DEINE SPENDE KANN LEBEN RETTEN!
Mit Amnesty kannst du dort helfen, wo es am dringendsten nötig ist.
DEINE SPENDE WIRKT!
MENSCHENRECHTE SCHÜTZEN!
Wir setzen uns für den Schutz von bedrohten Aktivist*innen ein, stellen klare Forderungen an die Politik.
UNTERSTÜTZE UNSERE ARBEIT MIT DEINER SPENDE.
Kolumbien: Zivilbevölkerung vor Angriffen schützen!
"Friede": Feierlichkeiten in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, nachdem die Regierung und die bewaffnete Gruppe FARC ein Friedensabkommen unterzeichnet hatten (Archivaufnahme vom September 2016).
© AFP/Getty Images
Am 25. September 2025 behauptete der Kommandant der FARC-Guerillagruppe Frente 33 öffentlich, dass das Komitee für soziale Integration von Catatumbo CISCA in die Aktionen bewaffneter Gruppen verwickelt sei. Die Äußerungen sind ungerechtfertigt und inakzeptabel und stellen eine ernsthafte Bedrohung für Menschenrechtler*innen und Sprecher*innen lokaler Gemeinschaften dar, die bereits seit langer Zeit Gewalt und Stigmatisierung ausgesetzt sind. Die Frente 33 führt derzeit Friedensgespräche mit den kolumbianischen Behörden. Der Friedensbeauftragte muss sicherstellen, die Menschenrechte in den Mittelpunkt dieser Gespräche zu rücken, und sollte die bewaffnete Gruppe auffordern, die Angriffe auf CISCA und alle Menschenrechtler*innen und Gemeindesprecher*innen einzustellen.
Setzt euch für die Mitglieder von CISCA ein!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
Du hast Probleme beim Ausdrucken des Briefes? Dann klicke bitte hier.
Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
Consejero Comisionado de Paz
José Otty Patiño Hormaza
Calle 7 No. 6-54
Bogotá
KOLUMBIEN
Sende eine Kopie an
Botschaft der Republik Kolumbien
I. E. Frau Yadir Salazar Mejia
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: ealemania@cancilleria.gov.co
Amnesty fordert:
- Nutzen Sie bitte Ihren Einfluss im Rahmen der Friedensgespräche, um die Frente 33 der FARC aufzufordern, ihre stigmatisierenden Aussagen über CISCA umgehend zu widerrufen und von weiteren Attacken oder Eskalationen gegen die Organisation abzusehen.
Sachlage
Das Leben, die Sicherheit und die Unversehrtheit der Zivilbevölkerung in der kolumbianischen Region Catatumbo ist in Gefahr. Besonders betroffen sind Menschenrechtsverteidiger*innen und Mitglieder lokaler zivilgesellschaftlicher Organisationen. Am 25. September 2025 machte der Kommandant der FARC-Guerillagruppe Frente 33 öffentlich stigmatisierende Aussagen über das Komitee für soziale Integration von Catatumbo (Comité de Integración Social del Catatumbo – CISCA). Er behauptete, dass die zivilgesellschaftliche Organisation, die sich für die Menschenrechte einsetzt, in die Aktionen anderer bewaffneter Gruppen in der Gegend verwickelt sei.
In der Region Catatumbo kommt es seit einiger Zeit zu Zusammenstößen zwischen bewaffneten Gruppen. Vor diesem Hintergrund werden in der Region regelmäßig gefährliche Unterstellungen über Menschenrechtsverteidiger*innen und Gemeindesprecher*innen verbreitet. Seit Jahrzehnten sind sie Ziel von Menschenrechtsverstößen, und es ist daher ganz besonders riskant für sie, auf diese Art und Weise von einer bewaffneten Gruppe aufs Korn genommen zu werden. Zumal diese bewaffnete Gruppe derzeit Friedensgespräche mit den kolumbianischen Behörden führt.
In den vergangenen Jahren und insbesondere seit der jüngsten Eskalation der Gewalt Mitte Januar 2025 haben die lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen von Catatumbo, darunter auch CISCA, immer wieder Frieden, die Einhaltung des humanitären Völkerrechts und strukturelle Lösungen auf der Grundlage einer stärkeren Präsenz ziviler staatlicher Institutionen gefordert, wie sie im kürzlich unterzeichneten Sozialpakt für die territoriale Umgestaltung von Catatumbo dargelegt sind.
Hintergrundinformation
Die Region Catatumbo liegt im Nordosten Kolumbiens im Departamento Norte de Santander. Sie erstreckt sich von den östlichen Anden bis in die Nähe des Maracaibo-Sees in Venezuela. Obwohl die Region reich an natürlichen Rohstoffen – insbesondere Erdöl – ist, ist sie von extremer Armut und einem hohen Maß an Militarisierung und bewaffneter Gewalt geprägt. Der eingeschränkte Zugang zu Nahrung, Bildung, Wasser, Wohnraum und Gesundheitseinrichtungen schafft ein feindliches Umfeld für Gemeindesprecher*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen. Darüber hinaus ist die Infrastruktur nur schlecht ausgebaut, sodass Catatumbo vom Rest des Landes isoliert ist. Die Region ist nach wie vor eine der wichtigsten Gebiete für den Kokaanbau und die Kokaproduktion im Land.
Amnesty International beobachtet die Gewalt gegen Menschenrechtsverteidiger*innen in der Region Catatumbo seit mehreren Jahren. Dabei liegt der Fokus auf CISCA, das sich für die Landrechte der kleinbäuerlichen Gemeinschaften von Catatumbo stark macht. Seit 2020 weist Amnesty International darauf hin, dass die Menschenrechtsarbeit von CISCA vor allem durch zwei Hauptrisikofaktoren behindert wird: zum einen durch das hohe Maß an Gewalt, insbesondere gegen Personen mit gesellschaftlichem Einfluss wie Gemeindesprecher*innen, und zum anderen durch die angeordnete Vernichtung von Kokapflanzen. Amnesty International hat außerdem festgestellt, dass die extreme Armut und der fehlende Zugang zu wirtschaftlichen und sozialen Rechten ein angespanntes und feindseliges Umfeld in der Region schaffen, insbesondere für Gemeindesprecher*innen. Amnesty International stellte fest, dass die kolumbianischen Behörden im Juli 2023 die erzwungene Vernichtung von Kokapflanzen eingestellt hatten und dass die militärischen Aktivitäten in der Region sowohl seitens der regionalen Sicherheitskräfte als auch der bewaffneten Gruppen etwas zurückgegangen waren. Doch die lange Geschichte der Militarisierung und die humanitären Auswirkungen des bewaffneten Konflikts standen der Schaffung eines sicheren Umfelds sowohl für soziale Bewegungen als auch für die Menschenrechtsarbeit entgegen. Außerdem setzten die bewaffneten Gruppen ihre Aktionen in den benachbarten Gebieten fort oder intensivierten sie sogar.
Seit Mitte Januar 2025 kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den bewaffneten Gruppen Nationale Befreiungsarmee (Ejército de Liberación Nacional – ELN) und EMBF, die Splittergruppen der früheren bewaffneten Gruppierung FARC-EP (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo – FARC-EP) unter sich vereint, darunter auch die Frente 33. Der Konflikt hat schwere Folgen für die Zivilbevölkerung. Am 18. Januar meldete die Ombudsstelle 60 Tötungen in den Gemeinden Convención, Ábrego, Teorama, El Tarra, Hacarí und Tibú sowie die Vertreibung indigener und kleinbäuerlicher Gemeinschaften. Angesichts entsprechender Drohungen durch die ELN wies die Ombudsstelle auf das besondere Risiko hin, dem Menschenrechtler*innen, Gemeindesprecher*innen und ehemalige Mitglieder der 2016 demobilisierten FARC-EP ausgesetzt sind. Bis zum 18. Februar meldete der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge (UNHCR) rund 80.000 Betroffene (darunter mindestens 47.000 Kinder und 4.600 venezolanische Flüchtlinge), von denen 52.000 vertrieben waren und 8.600 nach wie vor mit Gewalt daran gehindert werden, ihren Wohnort zu verlassen (Zwangsisolierung). Der UNHCR erklärte, dass die Konfrontationen zwischen bewaffneten Gruppen sowie zwischen diesen und den kolumbianischen Sicherheitskräften anhielten, wodurch die Gefahr von weiteren Tötungen, massiven Vertreibungen, Zwangsisolierung von Gemeinden und des Verschwindenlassens von Personen bestehe.
Die kolumbianischen Behörden beteuern, dass der Schutz der Zivilbevölkerung für sie Priorität hat, und haben Notfall-Evakuierungsmaßnahmen durchgeführt. Menschenrechtsorganisationen in Catatumbo und auf nationaler Ebene haben vor der Gefahr einer militärischen Reaktion auf diese Krise gewarnt und zum Frieden und zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts aufgerufen. Außerdem haben sie Präsident Petro aufgefordert, strukturelle Lösungen, die auf einer stärkeren Präsenz ziviler staatlicher Einrichtungen beruhen, zu unterstützen und umzusetzen, wie z. B. den Sozialpakt für die territoriale Umgestaltung von Catatumbo, der in den letzten zwei Jahren von Vertreter*innen des Staates und der lokalen Zivilgesellschaft diskutiert und schließlich am 6. März 2025 in Catatumbo unterzeichnet wurde.
In einer Sitzung des Kabinetts, die am 3. März im nationalen Fernsehen übertragen wurde, um die Veranstaltung am 6. März in Catatumbo anzukündigen, stigmatisierte Präsident Petro die sozialen Organisationen in der Region jedoch und brachte sie damit in große Gefahr. Nach seinen Worten seien sie von den bewaffneten Gruppen "durchsetzt" und würden diesen "unterstehen". Bewaffnete Gruppen beschuldigen die lokale Zivilbevölkerung häufig, mit rivalisierenden Gruppen zusammenzuarbeiten, um Angriffe gegen sie zu rechtfertigen. Die Stigmatisierung von sozialen Organisationen hat in den Sozialen Netzwerken auf lokaler Ebene in den letzten Wochen auf besorgniserregende Weise zugenommen. Am 25. September 2025 machte die FARC-Guerillagruppe Frente 33 öffentlich stigmatisierende Aussagen über CISCA und seine Mitglieder. In der Region Catatumbo ist es bereits riskant für Einzelpersonen und Gemeinschaften, sich für die Menschenrechte einzusetzen. In dieser Art und Weise von einer bewaffneten Gruppe ins Visier genommen zu werden, bedeutet eine noch größere Gefahr für die Betroffenen, weshalb die Behörden unverzüglich handeln müssen.
Seit Beginn der Krise hat Amnesty International in einer Eilaktion und in einer öffentlichen Stellungnahme den Schutz der Zivilbevölkerung gefordert. In einer weiteren Eilaktion wurde der Präsident aufgefordert, seine stigmatisierende Rhetorik gegen zivilgesellschaftliche Organisationen einzustellen.

