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Iran: Massenabschiebungen von Afghan*innen stoppen!
Von iranischen Behörden abgeschoben: Afghanische Schutzsuchende in der afghanischen Stadt Islam Qala an der Grenze zum Iran (4. Juli 2025).
© IMAGO / Middle East Images
Mehr als eine Million Afghan*innen sind im Jahr 2025 bereits unter Verstoß gegen das Völkerrecht aus dem Iran nach Afghanistan abgeschoben worden. Darunter sind auch Menschen, die im Iran geboren wurden oder seit Jahrzehnten dort lebten. Die Massenabschiebungen haben mit der Eskalation der Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran zugenommen. Mehr als eine halbe Million Afghan*innen sind seit dem 1. Juni abgeschoben worden, darunter Tausende unbegleitete Minderjährige. Millionen weiteren Afghan*innen droht die Abschiebung, darunter auch Frauen und Mädchen, die als solche als Flüchtlinge anerkannt werden müssen und nicht nach Afghanistan zurückgeschickt werden dürfen, da die Taliban sie dort aufgrund ihres Geschlechts verfolgen.
Setzt euch für die Afghan*innen im Iran ein!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
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Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
Eskandar Momeni
Minister of the Interior of the Islamic Republic of Iran
c/o Embassy of Iran to the United Nations in Geneva
Chemin du Petit-Saconnex 28
1209 Geneva
SCHWEIZ
Sende eine Kopie an
BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK iRAN
Herrn Majid Nili Ahmadabadi
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Fax: 030–843 53 133
E-Mail: info@iranbotschaft.de
Amnesty fordert:
- Stoppen Sie bitte umgehend die massenhafte Abschiebung von Afghan*innen und sorgen Sie dafür, dass alle Afghan*innen im Iran angemessenen Schutz erhalten, u. a. durch einen regulären Migrationsstatus, der sie vor Refoulement schützt.
- Ich fordere Sie zudem dringend auf, alle Afghan*innen im Iran vor willkürlicher Festnahme, Diskriminierung und Folter und anderen Misshandlungen zu schützen, u. a. beim Zugang zu Wohnraum, Gesundheitsversorgung und Bildung.
- Alle afghanischen Frauen und Mädchen müssen prima facie als Flüchtlinge anerkannt werden, da sie in Afghanistan geschlechtsspezifischer Verfolgung ausgesetzt sind, was ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist.
- Bitte lassen Sie alle Personen, die willkürlich aufgrund ihrer afghanischen Herkunft und/oder Staatsangehörigkeit inhaftiert sind, unverzüglich frei.
Sachlage
Die iranischen Behörden nehmen derzeit beispiellose Massenabschiebungen von Afghan*innen vor. Seit Anfang 2025 sind bereits mehr als eine Million Menschen abgeschoben worden, darunter unbegleitete und von ihren Eltern getrennte Minderjährige, Flüchtlinge und Asylsuchende, im Iran geborene Menschen sowie Afghan*innen, die seit Jahrzehnten im Iran lebten. Nach Angaben des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge (UNHCR) hat sich die Lage seit dem 1. Juni 2025 weiter verschärft und Millionen weitere Afghan*innen sind in Gefahr, ebenfalls abgeschoben zu werden. In Afghanistan herrscht derzeit eine schwere menschenrechtliche und humanitäre Krise, und vielen der dorthin Abgeschobenen drohen Verfolgung und Menschenrechtsverstöße durch die Taliban.
Nachdem die Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran am 13. Juni 2025 eskalierten, nahmen die Massenabschiebungen weiter zu. Am 22. Juni zitierten die staatlichen Medien einen Angehörigen der iranischen Grenztruppen mit den Worten, dass "alle nicht autorisierten Staatsangehörigen den Iran verlassen müssen". (Die iranischen Behörden bezeichnen afghanische Staatsangehörige und Menschen afghanischer Herkunft oft als "nicht autorisierte Staatsangehörige".) Die massenhaften Abschiebungen verstoßen gegen das Völkerrecht und werden u. a. mittels Hausdurchsuchungen, Personenkontrollen auf der Straße und willkürlicher Festnahmen durchgeführt. Häufig werden Menschen so schnell abgeschoben, dass sie keine Gelegenheit haben, ihre Habseligkeiten mitzunehmen. Die iranischen Behörden greifen gegenüber Afghan*innen immer stärker auf entmenschlichende Rhetorik zurück und schüren damit Hassreden und Hassverbrechen. Sie entziehen Afghan*innen zudem wirtschaftliche und soziale Rechte wie den Zugang zur Gesundheitsversorgung und zur Grundschul- und Sekundarbildung.
Unter den nach Afghanistan Abgeschobenen befinden sich Frauen und Mädchen, Künstler*innen, Dissident*innen, ehemalige Regierungsangehörige, Journalist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen. Ihnen allen drohen Menschenrechtsverstöße durch die Taliban. Nach dem im Völkerrecht verankerten Grundsatz der Nicht-Zurückweisung (Non-Refoulement-Prinzip) dürfen Staaten niemanden in ein Land zurückschicken, in dem ihm*ihr nachweislich Menschenrechtsverstöße drohen würden. Frauen und Mädchen würden in Afghanistan ihrer Menschenrechte beraubt. Unter anderem werden ihnen dort die Rechte auf freie Meinungsäußerung, Glaubensfreiheit, Bildung, Arbeit, Freizügigkeit, körperliche Selbstbestimmung und Schutz vor Folter und anderer Misshandlung aberkannt. Alle Staaten und auch der Iran müssen afghanischen Frauen und Mädchen als Gruppe den Flüchtlingsstatus zusprechen. Sie dürfen nicht nach Afghanistan abgeschoben werden, da sie dort geschlechtsspezifischer Verfolgung durch die Taliban ausgesetzt sind, was ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt.
Hintergrundinformation
Der Iran hat in den vergangenen 40 Jahren so viele afghanische Flüchtlinge aufgenommen wie kaum ein anderes Land. Nach Angaben des UNHCR hielten sich 2022 mehr als 4,5 Mio. Afghan*innen im Iran auf. Mindestens eine Million waren seit der erneuten Machtergreifung der Taliban im Jahr 2021 in den Iran geflohen, darunter afghanische Menschenrechtler*innen, Aktivistinnen und Protestteilnehmerinnen sowie Journalist*innen und Andersdenkende. Im Iran werden Afghan*innen im Gesetz und in der Praxis stark diskriminiert, u. a. in Bezug auf Bildung, Wohnraum, Beschäftigung, Gesundheitsversorgung, Bankdienstleistungen und Bewegungsfreiheit. Dies gilt sowohl für Neuankömmlinge als auch für Afghan*innen, die seit Jahrzehnten im Iran leben oder im Iran geboren wurden. Sie sind auch mit Rassismus konfrontiert, der durch Hassreden seitens der Behörden weiter angefacht wird und zu Gewalttaten durch staatliche und nichtstaatliche Akteure führt, die häufig ungestraft bleiben.
Die iranischen Gesetze enthalten keine verlässlichen rechtlichen Möglichkeiten zur Einbürgerung, außer durch die Heirat mit einem*r iranischen Staatsangehörigen und unter ein paar wenigen außergewöhnlichen Umständen. Infolgedessen haben die meisten Afghan*innen im Iran auch nach Jahrzehnten noch einen prekären Migrationsstatus, und ihre Kinder erhalten nicht automatisch die iranische Staatsangehörigkeit, obwohl sie im Land geboren sind. Bis März 2025 hatten Millionen Afghan*innen noch die Möglichkeit, vorübergehend einen offiziellen Aufenthaltsstatus im Iran zu erhalten, indem sie sich um ein Dokument namens bargeh-e sarshomari bemühten. Mit diesem Dokument hatten sie Zugang zu eingeschränkten sozioökonomischen Leistungen wie z. B. staatliche Gesundheitsfürsorge, öffentliche Bildung, Beschäftigung, Bankkonten und Mietverträge. Am 12. März kündigte die dem Innenministerium unterstehende Einwanderungsstelle an, dass die bargeh-e sarshomari-Dokumente für Afghan*innen automatisch mit Beginn des Jahres 1404 nach iranischem Kalender (am 20. März 2025) ablaufen würden und damit auch der Zugang zu allen sozioökonomischen Dienstleistungen gestoppt werde. In den folgenden Monaten teilten die iranischen Behörden mit, dass sie Afghan*innen, deren Dokumente abgelaufen waren, bis Juni 2025 nach Afghanistan abzuschieben gedachten. Vom 1. Juni bis 10. Juli schoben sie mindestens 546.000 Menschen ab, darunter 5.000 "unbegleitete und von ihren Eltern getrennte Minderjährige" im Juni 2025.
Fortsetzung (Auf Englisch)
Amnesty International documented the testimonies of seven Afghans, which demonstrate the patterns of violations Iranian authorities are committing against Afghans through expedited expulsions. An Afghan man still in Iran at the time he spoke to Amnesty International in early July 2025 said he had been unable to enrol his children into public school as their "headcount" documents had expired, and that due to fear of arbitrary arrest and deportation, he was unable to freely leave his house during the day. He said, "I feel I am under house arrest. I only go out for a walk during nights. I sleep during the days so that time passes." He further stated that his SIM-card had stopped working and, as he had fled to Iran after the Taliban takeover in 2021, he was at risk of arbitrary arrest by the Taliban due to his prior media work in Afghanistan. If arrested in Afghanistan, he would be at risk of grave human rights violations. Others who spoke to Amnesty International had been forced to leave Iran due to the expiry of their "headcount" documents. They said that the Iranian authorities charged them exorbitant fees for forced return transport to Afghanistan and that they were also forced to pay for municipal taxes for each of their family members before being sent to the Afghanistan border, or face arbitrary detention if these fees were not paid.
After hostilities between Israel and Iran escalated on 13 June 2025, Iranian officials, who have historically referred to Afghans as "foreigners" or "unauthorized nationals", intensified their use of racist, xenophobic and dehumanizing rhetoric against this community. They have repeatedly called for the rapid "mopping up" of "foreign nationals" ordering them to leave Iran, scapegoating them for the government’s own failures in the area of social welfare and blaming them for strains on public education, state healthcare and the employment sector. Authorities have also made unsubstantiated accusations against Afghans alleging "espionage" for Israel. At least five individuals identified as Afghans have been arrested since 14 June 2025 on such accusations, and state media has aired the forced "confessions" of at least four of these men.
Amnesty International has documented extrajudicial executions, arbitrary arrests, torture and ill-treatment, enforced disappearances and war crimes under the Taliban rule. The Taliban have deprived women and girls of almost all rights, including access to education beyond primary school and work. This, together with the commission of torture and ill-treatment, enforced disappearance and imprisonment targeting women and girls, amounts to the crime against humanity of gender persecution. Afghanistan is the only state in the world where women and girls are banned from education beyond primary school. The Taliban have also imposed restrictions on religious and ethnic minorities.

