Jemen: Journalisten über die Strafe hinaus in Haft

Days
:
Std
:
Min
Das Bild zeigt das Porträtbild eine Mannes mit einer Fotokamera

Der jemenitische Journalist Mohammad al-Salahi

Die Journalisten Mohammed al-Salahi und Mohammed al-Junaid werden weiterhin von den De-facto-Behörden der Huthi im Haftzentrum des Sicherheits- und Nachrichtendienstes in Hodeidah festgehalten, obwohl ihre Haftstrafen am 20. Juni 2022 bzw. am 13. Juli 2022 endeten. Seit ihrer Festnahme im Jahr 2018 waren die Journalisten einer Reihe schwerer Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, darunter dem Verschwindenlassen, Folter und anderen Misshandlungen wie Prügel und die Verweigerung des Zugangs zu ihrem Rechtsbeistand.

Setzt euch für Mohammed al-Junaid und Mohammed al-Salahi ein!

Bereits bei "Mein Amnesty" registriert? Dann bitte hier anmelden.
Ich habe die Datenschutzhinweise zur Kenntnis genommen.
Meine Profildaten (Vorname, erster Buchstabe des Nachnamens) dürfen bei Aktionsteilnahme angezeigt werden.
Pflichtfelder

Dein Appell

In welcher Sprache möchtet du den Brief verschicken? Bitte auswählen

Sehr geehrter Herr Abdelsalam,

mit großer Sorge habe ich erfahren, dass die Journalisten Mohammed al-Junaid und Mohammed al-Salahi nicht freigelassen werden, obwohl ihre Haftstrafen nur bis 20. Juni 2022 bzw. 13. Juli 2022 gingen. Auch die Foltervorwürfe, die während die erhoben wurden, sind bisher nicht untersucht worden.

Ich fordere die Huthi-de-Facto-Behörden höflich und mit Nachdruck auf, Mohammed al-Junaid und Mohammed al-Salahi umgehend und bedingungslos freizulassen.

Bis zu ihrer seit langem überfälligen Freilassung müssen die Journalisten vor Folter und anderer Misshandlung geschützt werden.

Bitte führen Sie außerdem unverzüglich eine wirksame und unparteiische Untersuchung der Foltervorwürfe von Mohammed al-Salahi durch, und stellen Sie die Verantwortlichen in fairen Verfahren vor Gericht.

Mit freundlichen Grüßen

Dear Mohamed Abdelsalam,

I am alarmed to learn that journalists Mohammed al-Junaid and Mohammed al-Salahi continue to be detained in the Security and Intelligence Services detention centre in Hodeidah, Yemen, despite the expiry of their prison sentence in June and July 2022.

Mohammed al-Salahi and Mohammed al-Junaid were arbitrarily detained by the Huthi Security and Intelligence forces in Hodeidah in October and November 2018 respectively. Mohammed al-Salahi was enforcedly disappeared for five months from the beginning of his arrest. According to his lawyer, he was subjected to severe beatings during interrogations and was suspended from the ceiling in handcuffs while security forces beat him on his testicles. The interrogations lasted over the period of two months and were conducted on a daily basis for five to six hours per day. Mohammed al-Salahi was blindfolded and forced to sign a confessional statement written by the security forces. Despite denying before the prosecutor the confessions he made under torture; the prosecutor failed to investigate claims of torture and did not dismiss confessions extracted under duress.

On 18 December 2018, the Specialized Criminal Prosecution in Hodeidah charged Mohammed al-Junaid and Mohammed al-Salahi with "communicating with people working for the interest of the enemy" and "exchanging information on military sites." On 28 June 2022, the court sentenced Mohammed al-Salahi and Mohammed al-Junaid to three years and eight months in prison in a secret trial on charges relating to spying and aiding the "Saudi and Emirati aggression." They should have been released on 20 June 2022 and 13 July 2022 respectively.

Throughout Mohammed al-Salahi and Mohammed al-Junaid’s detention, their lawyer was only allowed to meet them once in November 2019 and to attend their prosecution session in Sana’a, the capital, on 18 December 2019.

I call on the Huthi de facto authorities to immediately and unconditionally release Mohammed al-Junaid and Mohammed al-Salahi. Pending their overdue release, the authorities must ensure the journalists are protected from torture and other ill-treatment and carry out a prompt, effective and impartial investigation into Mohammed al-Salahi’s claims of torture, with those found responsible brought to justice in fair trials.

Yours sincerely,

Du möchtest dein Schreiben lieber per Brief, Fax oder mit deinem eigenen E-Mail-Programm versenden?

Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.

Du hast Probleme beim Ausdrucken des Briefes? Dann klicke bitte hier.

Achtung: Aufgrund der Corona-Pandemie ist der internationale Postverkehr zurzeit eingeschränkt. Welche Länder betroffen sind, siehst du hier: Aktuelle Informationen zum Coronavirus

Bitte abschicken bis: 28.06.2023

Appell an

Sprecher der Huthi und ANSARULLAH-Vertreter bei den Friedensgesprächen
Mohamed Abdelsalam

keine Postadresse

E-Mail: mdabdalsalam@gmail.com
oder
Twitter: @abdusalamsalah

Sende eine Kopie an

Botschaft der Republik Jemen
S. E. Herrn Yahia Mohammed Abdullah Al-Shaibi
Schmidt-Ott-Str. 7
12165 Berlin
Fax: 030 – 89 73 05 62
E-Mail: info@botschaft-jemen.de

Amnesty fordert:

Sachlage

Mohammed al-Salahi und Mohammed al-Junaid waren im Oktober bzw. November 2018 von Sicherheits- und Geheimdienstkräften der Huthi in Hodeidah willkürlich festgenommen worden. Mohammed al-Salahi war nach seiner Festnahme fünf Monate lang verschwunden. Nach Angaben seines Rechtsbeistands wurde er während der Verhöre schwer geschlagen. So hängten ihn Angehörige der Sicherheitskräfte in Handschellen an der Decke auf und schlugen ihn auf die Hoden. Die Verhöre erstreckten sich über einen Zeitraum von zwei Monaten und dauerten täglich fünf bis sechs Stunden. Mohammed al-Salahi wurden die Augen verbunden und er wurde gezwungen, ein von den Sicherheitskräften verfasstes "Geständnis" zu unterschreiben. Obwohl er vor der Staatsanwaltschaft die unter Folter gemachten "Geständnisse" wiederrief, unterließ es der Staatsanwalt, den erhobenen Foltervorwürfen nachzugehen, und ließ die unter Zwang erlangten Aussagen im Verfahren zu.

Am 18. Dezember 2018 erhob die Sonderstaatsanwaltschaft in Hodeidah Anklage gegen Mohammed al-Junaid und Mohammed al-Salahi wegen "Kommunikation mit Personen, die für die Interessen des Feindes arbeiten" und "Austausch von Informationen über militärische Einrichtungen". Am 28. Juni 2022 verurteilte das Gericht Mohammed al-Salahi und Mohammed al-Junaid in einem Geheimverfahren wegen Spionage und Unterstützung der "saudischen und emiratischen Aggression" zu jeweils drei Jahren und acht Monaten Haft. Sie hätten am 20. Juni 2022 bzw. 13. Juli 2022 freigelassen werden müssen.

Während der gesamten bisherigen Haft von Mohammed al-Salahi und Mohammed al-Junaid durfte ihr Rechtsbeistand sie nur einmal im November 2019 treffen und nur einmal am 18. Dezember 2019 ihrem Verfahren vor der Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt Sana'a beiwohnen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Alle Konfliktparteien im Jemen – einschließlich der bewaffneten Huthi-Gruppierungen, der jemenitischen Regierung, der von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) geführten Koalition sowie der jemenitischen Streitkräfte, die von den VAE unterstützt werden – haben Menschenrechtsverletzungen begangen; darunter willkürliche Inhaftierungen, Verschwindenlassen, Folter und andere Misshandlungen sowie unfaire Gerichtsverfahren.

In den vergangenen acht Jahren hat Amnesty International die Fälle von mindestens 75 Journalist*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen, Akademiker*innen und anderen Personen, die als Oppositionelle oder Kritiker*innen wahrgenommen wurden, dokumentiert, die von den De-facto-Behörden der bewaffneten Gruppe der Huthi willkürlich festgenommen, gefoltert und anderweitig misshandelt wurden. Auch Fälle von Verschwindenlassen oder Verurteilungen in unfairen Gerichtsverfahren unter Anwendung der Todesstrafe erfasste die Menschenrechtsorganisation. Alle 75 wurden wegen ihrer Arbeit als Journalist*innen oder wegen der friedlichen Ausübung ihrer Menschenrechte, einschließlich des Rechts auf freie Meinungsäußerung, Vereinigungsfreiheit und Glaubensfreiheit, angegriffen.

Im Januar 2022 ließen die De-facto-Behörden der Huthi mindestens sechs Radiosender in Sana'a stürmen. Die Einsatzkräfte führten Razzien durch und schlossen die Sendeanstalten. Der Eigentümer des Radiosenders Sawt al-Yemen legte vor dem Gericht für Journalismus und Verlagswesen in Sana'a Einspruch gegen die Schließung ein und erwirkte im Juli einen Gerichtsbeschluss zugunsten der Wiedereröffnung seines Senders. Doch am 11. Juli führten die Sicherheitskräfte eine Razzia gegen den Sender durch, schlossen ihn und beschlagnahmten die Sendegeräte.

Die Haftbedingungen in Gefängnissen und sonstigen Haftanstalten der Huthi begünstigten die Ausbreitung des Coronavirus. Die Gefangenen wurden durch massive Überbelegung der Zellen und unzureichenden Zugang zu medizinischer Versorgung, Nahrung, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt.  Niemand ergriff Maßnahmen zum Schutz der Gefangenen und um die Ausbreitung des Virus in den Gefängnissen durch die Bereitstellung von Masken oder anderen Hygieneprodukten einzudämmen.

Auch die international anerkannte jemenitische Regierung schikaniert, bedroht und inhaftiert Journalist*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen und andere Aktivist*innen willkürlich. Im Jahr 2022 hat Amnesty International die Fälle von drei Journalist*innen dokumentiert, die von den Justizbehörden der international anerkannten Regierung des Jemen in Taiz und Hadramout verfolgt worden waren, weil sie kritische Inhalte über Beamte und öffentliche Einrichtungen veröffentlicht hatten.

Bereits in der Vergangenheit waren die Streitkräfte der VAE und die mit der jemenitischen Regierung verbündeten bewaffneten Gruppen im Südjemen verantwortlich für willkürliche Festnahmen und Verschwindenlassen. Im Mai 2018 dokumentierte Amnesty International die Inhaftierung von 51 Männern zwischen März 2016 und Mai 2018 in einem Netzwerk von geheimen Gefängnissen, die von Truppen der VAE und des Jemen kontrolliert werden, welche außerhalb der Kontrolle der jemenitischen Regierung agieren.