Indigene Gemeinschaft in Gefahr

Photos Choco and wounaan indigenous communities

Wounaan-Gemeinschaft in Chocó an der Pafizikküste in Kolumbien

Die Rechte von Indigenen Gemeinschaften in Chocó, Kolumbien, werden weiterhin durch die Anwesenheit und die Kämpfe von paramilitärischen Gruppen, der Nationalen Befreiungsarmee und staatlichen Sicherheitskräften verletzt.

Appell an

Señor Juan Manuel Santos

Presidente de la República

Palacio de Nariño

Carrera 8 No. 7-26

Bogotá

KOLUMBIEN

Sende eine Kopie an

Ombudsperson

Carlos Alfonso Negret Mosquera

Carrera 9 Núm. 16-21

Bogotá D. C.

KOLUMBIEN


E-Mail: asuntosdefensor@defensoria.gov.co

Botschaft der Republik Kolumbien

I. E. Frau Maria Lorena Gutiérrez Botero

Taubenstr. 23

10117 Berlin

Fax: 030-2639 6125

E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Amnesty fordert:

  • Ich fordere Sie auf, als Teil der aktuellen Friedensbemühungen umgehend ein humanitäres Abkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und Ejército de Liberación Nacional (ELN) zu schließen, um die Feindseligkeiten zu beenden und einen beidseitigen Waffenstillstand zu erreichen.
  • Legen Sie bitte Ihre Pläne zum Schutz der vertriebenen Indigenen-Gemeinschaften offen, sowie geeignete vorbeugende Maßnahmen. Diese sollten mit der Resolution 004 des Verfassungsgerichts von 2009 übereinstimmen.
  • Ich bitte um die Umsetzung der Opferklausel des Friedensabkommens mit der FARC-Bewegung (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia). Die Klausel garantiert, dass die betroffenen Gemeinschaften in Übereinstimmung mit Menschenrechtsnormen keine Wiederholung dieser Gewalttaten erfahren.

Sachlage

Am 17. Juli fand um etwa 9.00 Uhr eine bewaffnete Konfrontation zwischen Angehörigen der Kolumbianischen Marineinfanterie (Infantería de Marina de Colombia) und Angehörigen einer illegalen bewaffneten Gruppierung statt. Die Kämpfe fanden nur wenige Meter entfernt von der indigenen Wounaan-Gemeinschaft von San José und Taparalito im Departamento Chocó statt. Aus Angst vor weiterer Gewalt verlassen die etwa 900 Indigenen ihren Ort nicht mehr; solch eine Situation gleicht Gefangenschaft. Mitglieder der Gemeinschaft meldeten den zuständigen Behörden die Vorfälle und baten um Schutzmaßnahmen und sofortige humanitäre Hilfe.

Neben diesen Konflikten wurde auch das Legen von Tretminen unweit von Indigenen-Gemeinschaften in diesem Departamento gemeldet. Am 11. Juli wurde ein 18-Jähriger durch die Explosion solch einer Mine schwer am rechten Bein verletzt: Sebastián Carpio Mecheche ist ebenfalls Mitglied einer Wounaan-Gemeinschaft in Riosucio, Chocó. Menschenrechtsorganisationen zufolge legt die Nationale Befreiungsarmee (Ejército Nacional de Liberación, ELN) Minen, um das Vordringen paramilitärischer Gruppen in dem Gebiet zu verhindern.

Der Rat der Wounaan-Gemeinschaft WOUNDEKO berichtet zudem von der Zwangsrekrutierung von indigenen Kindern und von weiteren Vertreibungen. Die indigenen Gemeinschaften in Chocó leben in ständiger Angst. Der Rat hat auf den Ernst der Lage der vertriebenen Indigenen-Gemeinschaften hingewiesen, besonders in den Gemeinden Riosucio, Quibdó (Hauptstadt von Chocó) und Buenaventura (Cauca Valley).

Hintergrundinformation

Hintergrund

Wounaan bedeutet so viel wie "Menschen, Leute oder Volk". Die Wounaan sprechen eine Sprache namens "Wounaan meu", die zur Familie der Chocó-Sprachen gehört, eine kleine indigene Sprachfamilie Südamerikas, welche in Westkolumbien und im Südwesten Panamas verbreitet ist. Das kolumbianische Institut für Statistik verzeichnete in einer Volkszählung von 2005 9.066 Personen, die sich zur Wounaan-Gemeinschaft zählten. Davon waren 50,3% männlich (4.563 Personen) und 49,7% weiblich (4.503 Personen). Die Gemeinschaft ist überwiegend im Departamento Chocó ansässig, hier leben 84,1% der Wounaan. in Valle del Cauca leben 1.390 Personen, was 15,3% der Gemeinschaft sind, und in der Hauptstadt Bogotá leben nur 0,3%, also 27 Personen. Dementsprechend leben 99,8% der Wounaan-Angehörigen in diesen drei Regionen. Die Wounaan machen 0,7% der indigenen Gesamtbevölkerung Kolumbiens aus.

Sie sind anhaltenden Drohungen und gewaltsamen Übergriffen durch bewaffnete Gruppen von Paramilitärs ausgesetzt. 2009 erließ das kolumbianische Verfassungsgericht die Resolution 004, welche die Regierung aufforderte, öffentliche Maßnahmen gegen die Vertreibung von Völkern zu ergreifen, mit dem Ziel, Leben, Freiheit und kulturelle Vielfalt und weitere Rechte zu schützen.

Amnesty International hat sich öffentlich zu den zunehmenden Tötungsdelikten an Indigenensprecher_innen in Kolumbien geäußert und dabei besonders den mangelnden Fortschritt bei den Friedensbemühungen hervorgehoben. "Die extrem gefährliche Lage indigener Gemeinschaften in Kolumbien ist alarmierend. Diese Straftaten zeigen zwei der größten Herausforderungen bei dem Versuch, Frieden zu schaffen: erstens den Schutz jener Gemeinschaften, die am meisten von den bewaffneten Konflikten betroffen sind. Zweitens muss gewährleistet werden, dass diese ungeheuerlichen Taten nicht ungestraft bleiben," sagte Erika Guevara-Rosas, Direktorin der Amerika-Sektion von Amnesty International. Nähere Informationen finden Sie auf Englisch unter https://www.amnesty.org/en/latest/news/2017/04/colombia-ola-de-asesinat….