Kasachstan: Oppositioneller zu Bewährungsstrafe verurteilt

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Der kasachische Oppositionspolitiker Janbolat Mamai (auch Zhanbolat Mamay)

Janbolat Mamai, Journalist und Vorsitzender der nicht registrierten oppositionellen Demokratischen Partei Kasachstans, wurde am 10. April wegen friedlichen Protestierens zu einer sechsjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Ihm wird Beleidigung eines Regierungsvertreters, Verbreitung falscher Informationen und Organisieren von Massenunruhen vorgeworfen. Amnesty International ist der Ansicht, dass er lediglich wegen der friedlichen Wahrnehmung seines Rechts auf Meinungsfreiheit vor Gericht gestellt wurde und dass alle Auflagen gegen ihn umgehend und bedingungslos aufgehoben werden müssen.

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Sehr geehrter Herr Präsident,

ich möchte Sie auf den Fall von Janbolat Mamai (auch Zhanbolat Mamay) aufmerksam machen. Der Journalist wurde am 10. April zu einer sechsjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Ich befürchte, dass das Urteil eine Vergeltungsmaßnahme für seine regierungskritischen Äußerungen und seine Position als Vorsitzender der nicht registrierten oppositionellen Demokratischen Partei Kasachstans (DPK) ist. Die Bewährungsstrafe geht mit schweren Einschränkungen seiner Rechte auf freie Meinungsäußerung sowie Versammlungs- und Bewegungsfreiheit einher. So darf Janbolat Mamai keinen politischen oder gemeinnützigen Aktivitäten nachgehen, was u. a. bedeutet, dass er nicht erneut versuchen kann, seine politische Partei registrieren zu lassen. Auch sind ihm jegliche journalistischen Aktivitäten – einschließlich Bloggen – sowie die Nutzung der Sozialen Medien untersagt. Auch über seine Bewegungsfreiheit wurden Auflagen verhängt, und er muss eine Geldstrafe von 400.000 Tenge (etwa 800 Euro) zahlen. Bei Nichteinhaltung dieser Auflagen könnte ihm eine Haftstrafe drohen.

Janbolat Mamai wurde auf der Grundlage folgender Vorwürfe verurteilt: Beleidigung eines Regierungsvertreters (Paragraf 378.2 des Strafgesetzbuchs), Verbreitung falscher Informationen (Paragraf 274.2) und Organisieren von Massenunruhen (Paragraf 272). All diese Anklagen beziehen sich auf die rechtmäßige Wahrnehmung seiner Rechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

Bitte ergreifen Sie alle erforderlichen Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Janbolat Mamai (Zhanbolat Mamay) unverzüglich von allen Auflagen befreit und seine Anklage fallengelassen wird.

Hochachtungsvoll,

 

Dear Mr President,

I am writing to you concerning Zhanbolat Mamay who was sentenced to a six-year suspended sentence on 10 April 2023. I am concerned that the conviction on 10 April is retribution for his legitimate criticism of the government and his leadership of the unregistered opposition party, the Democratic Party of Kazakhstan. The suspended sentence imposes severe restrictions on Zhanbolat Mamay’s rights to freedom of expression, freedom of assembly and freedom of movement. The conditions of his sentence prohibit any political or charitable activities, such as further attempts to register his political party, all journalistic activities and use of social media and restricts his freedom of movement. Any breach of these conditions could lead to a custodial sentence.

Mamay has been sentenced to a six-year suspended sentence for insulting an official (Criminal Code, Article 378.2), spreading false information (Article 274.2) and organizing mass disturbances (Article 272). All these charges relate to the legitimate exercise of his right to freedom of expression and freedom of assembly.

I urge you to take all necessary steps in your power to ensure that all restrictions against Zhanbolat Mamay are lifted immediately and all charges against him dropped.

Yours sincerely,

 

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Appell an

President
Kassym-Jomart Tokayew

Government House, Mangilik Yel St, 6
Astana
KASACHSTAN

 

Sende eine Kopie an

Botschaft der Republik Kasachstan
S.E. Herrn Nurlan Onzhanov
Nordendstr. 14–17
13156 Berlin
Fax: 030-47 007 125
E-Mail:
berlin@mfa.kz

Amnesty fordert:

  • Bitte ergreifen Sie alle erforderlichen Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Janbolat Mamai (Zhanbolat Mamay) unverzüglich von allen Auflagen befreit und seine Anklage fallengelassen wird.

Sachlage

Janbolat Mamai (auch Zhanbolat Mamay) wurde am 10. April zu einer sechsjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Es besteht die Sorge, dass das Urteil eine Vergeltungsmaßnahme für seine regierungskritischen Äußerungen und seine Position als Vorsitzender der nicht registrierten oppositionellen Demokratischen Partei Kasachstans (DPK) ist. Die Bewährungsstrafe geht mit schweren Einschränkungen seiner Rechte auf freie Meinungsäußerung sowie Versammlungs- und Bewegungsfreiheit einher. So darf Janbolat Mamai keinen politischen oder gemeinnützigen Aktivitäten nachgehen, was u. a. bedeutet, dass er nicht erneut versuchen kann, seine politische Partei registrieren zu lassen. Auch sind ihm jegliche journalistischen Aktivitäten – einschließlich Bloggen – sowie die Nutzung der Sozialen Medien untersagt. Auch über seine Bewegungsfreiheit wurden Auflagen verhängt, und er muss eine Geldstrafe von 400.000 Tenge (etwa 800 Euro) zahlen. Bei Nichteinhaltung dieser Auflagen könnte ihm eine Haftstrafe drohen.

Janbolat Mamai wurde auf der Grundlage folgender Vorwürfe verurteilt: Beleidigung eines Regierungsvertreters (Paragraf 378.2 des Strafgesetzbuchs), Verbreitung falscher Informationen (Paragraf 274.2) und Organisieren von Massenunruhen (Paragraf 272). All diese Anklagen beziehen sich auf die rechtmäßige Wahrnehmung seiner Rechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Janbolat Mamai ist ein bekannter politischer Aktivist und Journalist aus Kasachstan. Er war Chefredakteur der Zeitung Tribuna, deren Betrieb mittlerweile eingestellt wurde. 2019 gründete er die DPK und wurde ihr Vorsitzender. Die Oppositionspartei hat bis heute vergeblich versucht, eine offizielle Registrierung zu erlangen. Janbolat Mamai nahm am 4. und 5. Januar 2022 friedlich an Protesten in Almaty teil. Am 20. Januar wurde er auf eine Polizeiwache vorgeladen, wo er in Verbindung mit den Protesten als "Zeuge mit dem Recht auf Verteidigung" verhört wurde. Das ist ein rechtlicher Status, der üblicherweise eine Anklage nach sich zieht. Dieses Verhör signalisierte die Aufnahme von Ermittlungen gegen ihn wegen des Organisierens von Massenunruhen (Paragraf 272 des Strafgesetzbuchs). Am 13. Februar 2022 organisierte Janbolat Mamai in Almaty eine friedliche öffentliche Mahnwache zum Gedenken an die Opfer der Gewalt, die das Land im Januar erschüttert hatte. Daraufhin wurde er am 25. Februar festgenommen und zu 15 Tagen "Verwaltungshaft" verurteilt, weil er eine "nicht genehmigte Versammlung organisiert bzw. daran teilgenommen" hatte (Paragraf 488.11 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten). Am 14. März wurde seine Haft um zwei Monate verlängert. Ursprünglich sollte er am 12. März freigelassen werden, wurde aber stattdessen erneut festgenommen und inhaftiert, diesmal aufgrund zweier getrennter Vorfälle aus dem Jahr 2021, mit denen er gegen die Paragrafen 378.2 ("Beleidigung eines Regierungsvertreters") und 274.2 ("Verbreitung falscher Informationen") des Strafgesetzbuches verstoßen haben soll. Am 6. Mai wurde seine Haft in einer Online-Anhörung um einen weiteren Monat verlängert. Im Oktober wurde zudem der Vorwurf gegen ihn erhoben, Massenunruhen organisiert zu haben (Paragraf 272 des Strafgesetzbuches). Im November stellte man ihn unter Hausarrest. Janbolat Mamai weist alle Vorwürfe von sich und gibt an, nie Polizist*innen direkt beleidigt zu haben, sondern nur allgemeine Bemerkungen über die bei den Protesten im Januar anwesenden Polizeikräfte gemacht zu haben. Er bestreitet auch, falsche Informationen verbreitet zu haben, und macht geltend, dass es sein Recht gewesen sei, eine spontane Versammlung zu organisieren, um die Bergleute zu unterstützen, die im Januar in der Stadt Schangaösen protestierten. Er betont, dass seine Teilnahme an den Protesten friedlich gewesen sei.

Am 4. Januar 2022 gingen in Kasachstan Tausende Menschen auf die Straße, um gegen den drastischen Anstieg der Treibstoffpreise zu protestieren. In Almaty und anderswo brach Gewalt aus. Als die Sachschäden und die Zahl der Verletzten zunahmen, eskalierte die Lage: Präsident Kassym-Jomart Tokajew wies die bei den Demonstrationen anwesenden Truppen an, ohne Vorwarnung das Feuer zu eröffnen. Die Behörden unterdrückten die freie Meinungsäußerung und blockierten unabhängige Informationen, u. a. indem sie Journalist*innen und Aktivist*innen festnahmen und schikanierten, das Internet abschalteten und die Sozialen Medien und andere digitale Kommunikationsmittel blockierten. Die offizielle Zahl der während der Proteste getöteten Personen lag laut Regierung bei 238. Darunter befanden sich 19 Personen, die als Angehörige der Polizei oder der Armee identifiziert wurden. Die kasachische Regierung ist den Forderungen von Amnesty International und anderen nach einer unabhängigen internationalen Untersuchung der Ereignisse vom Januar 2022 bisher nicht nachgekommen.