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Indonesien: Trotz Freispruch droht Haft

Die indonesische Aktivistin Septia Dwi Pertiwi (Archivfoto)
© privat
Am 22. Januar 2025 sprach das Bezirksgericht in Zentral-Jakarta Septia Dwi Pertiwi von allen Anklagepunkten im Rahmen des "Gesetzes über Elektronische Informationen und Transaktionen" (EIT) frei. Sie war der Verleumdung beschuldigt worden, weil sie ihren ehemaligen Arbeitgeber in den Sozialen Medien kritisiert hatte. Die Staatsanwaltschaft hat nun jedoch ein Rechtsmittel beim Obersten Gerichtshof eingelegt, um ihren Freispruch aufzuheben. Sollte der Oberste Gerichtshof gegen Septia Dwi Pertiwi entscheiden, könnte ihr eine Gefängnisstrafe drohen. Dieser laufende Rechtsstreit macht deutlich, dass das EIT-Gesetz weiterhin dazu missbraucht wird, Kritik zu unterbinden und das Recht auf freie Meinungsäußerung in Indonesien einzuschränken.
Setzt euch für Septia Dwi Pertiwi ein!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
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Appell an
Generalstaatsanwalt
Attorney General of the Republic of Indonesia
Dr. Sanitiar Burhanuddin
Jl. Panglima Polim No.1
South Jakarta, Jakarta 12160
INDONESIEN
Sende eine Kopie an
Botschaft der Republik Indonesien
S. E. Herrn Arif Havas Oegroseno
Lehrter Straße 16-17
10557 Berlin
Fax: 030-4473 7142
E-Mail: info@kbri-berlin.de
Amnesty fordert:
- Hiermit fordere ich Sie auf, das Rechtsmittel zurückzuziehen und das Urteil des Bezirksgerichts in Zentra-Jakarta vollumfänglich zu respektieren.
- Sorgen Sie auch dafür, dass Septia Dwi Pertiwi vor weiteren rechtlichen Schikanen bewahrt bleibt.
- Stellen Sie bitte sicher, dass alle Aktivist*innen in Indonesien ihre friedlichen Aktivitäten ungehindert und ohne Angst vor Schikanen, Einschüchterungen, willkürlicher Inhaftierung oder anderen Vergeltungsmaßnahmen ausüben können.
- Ich fordere Sie zudem auf, das "Gesetz über Elektronische Informationen und Transaktionen" nicht mehr länger zur strafrechtlichen Verfolgung von Aktivist*innen zu benutzen. Sorgen Sie überdies dafür, dass Verleumdung als zivilrechtliche Angelegenheit behandelt wird.
Sachlage
Die Kriminalisierung des Rechts auf freie Meinungsäußerung und die anhaltenden Schikanen und Drohungen gegen Septia Dwi Pertiwi, eine ehemalige Arbeitnehmerin in Jakarta, die am 22. Januar 2025 von der Anklage der Verleumdung freigesprochen wurde, geben Anlass zu großer Sorge. Die Staatsanwaltschaft hat am 3. Februar 2025 ein Rechtsmittel beim Obersten Gerichtshof eingelegt, um ihren Freispruch aufzuheben.
Septia Dwi Pertiwi wurde auf der Grundlage des indonesischen "Gesetzes über Elektronische Informationen und Transaktionen" (EIT) angeklagt, das schon häufiger missbraucht wurde, um Kritiker*innen zum Schweigen zu bringen. Ihr Fall begann damit, dass sie ihren ehemaligen Arbeitgeber PT Hive Five in den Sozialen Medien wegen mutmaßlicher Unterbezahlung und der Verletzung der Rechte von Mitarbeiter*innen kritisierte. Septia Dwi Pertiwi wurde im August 2024 festgenommen und war 25 Tage inhaftiert. Nach ihrer Freilassung wurde sie unter "Stadtarrest" gestellt – eine Einschränkung, durch die es ihr untersagt war, die Stadt unerlaubt zu verlassen, und sie sich bis zum Abschluss ihres Prozesses am 22. Januar 2025 regelmäßig bei den Behörden melden musste.
Durch das Rechtsmittel, das zum Ziel hat, den Freispruch aufzuheben, ist Septia Dwi Pertiwi weiterhin in Gefahr, inhaftiert zu werden. Auch anderen Arbeitnehmer*innen, die sich gegen Unrecht aussprechen, droht Haft. Septia Dwi Pertiwi ist mit diesem laufenden Gerichtsverfahren konfrontiert, nur weil sie friedlich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen hat, das sowohl durch internationale Menschenrechtsnormen als auch durch nationale Gesetze garantiert wird.
Hintergrundinformation
Septia Dwi Pertiwi war bei der Steuer- und Buchhaltungsfirma PT Hive Five in Jakarta angestellt. Im Oktober 2022 kündigte sie, nachdem das Unternehmen offenbar das Gehalt der Beschäftigten gekürzt und versprochene Provisionen nicht ausgezahlt hatte.
Am 21. Januar 2023 kritisierte Septia Dwi Pertiwi das Unternehmen in den Sozialen Medien, worauf sie anonyme Drohungen erhielt und das Unternehmen wiederholt versuchte, sie zu kontaktieren. Am nächsten Tag schickte Henry Kurnia Adhi, Mitbesitzer von PT Hive Five, Septia Dwi Pertiwi ein Schreiben, in dem er eine Klarstellung verlangte und sie der Verleumdung bezichtigte.
Zwischen Januar und Februar 2023 erhielt Septia Dwi Pertiwi mehrere juristische Schriftstücke und wurde von der Polizei zum Verhör geladen. Obwohl sie bei den Ermittlungen kooperierte, wurde sie am 5. September 2023 offiziell zur Verdächtigen erklärt. Bei einem Schlichtungstermin forderte das Unternehmen 300 Mio. Indonesische Rupia (rund 16.900 Euro) als Entschädigung und eine öffentliche Entschuldigung, was sie ablehnte.
Am 26. August 2024 erließ die Staatsanwaltschaft in Zentral-Jakarta einen Haftbefehl gegen Septia Dwi Pertiwi. Daraufhin wurde sie festgenommen und 25 Tage lang im Haftzentrum Pondok Bambu festgehalten. Nachdem ihrem Antrag auf Haftentlassung stattgegeben wurde, wurde sie in Erwartung ihres Verfahrens bis zum 30. November 2024 unter "Stadtarrest" gestellt. Während des Verfahrens am 11. Dezember 2024 forderte die Staatsanwaltschaft eine einjährige Haftstrafe sowie die Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 50 Mio. Indonesischen Rupia (rund 2.800 Euro) oder ersatzweise drei Monate Gefängnis.
Am 22. Januar 2025 sprach das Bezirksgericht in Zentral-Jakarta Septia Dwi Pertiwi von allen Anklagepunkten frei und entschied, dass sie keine Straftat begangen habe. Am 3. Februar 2025 reichte die Staatsanwaltschaft jedoch ein Rechtsmittel beim Obersten Gerichtshof ein, mit der Begründung, das vorinstanzliche Gericht habe die Beweise und die gesetzlichen Bestimmungen nicht angemessen berücksichtigt. Sollte der Oberste Gerichtshof dem Antrag stattgeben, könnten Septia Dwi Pertiwi vier Jahre Gefängnis drohen.
Ihr Fall spiegelt einen allgemeinen Trend zur Kriminalisierung des Rechts auf freie Meinungsäußerung in Indonesien wider. Amnesty International hat dokumentiert, dass seit 2019 mindestens 560 Personen wegen mutmaßlicher Verstöße gegen menschenrechtlich fragwürdige Paragrafen des Gesetzes über Elektronische Informationen und Transaktionen angeklagt wurden.