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DEINE SPENDE WIRKT!
USA: Hinrichtung stoppen!
Diese Urgent Action ist beendet.
Ramiro Gonzales ist am 26. Juni im US-Bundesstaat Texas hingerichtet worden. Er war 2006 wegen eines Mordes zum Tode verurteilt worden, den er 2001 im Alter von 18 Jahren begangen hatte, nachdem er in seiner Kindheit Vernachlässigung und Misshandlung erlebt hatte. Die Gerichte schalteten sich nicht ein, um die Hinrichtung zu verhindern, obwohl ein Sachverständiger der Staatsanwaltschaft seine inkorrekte Aussage vor Gericht seither faktisch widerrufen hat, was die Legitimität des Todesurteils infrage stellte.
© Amnesty International
Ramiro Gonzales soll am 26. Juni im US-Bundesstaat Texas hingerichtet werden. Er wurde 2006 wegen eines Mordes zum Tode verurteilt, den er 2001 im Alter von 18 Jahren begangen hatte. Im Jahr 2022 war ein festgelegter Hinrichtungstermin kurzfristig abgesagt worden. Ein Sachverständiger der Staatsanwaltschaft hatte im Gerichtsverfahren die Schlussfolgerung der Geschworenen unterstützt, dass Ramiro Gonzales weitere Gewalttaten begehen würde, wenn man ihn am Leben ließe. Diese Aussage lässt sich jedoch nicht belegen und der Sachverständige hat sie seither faktisch widerrufen, was das Todesurteil infrage stellt. Die Gerichte erkennen dies jedoch nicht an. Ramiro Gonzales hat in seiner Kindheit Missbrauch und Vernachlässigung erfahren. Als Häftling verhält er sich gewaltfrei und nimmt Weiterbildungsmöglichkeiten wahr. Er darf nicht hingerichtet werden.
Appell an
Texas Board of Pardons and Paroles
Clemency Section
8610 Shoal Creek Boulevard
Austin, Texas 78757
USA
Sende eine Kopie an
Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
I. E. Frau Amy Gutmann
Clayallee 170
14195 Berlin
Fax: 030-83 05 10 50
E-Mail: feedback@usembassy.de
Amnesty fordert:
- Bitte stoppen Sie die Hinrichtung von Ramiro Gonzales (Häftlingsnummer 999513) und setzen Sie sich für die Umwandlung seines Todesurteils ein.
Sachlage
Ramiro Gonzales (Häftlingsnummer 999513) soll am 26. Juni 2024 im US-Bundesstaat Texas hingerichtet werden. Er war zum Tode verurteilt worden, weil er im Januar 2001 eine 18-jährige Frau vergewaltigt und ermordet hatte. Zum Tatzeitpunkt war er 18 Jahre und zwei Monate alt und hatte eine Kindheit voller Vernachlässigung und Missbrauch hinter sich. Ein*e Neuropsycholog*in sagte damals vor Gericht aus, dass Ramiro Gonzales "sich im Grunde selbst großgezogen hat" und die emotionale Reife eines 13- oder 14-Jährigen aufwies.
Der Oberste Gerichtshof der USA erklärte im Jahr 1982, dass "junges Alter mehr ist als reine Chronologie. Es ist eine Zeit und ein Zustand im Leben, in dem Menschen am anfälligsten sind für Beeinflussung und negative psychologische Entwicklungen". Als der Oberste Gerichtshof im Jahr 2005 schließlich ein Hinrichtungsverbot für Menschen unter 18 Jahren verhängte, wies er darauf hin, dass "die Merkmale, die einen Jugendlichen von einem Erwachsenen unterscheiden, am 18. Geburtstag nicht einfach verschwinden". In den vergangenen Jahren hat die neurowissenschaftliche Forschung weitere Nachweise dafür geliefert, dass sich das Gehirn auch über das 20. Lebensjahr hinaus noch weiterentwickelt, so auch die Bereiche des Gehirns, die für Impulskontrolle und vernünftiges Urteilsvermögen zuständig sind.
Bei der Gerichtsverhandlung sagte ein von der Staatsanwaltschaft bestellter Psychiater aus, dass Ramiro Gonzales in Zukunft kriminelle Gewalttaten begehen könnte, dass er eine "antisoziale Persönlichkeitsstörung" aufwies und wenig oder keine Aussicht auf Rehabilitation habe. Er präsentierte den Geschworenen zudem Statistiken über eine sehr hohe Rückfallquote in Fällen sexualisierter Gewalt. Im Jahr 2022 räumte der Psychiater ein, dass diese Statistiken schwere Mängel aufwiesen, und widerrief faktisch seine Aussage. Er räumte ein, dass "Herr Gonzales [zum Tatzeitpunkt] gerade erst 18 geworden war. Seither ist viel Zeit vergangen, und mit zunehmender Reife hat er sich sowohl geistig als auch emotional stark verändert". Seiner Meinung nach "stellt Ramiro Gonzales keine zukünftige Gefahr für die Gesellschaft dar".
Der heute 41-jährige Ramiro Gonzales hat während seiner Zeit im Todestrakt keine einzige Gewalttat begangen. Er hat seine Verbrechen gestanden und Reue gezeigt. Er liest viel, bildet sich weiter und ist ein begabter Künstler.
Seit 1976 wurden in den USA 1.588 Menschen hingerichtet, 587 davon (37%) in Texas. 78 der in Texas exekutierten Personen (13%) waren zum Zeitpunkt der ihnen vorgeworfenen Straftat erst 18 oder 19 Jahre alt. Seit 2014 wurden in Texas neun Menschen für Taten hingerichtet, die sie im Alter von 18 Jahren begangen hatten. Amnesty International lehnt die Todesstrafe grundsätzlich und uneingeschränkt ab.
Hintergrundinformation
(auf Englisch)
In October 2002, Ramiro Gonzales pled guilty to the abduction and rape of a woman in September 2001 and was sentenced to life imprisonment. Soon after he began this sentence, he admitted to the sexual assault and murder of an 18-year-old woman committed in January 2001 while robbing the home of the person who supplied him with drugs. At the time of the murder, Ramiro Gonzales was 71 days past his 18th birthday. The jury convicted him of capital murder and at the sentencing phase of his 2006 trial, the prosecution presented a psychiatrist who testified that Ramiro Gonzales posed a "future danger", a jury’s finding of which is a prerequisite for a death sentence in Texas. Such predictions have long been shown to be unscientific, unreliable and in many cases, grossly inaccurate. In closing argument at the sentencing, the prosecutor said: "Best evidence of future dangerousness? Past behavior. [The psychiatrist] told you that… He’s the one that came in here… to tell you the true facts".
In 2021, at the request of the appeal lawyers, the same psychiatrist re-evaluated Ramiro Gonzales. He noted that "during our interview, [Ramiro Gonzales] took full responsibility" for the murder "and displayed significant remorse for his actions", and "although he does not know exactly what he would tell the victim’s mother, he wishes that he could speak to her and try to express his regret". In his 2022 report, the psychiatrist noted Ramiro Gonzales’s family history of "substance abuse, physical abuse and sexual abuse". He stated that there was "no doubt" that Ramiro Gonzales ended up in his current situation "because of his florid history of substance abuse", into which he had spiralled after the death in a car accident of an aunt with whom he had become very close. He was 15. His drug use, which began as "self-medication" developed into "severe drug addiction and dependency". He dropped out of school at 16 and began committing drug-related crimes. At times, he "would remain on a 'meta[mphetamine]-high’ for as many as seven to ten days". As Ramiro Gonzales reported to the psychiatrist, "the only thing one can even recognize or acknowledge, at that moment, is the unrelenting desire to obtain more drugs at any cost."
In 2022, the psychiatrist revisited his own trial testimony, during which he had testified that the defendant would pose a significant risk of future violence, had little prospect of rehabilitation, that he had "anti-social personality disorder", and that in cases involving sexual assault, there "was a very high incidence of continued reoffending", at a rate of 80 per cent or higher. The psychiatrist acknowledged that this statistic was now known to be inaccurate, and that the true figure was much lower, particularly among young offenders.
Ramiro Gonzales’s execution was previously set for 13 July 2022. Two days before the execution, the Texas Court of Criminal Appeals (TCCA) issued a stay and remanded the case to a county judge to assess the claim that the testimony about recidivism rates was inaccurate and may have affected the jury’s answer to the future dangerousness question. The judge recommended denial of the claim, reasoning that even if the expert’s testimony about the recidivism rates was false, it was not sufficiently prejudicial to require reversal of Gonzales’s death sentence. The TCCA accepted the lower court’s recommendation and denied the claim.
In 2005, when the US Supreme Court belatedly banned the death penalty against individuals who were under 18 at the time of the crime, it recognized young people’s immaturity, impulsiveness, poor judgment, as well as their potential for reform, and noted that "the qualities that distinguish juveniles from adults do not disappear when an individual turns 18".