Jemen: vier Baha'i weiterhin willkürlich in Haft

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Im August 2024 ließen die De-facto-Behörden der Huthi vier Angehörige der Religionsgemeinschaft der Baha'i frei, die über ein Jahr lang in einem Sicherheits- und Geheimdienstzentrum der Huthi in der Hauptstadt Sana’a willkürlich inhaftiert gewesen waren. Nach ihrer Festnahme am 25. Mai 2023 wurden sie ungefähr vier Monate lang Opfer des Verschwindenlassens. Danach wurden sie ohne Anklage oder Zugang zu einem Rechtsbeistand festgehalten.

Das Foto zeigt mit Sturmgewehren bewaffnete Maskierte, die Helm und Uniform tragen und am Rande einer Demonstration Wache stehen.

Zu den Huthi-Truppen gehörende Sicherheitskräfte in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa im Dezember 2023

Am 21. Juni 2024 ließen die De-facto-Behörden der Huthi den zur Religionsgemeinschaft der Baha'i gehörenden Menschenrechtsaktivisten Abullah al-Olofi nach über einem Jahr willkürlicher Inhaftierung frei. Vier weitere Baha'i sind jedoch nach wie vor willkürlich inhaftiert. Glaubwürdigen Quellen zufolge zwangen die Huthi Abdullah al-Olofi, eine Erklärung zu unterzeichnen, in der er sich verpflichtete, von jeglichen Aktivitäten im Zusammenhang mit den Baha'i abzusehen. Die vier noch in Haft befindlichen Baha'i werden ohne Anklage festgehalten und haben keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand.

Bitte setzt euch für die vier inhaftierten Baha'i ein.

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Dein Appell

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Sehr geehrter Herr Abdelsalam,

ich begrüße die Freilassung des Menschenrechtsaktivisten Abdullah al-Olofi, er hätte allerdings nie inhaftiert werden dürfen. Abul'elah Muhammad al-Boni, Hassan Tariq Thabet al-Zakari, Muhammad Bashir Abdel Jalil und Ibrahim Ahmad Jo'eil, die ebenfalls der Minderheit der Baha'i angehören, befinden sich nach wie vor in willkürlicher Haft.

Ihnen drohen in der Haft weitere Menschenrechtsverletzungen, darunter Folter und andere Misshandlungen. Amnesty International hat die Fälle von Dutzenden von Journalist*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen, Aktivist*innen, Akademiker*innen, Angehörigen der religiösen Minderheit der Baha'i und anderen, die als Gegner*innen oder Kritiker*innen der Huthi angesehen werden, dokumentiert. Sie wurden von den De-facto-Behörden der Huthi willkürlich festgenommen, dem Verschwindenlassen ausgesetzt, gefoltert und anderweitig misshandelt sowie in unfairen Gerichtsverfahren verurteilt – es ergingen auch Todesurteile. Sie alle wurden zur Zielscheibe, weil sie ihre Menschenrechte, einschließlich der Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigung- und Glaubensfreiheit, friedlich wahrgenommen haben.

Hiermit bitte ich Sie, alle vier Baha'i-Gefangenen unverzüglich und bedingungslos freizulassen. 

Bitte beenden Sie alle Formen der Diskriminierung und Verfolgung der Minderheit der Baha'i und aller anderen, die nur wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf Religions- und Glaubensfreiheit verfolgt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dear Mohamed Abdelsalam,

While I welcome the release of human rights activist, Abdullah al-Olofi – although he should have never been detained in the first place – I am extremely concerned about the remaining four detained Bahai individuals Abdul’elah Muhammad al-Boni, 30, Hassan Tariq Thabet al-Zakari, 28, Muhammad Bashir Abdel Jalil, 25, and Ibrahim Ahmad Jo’eil, 49, and I demand their immediate and unconditional release. 

On 25 May 2023, Huthi armed forces stormed a peaceful gathering of the Baha’is in a private residence in Sana’a and arbitrarily detained 17 people, including five women. They forcibly disappeared them for around four months until their families learned they were being held at Huthi-run security and intelligence centres in Sana’a. Between June 2023 and June 2024, 13 individuals, including all five women, were released following international pressure. The remaining four detainees are held without charge and denied their right to legal counsel. 

According to credible sources, the Huthis conditioned the release of all 13 Baha’is upon securing a guarantor and the payment of a "commercial guarantee". In addition, some of those released, including Abdullah al-Olofi, were forced to sign pledges that they will refrain from engaging in Baha’i related activities or they will denounce their religion in a flagrant violation of their right to freedom of religion and belief. 

I am also concerned that the remaining Baha’i individuals in custody are at risk of further violations, including torture and other-ill treatment. Amnesty International has documented the cases of dozens of journalists, human rights defenders, activists, academics, members of the Baha’i religious minority and others perceived as opponents or critics of the Huthis who were subjected to arbitrary arrest, enforced disappearance, torture and other ill-treatment and unfair trials with recourse to the death penalty by the Huthi de facto authorities. All were targeted for peacefully exercising their human rights including their rights to freedom of expression, association and belief.

I therefore call on the Huthi de facto authorities to immediately and unconditionally release all four Baha’i detainees in their custody. I also call on the authorities to end all forms of discrimination and persecution of the Baha’i minority and all others who are targeted solely for the peaceful exercise of their human rights including to freedom of religion and belief.

Yours sincerely,

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Appell an

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Twitter/X: @abdusalamsalah

Amnesty fordert:

Sachlage

Der Menschenrechtsaktivist Abdullah al-Olofi – der überhaupt nie hätte festgenommen werden dürfen – wurde inzwischen freigelassen, doch die vier Baha'i Abul'elah Muhammad al-Boni, Hassan Tariq Thabet al-Zakari, Muhammad Bashir Abdel Jalil und Ibrahim Ahmad Jo'eil befinden sich nach wie vor in Haft. 

Am 25. Mai 2023 stürmten bewaffnete Huthi-Truppen eine friedliche Versammlung von Baha'i in Sana'a. Sie nahmen 17 Personen fest, darunter fünf Frauen, und ließen sie verschwinden. Erst nach vier Monaten erfuhren ihre Familien, dass ihre Angehörigen in Sicherheits- und Geheimdienstzentren der Huthi in Sana'a festgehalten wurden. Zwischen Juni 2023 und Juli 2024 wurden auf internationalen Druck 13 Personen, darunter alle fünf Frauen, freigelassen. Die vier noch in Haft befindlichen Baha'i werden ohne Anklage festgehalten, und ihr Recht auf einen Rechtsbeistand wird ihnen verweigert. 

Glaubwürdigen Quellen zufolge machten die Huthi die Freilassung aller 13 Baha'i von der Bereitstellung einer Gewährsperson und der Zahlung einer "kommerziellen Garantie" abhängig. Darüber hinaus wurden einige der freigelassenen Personen, darunter Abdullah al-Olofi, gezwungen, Erklärungen zu unterzeichnen, dass sie sich nicht mehr an Aktivitäten im Zusammenhang mit den Baha'i beteiligen oder dass sie ihre Religion verleugnen. Dies stellt einen eklatanten Verstoß gegen ihr Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit dar. 

Außerdem drohen den verbliebenen Baha'i in der Haft weitere Menschenrechtsverletzungen, darunter Folter und andere Misshandlungen. Amnesty International hat die Fälle von Dutzenden von Journalist*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen, Aktivist*innen, Akademiker*innen, Angehörigen der religiösen Minderheit der Baha'i und anderen, die als Gegner*innen oder Kritiker*innen der Huthi angesehen werden, dokumentiert. Sie wurden von den De-facto-Behörden der Huthi willkürlich festgenommen, dem Verschwindenlassen ausgesetzt, gefoltert und anderweitig misshandelt sowie in unfairen Gerichtsverfahren verurteilt – es ergingen auch Todesurteile. Sie alle wurden zur Zielscheibe, weil sie ihre Menschenrechte, einschließlich der Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigung- und Glaubensfreiheit, friedlich wahrgenommen haben.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Bereits bei mehreren Gelegenheiten haben Vertreter*innen der Huthi in öffentlichen Ansprachen zu Gewalt und Diskriminierung gegen die Baha'i aufgerufen. Wochen vor der willkürlichen Inhaftierung der 17 Baha'i hat Abdel Malek al-Huthi, der Anführer der Huthi, in einer Ansprache erneut religiöse Minderheiten wie die Baha'i angegriffen und sie der Verschwörung zur Vernichtung des Islam beschuldigt. Am 2. Juni 2023 griff der den Huthi nahestehende 

Großmufti in Sana'a in seiner Freitagspredigt die Baha'i im Jemen an. Er beschuldigte sie, dem Land schaden zu wollen, und stiftete zur Gewalt gegen sie an.

Seit 2015 hat Amnesty International die Fälle von mindestens 100 Angehörigen der Glaubensgemeinschaft der Baha'i im Jemen dokumentiert, die von den De-facto-Behörden der Huthi festgenommen und dem Verschwindenlassen, Haft ohne Kontakt zur Außenwelt sowie Folter und anderen Misshandlungen ausgesetzt wurden und denen man die Rechte auf ein faires Gerichtsverfahren verweigerte.

Im August 2016 stürmten die Behörden der Huthi eine friedliche Veranstaltung der Baha'i-Jugend in Sana'a und nahmen 65 Personen, darunter 14 Frauen und sechs Kinder, willkürlich fest. 

Im September 2018 sahen sich 24 Baha’i in grob unfairen Verfahren mit konstruierten Anklagen wie Spionage für ausländische Staaten konfrontiert. Bereits im Januar 2018 hatten die Huthi-Behörden den 52-jährigen politischen Gefangenen Hamid Haydara zum Tode verurteilt, weil er vermeintlich mit Israel kollaboriert und offizielle Dokumente gefälscht hatte. Als das Urteil erfolgte, hatte sich Hamid Haydara bereits seit Dezember 2013 nach einem unfairen, fehlerbehafteten Verfahren aufgrund konstruierter Anklagen in Haft befunden, wo er glaubhaften Aussagen zufolge gefoltert und misshandelt wurde.

Die Baha'i wurden schon vor dem gegenwärtigen bewaffneten Konflikt unter der Herrschaft des ehemaligen Präsidenten Ali Abdullah Saleh wegen ihres Glaubens verfolgt.