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Politikerin seit Juli verschleppt
Siham Sergiwa, Abgeordnete in Libyen
© Adam Sergiwa
Am 17. Juli entführten bewaffnete Männer die Abgeordnete und Frauenrechtlerin Siham Sergiwa brutal aus ihrem Haus in Bengasi. Sie hatte zuvor die Militärkampagne der selbsternannten Libysch-Nationalen Armee zur Einnahme von Tripolis öffentlich kritisiert. Seit ihrer Entführung vor über drei Monaten besteht kein Kontakt zu ihr. Amnesty International ist in großer Sorge, dass sie gefoltert oder in anderer Weise misshandelt wird.
Appell an
Oberkommandeur der
Libyschen-Nationalen Armee
General Khalifa Haftar
Head of the Libyan National Army
LIBYEN
Sende eine Kopie an
Libysche Botschaft
Herr Ehab M. A. Hablouss
Geschäftsträger a.i.
Podbielskiallee 42
14195 Berlin
Fax: 030-2005 9699
E-Mail: info@libysche-botschaft.de
Amnesty fordert:
- Bitte stellen Sie sicher, dass Siham Sergiwa umgehend und bedingungslos freigelassen wird.
- Geben Sie bis zu ihrer Freilassung ihr Schicksal und ihren Verbleib bekannt und stellen Sie bitte sicher, dass sie weder gefoltert noch anderweitig misshandelt wird.
Sachlage
Die libysche Parlamentarierin Siham Sergiwa wurde bei einem nächtlichen bewaffneten Überfall auf ihr Haus am 17. Juli verschleppt. Seither gibt es keine Informationen über ihren Verbleib und ihr Wohlergeben.
Nur Stunden nachdem Siham Sergiwa ein Fernsehinterview gegeben hatte, in dem sie die Offensive der Libysch-Nationalen Armee (LNA) kritisiert hatte, stürmten Dutzende maskierte bewaffnete Männer in Militäruniformen gegen 2 Uhr des 17. Juli ihr Haus und entführten sie. Zeugenaussagen weisen darauf hin, dass die Angreifer zur LNA gehörten. Während des Überfalls wurde der Ehemann von Siham Sergiwa ins Bein geschossen und ihr 16-jähriger Sohn wurde heftig geschlagen. Die beiden sind inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden.
Laut Angaben eines Familienangehörigen von Siham Sergiwa hatten einige Abgeordnete mit der Garde von General Chalifa Haftar, dem Kommandeur der LNA, Kontakt. Diese hätten gesagt, dass Siham Sergiwa im Gefängnis al-Rajma in Bengasi festgehalten wird. Obwohl dieses Gefängnis nur 28 km vom Haus von Siham Sergiwa entfernt liegt, konnte die Familie bisher keinen Kontakt zu ihr aufnehmen. "Für die Familie ist es eine Katastrophe", sagte ihr Bruder, der Siham Sergiwa als "eine wirklich wunderbare Person" beschreibt, die "an ein geeintes Libyen glaubt und alle Libyer_innen vor Krieg schützen möchte".
Hintergrundinformation
Siham Sergiwa ist Abgeordnete des libyschen Parlaments und setzt sich für die Belange von Frauen ein. Sie kritisiert zudem General Haftar, der die Libysch-Nationale Armee anführt. Siham Sergiwa scheint zur Zielscheibe geworden zu sein, um sie dafür zu bestrafen, dass sie friedlich ihre Meinung gesagt und die Offensive der Libysch-Nationalen Armee auf Tripolis kritisiert hat.
Sie ist das jüngste Opfer einer Reihe libyscher Frauen, die seit 2014 entführt, körperlich oder mit sexualisierter Gewalt angegriffen, bedroht, schikaniert, in den Sozialen Medien verleumdet wurden, Mordanschläge überlebten oder dabei starben oder in anderer Weise eingeschüchtert wurden.
Mindestens drei Aktivistinnen und Politikerinnen sind seit 2014 in Verbindung mit ihrer Arbeit ermordet worden. Insbesondere Frauen, die sich nicht an die sozialen Normen oder Genderstereotype halten, werden dabei ins Visier genommen.