Israel/OPT: Militärdienstverweigerer immer noch in Haft

Days
:
Std
:
Min
Ein junger Mann vor einer Mauer, dort zu sehen, ein Graffiti mit einem alten Mann und einem Soldaten

Der israelische Kriegsdienstverweigerer Yuval Peleg (17. Juli 2025)

+++ Update 28.11.2025: Die Haftstrafe von Yuval Peleg ist erneut um 30 Tage verlängert worden. +++ Yuval Peleg verbüßt derzeit eine 20-tägige Haftstrafe im Militärgefängnis Neve Tzedek in Zentralisrael, weil er sich geweigert hat, den Militärdienst anzutreten. Er begründet dies mit der Beteiligung des israelischen Militärs an dem Völkermord im Gazastreifen und der rechtswidrigen Besatzung des Besetzten Palästinensischen Gebiets. Die israelischen Behörden müssen Yuval Peleg und andere Kriegsdienstverweigerer*innen aus Gewissensgründen unverzüglich und bedingungslos freilassen.

Bitte setzt euch für Yuval Peleg ein!

Bereits bei "Mein Amnesty" registriert? Dann bitte hier anmelden.
Meine Profildaten (Vorname, erster Buchstabe des Nachnamens) dürfen bei Aktionsteilnahme angezeigt werden.

Ja, ich will mich für die Menschenrechte einsetzen und stimme zu, dass die Initialen meines Vornamens und Nachnamens bei Aktionsteilnahme an den Adressaten übermittelt und diesem angezeigt werden. Ich bin mir bewusst, dass in Drittstaaten oft kein mit dem europäischen Datenschutz vergleichbarer Schutz meiner personenbezogenen Daten gegeben ist und dass mit der Offenlegung ggf. Rückschlüsse auf meine politische Meinung möglich sind. Meine Einwilligung kann ich jederzeit widerrufen, jedoch nur mit Wirkung für die Zukunft. Weitere Hinweise in unseren Datenschutzhinweisen.

Hinweis: Vielen Dank für deine Unterstützung. Deine Kontaktdaten (E-Mail-Adresse, Anschrift und optional Telefonnummer) verwenden wir auch, um dir aktuelle Informationen über Menschenrechte und unsere Arbeit sowie die unserer Netzwerkpartner zuzuschicken, Veranstaltungen anzukündigen und zur Teilnahme an Aktionen, Petitionen oder zu Spenden aufzurufen. Du kannst dich jederzeit kostenlos und einfach von unseren Newslettern abmelden. Klicke dazu einfach auf den Abmeldelink in den Nachrichten (E-Mail oder WhatsApp), oder schreibe uns an info@amnesty.de. Mehr Informationen findest du in unseren Datenschutzhinweisen.

Dein Appell

In welcher Sprache möchtet du den Brief verschicken? Bitte auswählen

Sehr geehrter Generalstabschef,

der 18-jährige Yuval Peleg verbüßt eine weitere 30-tägige Haftstrafe im Militärgefängnis Neve Tzedek. Dies ist Yuval Pelegs fünfte Haftstrafe, nachdem er zuvor bereits 100 Tage inhaftiert war. Mit der jetzigen Strafe wird Peleg insgesamt 130 Tage im Gefängnis verbracht haben, nachdem er am 21. Juli 2025 im Rekrutierungszentrum in Ramat Gan den Wehrdienst verweigert hatte. Yuval Peleg hätte gar nicht erst inhaftiert werden dürfen, und es besteht ein hohes Risiko, dass er nach seiner voraussichtlichen Freilassung am 24. Dezember 2025 erneut inhaftiert wird.

Ich bitte Sie, für die sofortige und bedingungslose Freilassung von Yuval Peleg zu sorgen und von weiteren Strafverfolgungen abzusehen, sollte er sich auch zukünftig weigern, seinen Wehrdienst abzuleisten. 

Außerdem bitte ich Sie, die Einführung von Rechtsvorschriften zu unterstützen, die das Recht auf Wehrdienstverweigerung im Einklang mit dem Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit anerkennen, wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte verankert ist, zu dessen Vertragsstaaten Israel gehört.

Mit freundlichen Grüßen

­Lieutenant General Zamir,  

I am writing to demand the immediate and unconditional release of Yuval Peleg, aged 18, who is currently serving a 30-day sentence at Neve Tzedek military prison for refusing to enlist in the Israeli military. This is Peleg’s fifth prison term, having been previously imprisoned for 100 days, and with this current sentence, Peleg will have spent a total of 130 days after initially refusing compulsory military service on 21 July 2025 at the recruitment centre in Ramat Gan. Peleg should have never been imprisoned in the first place, and I am concerned that he is at high risk of being re-imprisoned after he is released as expected on 24 December 2025. Our concern over potential re-arrest is based on a recurrent pattern of repeatedly arresting conscientious objectors for several separate terms. For instance, Itamar Greenberg, 19, previously spent a total of 240 days, across several sentences, in prison for his refusal to enlist.  

Yuval Peleg had made his objection to military service on grounds of conscience clear before Israeli army representatives, as well as in a statement through the refusal process by the conscientious objector network, Mesarvot, prior to his summon date. However, the military classified his refusal as disobedience. Amnesty International considers Yuval Peleg and other conscientious objectors to be prisoners of conscience, detained solely for exercising their right to conscientious objection. 

I urge you to ensure his immediate and unconditional release and to refrain from further prosecutions should he refuse to take part in future calls for conscription. I further call on you to support the introduction of legislation recognizing the right to conscientious objection to compulsory military service in line with the right to freedom of thought, conscience and religion as laid down in the Universal Declaration of Human Rights and the International Covenant on Civil and Political Rights, to which Israel is a party.  

 
Yours sincerely,

Du möchtest dein Schreiben lieber per Brief, Fax oder mit deinem eigenen E-Mail-Programm versenden?

Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.

Du hast Probleme beim Ausdrucken des Briefes? Dann klicke bitte hier.

Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.

Bitte abschicken bis: 07.04.2026

Appell an

IDF Chief of General Staff
Lieutenant General Eyal Zamir
Yitzhak Rabin Military Base, HaKirya, 
27 Kaplan Street
Tel Aviv 6473424
ISRAEL

Sende eine Kopie an

Botschaft des Staates Israel
S.E. Herrn Ron Prosor
Auguste-Viktoria-Straße 74–76
14193 Berlin

Fax: 030-8904 5555
E-Mail: botschaft@israel.de


 

Amnesty fordert:

  • Bitte sorgen Sie für die sofortige und bedingungslose Freilassung von Yuval Peleg und sehen Sie von weiteren Strafverfolgungen ab, sollte er sich auch zukünftig weigern, seinen Wehrdienst abzuleisten.
  • Ich fordere Sie ferner auf, die Einführung von Rechtsvorschriften zu unterstützen, die das Recht auf Wehrdienstverweigerung im Einklang mit dem Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit anerkennen, wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte verankert ist, zu dessen Vertragsstaaten Israel gehört.

Sachlage

Der 18-jährige Yuval Peleg verbüßt eine 20-tägige Haftstrafe im Militärgefängnis Neve Tzedek. Dies ist Yuval Pelegs vierte Haftstrafe, nachdem er zuvor bereits 80 Tage inhaftiert war. Mit der jetzigen Strafe wird Peleg insgesamt 100 Tage im Gefängnis verbracht haben, nachdem er am 21. Juli 2025 im Rekrutierungszentrum in Ramat Gan den Wehrdienst verweigert hatte. Yuval Peleg hätte gar nicht erst inhaftiert werden dürfen, und es besteht ein hohes Risiko, dass er nach seiner voraussichtlichen Freilassung am 21. November 2025 erneut inhaftiert wird. Die Sorge, dass er dann möglicherweise erneut in Haft genommen wird, gründet sich auf ein Muster wiederholter Inhaftierungen von Kriegsdienstverweigerer*innen aus Gewissensgründen über mehrere unterschiedlich lange Zeiträume. So verbrachte der 19-jährige Itamar Greenberg wegen seiner Weigerung, sich zur Armee zu melden, verteilt auf mehrere Verurteilungen, insgesamt 240 Tage im Gefängnis.

In seiner Militärdienstverweigerungserklärung schrieb Yuval Peleg: "Angesichts der Verbrechen, die die israelische Armee gegen das palästinensische Volk im Gazastreifen und im Westjordanland begeht, (...) ist die Wehrpflicht unvereinbar mit den Grundprinzipien des Lebens und der Gleichheit aller Menschen, und bedeutet vielmehr, sich einem System anzuschließen, dessen Wesen Unterdrückung, Besatzung und Zerstörung ist." Yuval Peleg hatte seine Verweigerung des Militärdienstes aus Gewissensgründen vor seinem Einberufungs-termin deutlich gemacht. Er tat dies vor Vertreter*innen der israelischen Armee sowie in einer Erklärung im Rahmen des Verweigerungsverfahrens des Netzwerks für Kriegsdienstverweigerer*innen aus Gewissensgründen, Mesarvot. Das Militär stufte seine Verweigerung jedoch als Ungehorsam ein. Amnesty International betrachtet Yuval Peleg und andere Militärdienstverweigerer*innen als gewaltlose politische Gefangene, die sich lediglich aufgrund der friedlichen Wahrnehmung ihres Rechts auf Militärdienstverweigerung in Haft befinden.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Yuval Peleg ist seit dem 10. August 2025 inhaftiert, weil er den israelischen Militärdienst mit der Begründung verweigert hat, er sei aus moralischen Gründen gegen das israelische Vorgehen in Gaza. Er schloss sich damit anderen Militärdienstverweigerer*innen wie Itamar Greenberg, Yuval Moav, Oryan Mueller, Ella Greenberg, Yona Roseman, Ayana Gerstman, Tal Mitnick und Sofia Orr an, die seit dem 7. Oktober 2023 ebenfalls wegen Wehrdienstverweigerung ins Gefängnis mussten. Die Militärdienstverweigerer*innen werden von der Organisation Mesarvot unterstützt, einem wachsenden Netzwerk, das denjenigen zur Seite steht, die sich der Wehrpflicht widersetzen, insbesondere, weil sie nicht mit der israelischen Politik und dem Vorgehen gegen Palästinenser*innen einverstanden sind. Nach Angaben von Mesarvot haben seit Oktober 2023 mehr als 100 Israelis den Militärdienst aus Gewissensgründen verweigert, aber nur 15 haben ihren Fall öffentlich gemacht. Weitere Verweigerer*innen aus Gewissensgründen sind Ben Arad, Iddo Elam, Soul Behar Tsalik und Neta Lannes Arbel. Die meisten Verweigerer*innen aus Gewissensgründen sprechen nicht öffentlich darüber, da sie gesellschaftliche Repressalien und andere mögliche Konsequenzen fürchten.   

Amnesty International betrachtet jede Person, die aus Gewissensgründen oder aus tiefer Überzeugung den Dienst in den Streitkräften oder jede andere direkte oder indirekte Beteiligung an Kriegen oder bewaffneten Konflikten verweigert, als Militärdienstverweigerer*in aus Gewissensgründen. Dazu kann die Weigerung gehören, an einem Krieg teilzunehmen, weil man mit dessen Zielen oder der Art und Weise, wie er geführt wird, nicht einverstanden ist, selbst wenn man nicht grundsätzlich gegen die Teilnahme an Kriegen ist. Amnesty International betrachtet Militärdienstverweigerer*innen als gewaltlose politische Gefangene, wenn sie nur deshalb festgehalten oder inhaftiert werden, weil ihnen das Recht verweigert wurde, ihre Wehrdienstverweigerung registrieren zu lassen oder zivilen Ersatzdienst zu leisten. Sie wären auch dann gewaltlose politische Gefangene, wenn sie inhaftiert wären, weil sie die Streitkräfte ohne Genehmigung aus Gewissensgründen verlassen haben, sofern sie angemessene Schritte unternommen haben, um sich von den militärischen Verpflichtungen zu befreien. Amnesty International stützt die Einschätzung, ob es sich bei einer Person um eine*n gewaltlose*n politische*n Gefangene*n handelt, auf die Informationen, die der Organisation über die Umstände vorliegen, die zu deren Inhaftierung geführt haben. Mit der Benennung einer Person als eine*n gewaltlose*n politische*n Gefangene*n bekräftigt Amnesty International, dass diese Person sofort und bedingungslos freigelassen werden muss. 

Israelische Staatsbürger*innen sind gesetzlich verpflichtet, sich mit 18 Jahren zum Militär zu melden und 24 bis 32 Monate lang zu dienen. Die meisten Palästinenser*innen mit israelischer Staatsbürgerschaft, die fast 21 % der israelischen Bevölkerung ausmachen, sind jedoch von der Wehrpflicht befreit. Der Gewissens-ausschuss der israelischen Armee kann zwar eine Befreiung vom Militärdienst beschließen, doch wird diese in der Regel nur denjenigen Verweigerer*innen aus Gewissensgründen gewährt, die den Dienst aus religiösen Gründen verweigern, wie z.B. ultra-orthodoxe Juden und Jüdinnen. Am 25. Juni 2024 entschied der Oberste Gerichtshof Israels jedoch, dass ultra-orthodoxe jüdische Seminarist*innen zum Militär eingezogen werden müssen, womit die jahrzehntelange Ausnahme ein Ende fand.

Obwohl das israelische Recht eine Befreiung aus Gründen einer pazifistischen Überzeugung vorsieht, lehnt der Gewissensausschuss der israelischen Armee die Anträge von Pazifist*innen häufig ab. Die Behörden untersagen den Verweigerer*innen immer wieder die Möglichkeit, einen Zivildienst zu leisten. Militärdienstverweigerer*innen können in Israel wiederholt wegen desselben "Vergehens" verurteilt und inhaftiert werden. Im Jahr 2003 erklärte die UN-Arbeitsgruppe gegen willkürliche Inhaftierungen, dass diese Praxis die Rechte von Militärdienstverweigerer*innen gemäß den internationalen Menschenrechtsstandards missachtet. Denn niemand darf wegen desselben Verbrechens mehrmals verurteilt werden. 

1995 erklärte die UN-Menschenrechtskommission in ihrer Resolution 1998/77, dass das Recht auf Militärdienstverweigerung aus Gewissensgründen durch Artikel 18 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte – das Recht auf Religions-, Gewissens- und Glaubensfreiheit – geschützt ist. In der Resolution, die vom Menschenrechtsrat wiederholt bekräftigt wurde, zuletzt 2019, betonte die Kommission, dass die Staaten "davon absehen müssen, Militärdienstverweigerern aus Gewissensgründen einer Inhaftierung und wiederholten Bestrafung zu unterwerfen". Sie erinnerte daran, dass "niemand wegen einer strafbaren Handlung, wegen der er bereits nach dem Gesetz und dem Strafverfahrensrecht des jeweiligen Landes rechtskräftig verurteilt oder freigesprochen worden ist, erneut verfolgt oder bestraft werden [darf]." 

Israelische Staatsbürger*innen sind gesetzlich verpflichtet, sich mit 18 Jahren zum Militär zu melden und 24 bis 32 Monate lang zu dienen. Die meisten Palästinenser*innen mit israelischer Staatsbürgerschaft, die fast 21 % der israelischen Bevölkerung ausmachen, sind jedoch von der Wehrpflicht befreit. Der Gewissensausschuss der israelischen Armee kann zwar eine Befreiung vom Militärdienst beschließen, doch wird diese in der Regel nur denjenigen Verweigerer*innen aus Gewissensgründen gewährt, die den Dienst aus religiösen Gründen verweigern, wie z.B. ultra-orthodoxe Juden und Jüdinnen. Am 25. Juni 2024 entschied der Oberste Gerichtshof Israels jedoch, dass ultra-orthodoxe jüdische Seminarist*innen zum Militär eingezogen werden müssen, womit die jahrzehntelange Ausnahme ein Ende fand.