur mit Unterstützung gehen, spricht undeutlich und ist in Folge einer Hirnschädigung inkontinent. Er hat eine Reihe von Schlaganfällen erlitten, zuletzt im Mai 2015 und Januar 2016. Nach jedem der beiden letzten Schlaganfälle zeigte er Anzeichen von Gedächtnisverlust sowie Verwirrung, Desorientierung und eine verminderte Kommunikationsfähigkeit. Sein Zustand verschlechtert sich weiterhin.
2016 stimmte eine Richterin einer Anhörung darüber zu, ob Vernon Madison überhaupt hingerichtet werden dürfe – d.h., ob er versteht, warum und wie er hingerichtet werden soll. Ein Neuropsychologe der Verteidigung kam in diesem Rahmen zu dem Schluss, dass Vernon Madison durch die Schlaganfälle einen "erheblichen Verlust der kognitiven Fähigkeiten" erlitten habe und sich mit einem IQ von 72 und seinem aktuellen Gesundheitszustand im Grenzbereich intellektueller Fähigkeiten befände. Zusätzlich läge ein "sehr grundlegendes Defizit" bezüglich des Erinnerungsvermögens vor. Er diagnostizierte bei Vernon Madison eine vaskuläre Demenz, die sich durch eine retrograde Amnesie zeige – der Verurteilte kann sich nicht an Vorfälle vor den Schlaganfällen erinnern. Der Arzt kam zu dem Schluss, dass sich der Gefangene nicht an den Mord an Julius Schulte erinnern könne und nicht glaube, dass er jemanden getötet habe. Eine vom Gericht bestellte Psychologin folgerte jedoch, dass Vernon Madison trotz seiner kognitiven Einschränkungen hingerichtet werden könne und die Richterin urteilte in diesem Sinne.
Im März 2017 entschied das US-Berufungsgericht des 11. Bezirks, dass die Einschätzung der vom Gericht benannten Expertin unangemessen und die Entscheidung der Richterin "schlicht unbegründet" gewesen sei. Deshalb sei eine Beachtung des "Gesetzes zur Bekämpfung des Terrorismus und zur effektiven Durchsetzung der Todesstrafe" (Anti-Terrorism and Effective Death Penalty Act – AEDPA) von 1996, welches die Prüfung eines bundesstaatlichen Gerichtsentscheids durch ein Bundesgericht einschränkt, hier nicht einschlägig. Zwei Richter_innen argumentierten, "in dem uns vorliegenden Bericht steht unumstritten, dass sich Herr Madison aufgrund seines geistigen Zustands nicht an sein Kapitalverbrechen erinnert". Sie kamen zu dem Schluss, dass "Herr Madison aufgrund seiner Demenz und dem damit einhergehenden eingeschränkten Erinnerungsvermögen, den Zusammenhang zwischen seiner Straftat und seiner Hinrichtung nicht versteht" und deshalb "nicht hingerichtet werden darf". Eine dritte Richterin stimmte zu, dass Vernon Madison nicht hingerichtet werden dürfe. Am 6. November hob der Oberste Gerichtshof der USA die Entscheidung des 11. Bezirksgerichts auf und begründete dies damit, dass die Vorgaben des AEDPA greifen würden. Das Gericht sagte zudem, dass es "bezüglich der zugrundeliegenden Frage", ob Vernon Madison hingerichtet werden dürfe, "keine Position" beziehe.
Hintergrundinformation
Injustice riddles the state’s efforts to get Vernon Madison to the execution chamber, a pursuit that has now gone on for nearly 33 years. In 1987, the Alabama Court of Criminal Appeals found that the prosecution had engaged in racially discriminatory jury selection tactics when it summarily dismissed all seven qualified African Americans from the jury pool at the 1985 trial. Then, at the 1990 retrial, the prosecution engaged in misconduct when it elicited expert testimony partly based on facts not in evidence before the court. Again the state Court of Criminal Appeals overturned the conviction. At the third trial, the elected judge overrode the jury’s vote for a life sentence, effectively giving the state its fourth attempt to achieve the death sentence denied it twice by its own misconduct and then by the jurors after they had heard evidence of Vernon Madison’s mental disability.
International law and standards on the use of the death penalty hold that it may not be imposed or carried out on people with mental or intellectual disabilities. This applies whether the disability was relevant at the time of their alleged commission of the crime or developed after the person was sentenced to death. In the USA, the 1986 Supreme Court decision, Ford v. Wainwright, prohibits the execution of those who are mentally "incompetent" – those who cannot understand the reason for or reality of their punishment. In Panetti v. Quarterman in 2007, the Court elaborated that under Ford, "A prisoner’s awareness of the State’s rationale for an execution is not the same as a rational understanding of it… Gross delusions stemming from a severe mental disorder may put an awareness of a link between a crime and its punishment in a context so far removed from reality that the punishment can serve no proper purpose." Yet, on this issue, Vernon Madison faces injustice wrought by the AEDPA.
Signed into law on 24 April 1996 by President Bill Clinton, the AEDPA compromises fairness in pursuit of finality. In 1998, the UN Special Rapporteur on extrajudicial, summary or arbitrary executions wrote that this legislation had "further jeopardized the implementation of the right to a fair trial as provided for in the ICCPR [International Covenant on Civil and Political Rights] and other international instruments". The AEDPA placed unprecedented restrictions on prisoners raising claims of constitutional violations. The US Supreme Court has said that under the AEDPA federal courts must operate a "highly deferential standard for evaluating state-court rulings, which demands that state court decisions be given the benefit of the doubt". When the Supreme Court overturned the 11th Circuit’s incompetency finding in Vernon Madison’s case, three of the Justices noted that "the issue of whether a State may administer the death penalty to a person whose disability leaves them without memory of his commission of a capital offense is a substantial question not yet addressed by the Court". It was an issue, they said, that warranted a "full airing", but that the AEDPA’s "restraints… preclude consideration of the question" in Vernon Madison’s case. Without the AEDPA’s strictures, the 11th Circuit’s finding that Vernon Madison was incompetent for execution would surely have been allowed to stand (on AEDPA, see also https://www.amnesty.org/en/documents/amr51/0004/2015/en/).
When the 11th Circuit issued its decision, the two judges in the majority noted that the court-appointed psychologist upon whose testimony the Alabama judge had relied in finding Madison competent for execution "simply wasn’t looking at the right issues" for a competency determination under Ford/Panetti. Even the dissenting third judge expressly acknowledged that this court-appointed expert "may not have performed the most exhaustive of examinations, may not have asked the best questions, and may not have provided the most pristine opinion". In December 2017, Vernon Madison’s lawyers presented newly emerged evidence that the psychologist had been suspended from practicing psychology after being arrested and charged on four counts of possession of a controlled substance, one of which occurred shortly after the competency hearing for Vernon Madison.
There have been 1,466 executions in the USA since judicial killing resumed there in 1977 under new capital statutes approved by the Supreme Court in 1976. Alabama accounts for 61 of these executions, including three of the 23 conducted in 2017. There has been one execution in the USA so far this year. Amnesty International opposes the death penalty, unconditionally. Today some 142 countries are abolitionist in law or practice.