Honduras: Zwei Umweltschützer getötet

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Das Bild zeigt eine Collage mit Porträtfotos von Männern

Von Unbekannten erschossen: Die honduranischen Umweltschützer Aly Magdaleno Domínguez Ramos (v.l.) und Jairo Bonilla Ayala.

Aly Magdaleno Domínguez Ramos und Jairo Bonilla Ayala wurden am 7. Januar 2023 in Guapinol tot aufgefunden. Nach Angaben ihrer Familienangehörigen wurden sie von Unbekannten erschossen. Die beiden Umweltschützer engagierten sich gegen eine Eisenerzmine in Guapinol, einer Gemeinde im Departamento Colón im Norden von Honduras. Aly Magdaleno Domínguez Ramos ist der Bruder von Reynaldo Domínguez; beide gehörten zu den 32 Personen, die vom Staat und einem Bergbauunternehmen kriminalisiert werden, weil sie sich für den Schutz des Nationalparks Carlos Escaleras einsetzen.

Appell an

Sr. Oscar Fernando Chinchilla

Attorney General

Posta Edificio Lomas Plaza II


Col. Lomas del Guijarro

Tegucigalpa,

HONDURAS

Sende eine Kopie an

Botschaft der Republik Honduras

S.E. Herr Mauricio Arturo Bueso Chinchilla

Cuxhavener Straße 14

10555 Berlin

Fax: 030-3975 9712

E-Mail: embajadahonduras.de@gmail.com

Amnesty fordert:

  • Ich fordere Sie höflich auf, unverzüglich eine unabhängige, unparteiische und umfassende Untersuchung durchzuführen, um die Verantwortlichen für die Morde an Aly Magdaleno Domínguez Ramos und Jairo Bonilla Ayala zu identifizieren.

Sachlage

Die beiden Umweltschützer und Menschenrechtler Aly Magdaleno Domínguez Ramos und Jairo Bonilla Ayala wurden am 7. Januar 2023 in der Gemeinde Guapinol im Bezirk Tocoa des Departamento Colón getötet. Angesichts dieser Tat sind auch ihre Angehörigen, sowie die gesamten Gemeinde Guapinol und die Mitglieder der Umweltorganisation Comité Municipal para la Defensa de Bienes Comunes y Públicos (CMDBCP) in großer Gefahr.

CMDBCP berichtete, dass Aly Magdaleno Domínguez Ramos und Jairo Bonilla Ayala am 7. Januar 2023 erschossen wurden, als sie sich mit einem Moped auf dem Heimweg von der Arbeit befanden. Die Einwohner*innen von Guapinol und anderen Gemeinden des Bezirks Tocoa sind immer wieder derartigen Angriffen ausgesetzt, weil sie friedlich die Rechtmäßigkeit eines Bergbauprojekts im Nationalpark Carlos Escaleras anfechten. In diesem Zusammenhang wurden zuvor bereits die "Guapinol Acht", acht Umweltschützer*innen des Guapinol-Flusses, willkürlich inhaftiert, was weltweit für Aufsehen sorgte.

Die für die Ermittlungen zuständigen Behörden müssen das Recht der Familien der Menschenrechtler*innen auf Gerechtigkeit, Wahrheit und Wiedergutmachung anerkennen. Außerdem muss ihre Menschenrechtsarbeit als Motiv für das Verbrechen in Betracht gezogen werden.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Umweltorganisation Comité Municipal por la Defensa de los Bienes Comunes y Públicos (CMDBCP) in Tocoa im Norden von Honduras vereint mehrere Gruppen, darunter Gemeinden, Kirchen und lokale Organisationen, die Land- und Umweltrechte verteidigen. Sie setzen sich seit 2015 gegen die Vergabe zweier Betriebslizenzen an die Bergbaugesellschaft Inversiones Los Pinares (ILP) ein, die im Nationalpark Carlos Escalera, der früher als Montaña de Botaderos bekannt war, tätig ist.

Am 1. August 2018 errichteten Anwohner*innen das "Guapinol Camp" als friedliche Protestaktion gegen die vergebenen Lizenzen und den Bergbau in einem zentralen Schutzgebiet, dessen Wasserquellen eine Lebensgrundlage für sie darstellen. Sie reichten mehrere Strafanzeigen bei den örtlichen Gerichten ein, über die jedoch noch nicht entschieden wurde. Seit 2018 wurden Mitglieder der Organisation CMDBCP in mindestens zwei Verfahren strafrechtlich verfolgt, weil sie die Flüsse Guapinol und San Pedro vor den Folgen des Bergbauprojekts schützen wollen. Im Rahmen dieser Verfahren mussten Aly Magdaleno Domínguez Ramos und sein Bruder Reynaldo Dominguez 2019 zusammen mit anderen Umweltschützer*innen des Guapinol-Flusses einige Zeit im Gefängnis verbringen.

Dasselbe Verfahren führte auch zur willkürlichen Inhaftierung von acht weiteren Umweltschützer*innen des Guapinol-Flusses, was weltweit Aufsehen erregt hatte, da sie nur aufgrund ihres friedlichen Einsatzes für das Recht auf sauberes Wasser mehr als zwei Jahre im Gefängnis verbringen mussten. Nach gründlicher Recherche wies Amnesty International zahlreiche Mängel in den Ermittlungsakten nach und erklärte die Umweltschützer*innen zu gewaltlosen politischen Gefangenen. Seit ihrer Freilassung im Februar 2021 prangert das CMBDCP die Angriffe gegen Mitglieder der Organisation an, dazu zählen auch ihre Stigmatisierung und Überwachung. Die Organisation fordert weiterhin die Beendigung des Bergbauprojekts.

Im Laufe der vergangenen fünf Jahre hat Amnesty International bereits auf zahlreiche, zum Teil tödliche, Angriffe auf Aktivist*innen in Honduras aufmerksam gemacht. Das Land ist für Menschenrechtverteidiger*innen eines der tödlichsten der Welt. Trotz der Schwere der Angriffe auf Aktivist*innen hat Honduras das Abkommen von Escazú noch nicht unterzeichnet. Es ist das erste Abkommen in Lateinamerika und der Karibik, das die Verbindung zwischen Umweltschutz und  Menschenrechte herstellt und die Unterzeichnerstaaten zum Schutz von Umweltaktivist*innen verpflichten soll. Das Abkommen trat am 22. April 2021 in Kraft.