Derwische inhaftiert

Zwischen dem 3. und 14. September sind in den iranischen Städten Kavar, Teheran und Shiraz über 60 Menschen, vor allem Angehörige der Religionsgemeinschaft der Derwische, festgenommen worden. Mindestens drei AnwältInnen, die die Gruppe vertreten, wurden ebenfalls am 4. September festgenommen. Sie alle werden derzeit im Evin-Gefängnis in Teheran festgehalten. Ihnen drohen Folter und andere Misshandlungen.

Appell an

OBERSTE JUSTIZAUTORITÄT
Ayatollah Sadegh Larijani
[C/o] Public Relations Office, Number 4, 2 Azizi Street
Vali Asr Ave., above Pasteur Street intersection
Tehran
IRAN
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
E-Mail: bia.judi@yahoo.com (Betreff: FAO Ayatollah Sadegh Larijani)

OBERSTE JUSTIZAUTORITÄT DER PROVINZ FARS
Mr Zabihollah Khodaiyan
Piroozi Street, Shiraz
Fars Province
IRAN
(korrekte Anrede: Dear Sir / Sehr geehrter Herr Khodaiyan)
E-Mail: khodaiyan@dadfars.ir

Sende eine Kopie an

LEITER DER IRANISCHEN BEHÖRDE FÜR MENSCHENRECHTE
Mohammad Javad Larijani
High Council for Human Rights
[C/o] Office of the Head of the Judiciary
Pasteur St., Vali Asr Ave.
south of Serah-e Jomhouri
Tehran 1316814737
IRAN
Fax: (00 98) 21 3390 49 86
E-Mail: info@humanrights-iran.ir (Betreff: FAO Mohammad Javad Larijani)

BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
S.E. Herrn Alireza Sheikh Attar
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Fax: 030-8435 3535
E-Mail: iran.botschaft@t-online.de oder info@iranbotschaft.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Persisch, Arabisch, Englisch, Französisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 28. Oktober 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich appelliere an Sie, alle Personen umgehend und bedingungslos freizulassen, die aufgrund ihrer Verbindungen oder Zugehörigkeit zu den Gonabadi-Derwischen festgenommen wurden, falls sie nur aufgrund ihrer Überzeugungen oder friedlichen Aktivitäten für die Gonabadi-Derwische festgehalten werden.

  • Auch alle übrigen Personen müssen umgehend freigelassen oder einer international als Straftat anerkannten Handlung angeklagt werden und gemäß internationalen Standards für ein faires Gerichtsverfahren vor Gericht gestellt werden.

  • Ich möchte darauf dringen, sicherzustellen, dass alle Festgenommenen vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt werden und ihnen umgehend regelmäßig Zugang zu ihren Familien, einem Rechtsbeistand ihrer Wahl und bei Bedarf zu medizinischer Versorgung eingeräumt wird.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Call for the immediate and unconditional release of anyone arrested on account of their links or association with the Gonabadi dervishes, if they are held solely because of their beliefs and/or their peaceful activities on behalf of the Gonabadi dervishes.

  • Call for the release of anyone else arrested unless they are to be charged with internationally recognizable criminal offences and tried according to international fair trial standards.

  • Urge the authorities to ensure that those arrested are protected from torture and other ill-treatment, and granted immediate and regular access to family, a lawyer of their choice and necessary medical care.

[FORTSETZUNG HINTERGRUNDINFORMATIONEN – AUF ENGLISCH]

Members of religious minorities in Iran, including Baha’is, Christian converts, Sunni Muslims, dissident Shi’a clerics and the Ahl-e Haq, as well as dervish communities, suffer discrimination, harassment, arbitrary detention, and attacks on community property. "Demonization" of such groups has been increasing in recent years.

Gonabadi dervishes have faced rising harassment in recent years. Several prominent clerics in Iran have issued fatwas attacking Sufis. For example Ayatollah Lankarani said in 2006 that Sufis were "misleading Iranian youth" and that "any contact with them was forbidden". Hundreds were arrested in Qom in February 2006 following protests over the destruction fo their place of worship (hosseinieh); see UA 43/06 (Index: MDE 13/018/2006), 22 February 2006. Hosseiniehs in other towns and cities have been destroyed or forcibly closed. At least four teachers were dismissed from their employment in 2008 on account of their participation in Sufi practices. In October 2008, seven were arrested in Esfahan, and five in Karaj, near Tehran, apparently on account of their affiliation to the order.

At least six Sufis were arrested on the island of Kish in December 2008 following the enforced closure of the hosseinieh on the island. Two lawyers who took up their cases - Farshid Yadollahi and Amir Eslami - have reportedly been placed under investigation by the Kish Public Prosecutor for allegedly "creating unease in the public mind", after they had been summoned, reportedly on the orders of the Joint Intelligence Bureau of Hormozgan Province.

Fourteen Gonabadi dervishes were flogged 25 times each in. They had been sentenced in May 2010 by Branch 101 of the General Court in Gonabad to flogging and three-month suspended prison sentences after conviction of "disturbing the peace by holding an illegal gathering" after they had participated in a demonstration in July 2009 in front of a Judiciary building in Gonabad in protest at the arrest of another dervish, Hossein Zara’i, who had allowed the burial of a dervish in the cemetery. The local authorities had banned further burials in the cemetery in March 2009, reportedly under pressure from the security forces.

Sachlage

Am 3. September wurden etwa 60 Gonabadi Derwische in Kavar in der Provinz Fars nach einer Konfrontation mit freiwilligen paramilitärischen Basij Sicherheitskräften festgenommen. Die Namen von 30 Derwischen sind Amnesty International bekannt. 15 der Festgenommenen wurden wieder freigelassen, doch die übrigen 45 sollen in das Evin-Gefängnis in Teheran gebracht worden sein. Fünf weiter Derwische, die bei dem Zusammenstoß verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert worden waren, hat man dort später ebenfalls festgenommen. Sie sollen auch in das Evin-Gefängnis gebracht worden sein. Den Festgehaltenen wird der Zugang zu AnwältInnen und eine Kontaktaufnahme mit ihren Familien verweigert.
Am 4. September wurden mindestens drei AnwältInnen, die die Gonabadi Derwische vertreten, vom Gouverneur von Kavar eingeladen, die Freilassung der Derwische zu verhandeln. Sie wurden bei Ankunft im Büro des Gouverneurs festgenommen. Die AnwältInnen werden derzeit in der Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses festgehalten. Zwölf JournalistInnen von Mazjooban-e Noor, einer Nachrichten-Website der Gonabadi Derwische, wurden Berichten zufolge am 5. September von Männern in Zivil, die dem Geheimdienstministerium angehören sollen, ohne Haftbefehle im Büro von Mazjooban-e Noor festgenommen. Die Behörden könnten ebenso vorhaben, den Administrator der Website festzunehmen, denn seine Mutter wurde bei sich zuhause in Shiraz am 14. September verhaftet. Am 7. September wurde der Administrator einer anderen Derwisch-Website, Mast-e Yar, in Teheran festgenommen und sein Haus von Sicherheitskräften durchsucht. Die JournalistInnen beider Website werden derzeit im Evin-Gefängnis festgehalten.

[EMPFOHLENE AKTIONEN]

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich appelliere an Sie, alle Personen umgehend und bedingungslos freizulassen, die aufgrund ihrer Verbindungen oder Zugehörigkeit zu den Gonabadi-Derwischen festgenommen wurden, falls sie nur aufgrund ihrer Überzeugungen oder friedlichen Aktivitäten für die Gonabadi-Derwische festgehalten werden.

  • Auch alle übrigen Personen müssen umgehend freigelassen oder einer international als Straftat anerkannten Handlung angeklagt werden und gemäß internationalen Standards für ein faires Gerichtsverfahren vor Gericht gestellt werden.

  • Ich möchte darauf dringen, sicherzustellen, dass alle Festgenommenen vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt werden und ihnen umgehend regelmäßig Zugang zu ihren Familien, einem Rechtsbeistand ihrer Wahl und bei Bedarf zu medizinischer Versorgung eingeräumt wird.

[APPELLE AN]

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OBERSTE JUSTIZAUTORITÄT DER PROVINZ FARS
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Mohammad Javad Larijani
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[C/o] Office of the Head of the Judiciary
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Tehran 1316814737
IRAN
Fax: (00 98) 21 3390 49 86
E-Mail: info@humanrights-iran.ir (Betreff: FAO Mohammad Javad Larijani)

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S.E. Herrn Alireza Sheikh Attar
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[HINTERGRUNDINFORMATIONEN ]

Gonabadi Derwische im Iran betrachten sich als Schiiten. Sie sind Sufis, die den Sufismus als einen Weg beschreiben, durch den Menschen jeder Religion Gott finden können, und nicht als Religion oder Sekte. Im Iran ist Dr. Nour Ali Tabandeh der führende Gonabadi-Derwisch. Man zwang ihn im Mai 2007 sein Haus in Bidokht, dem größten Zentrum im Iran, zu verlassen und sich in Teheran niederzulassen.

Die Festnahmen der Gonabadi-Derwische erfolgt nach Wochen steigender Spannungen, nachdem der Oberste Religionsführer in Qom, dem wichtigsten Zentrum für religiöse Studien, eine Rede gehalten hatte, in der er "falschen Mystizismus" anprangerte und seine Zuhörerschaft aufforderte, sich an die Öffentlichkeit zu wenden und von den "Gefahren" religiöser Minderheiten im Iran zu sprechen, darunter auch die Sufis. Angehörige der Basij-Milizen reisten in den Tagen vor dem 3. September offenbar organisiert von einem Seminarstudenten nach Kavar. Am 3. September versammelten sie sich mit Schlagstöcken bewaffnet auf dem Hauptplatz des Ortes,riefen Anti-Derwisch-Slogans und legten Feuer in Läden, die Fotos von Derwisch-Führern in den Fenstern hängen hatten. Sicherheitskräfte sollten die Menschenmenge, die sich aus Protest versammelt hatte, unter Einsatz von Tränengas und Schüssen in die Luft auflösen.

Am 4. September versuchten andere Gonabadi-Derwische aus der nahegelegenen Stadt Sarvestan, etwa 30 km östlich von Kavar, zu Fuß nach Kavar zu gehen, um Solidarität mit den Derwischen Kavars zu zeigen. Einige wurden von Sicherheitskräften verletzt, die die Straße in die Stadt hinein überwachten. Mindestens sechs Menschen erlitten Schussverletzungen und mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Fünf von ihnen wurden später im Krankenhaus festgenommen und schließlich in das Evin-Gefängnis in Teheran überstellt. Der sechste, der 24-jährige Vahid Banani, starb im Krankenhaus. Die Regierungsbehörden gaben am 6. September seinen Tod bekannt. Sein genauer Todestag ist nicht bekannt. Seine Familie durfte ihn nicht besuchen bis sie den Leichnam für die Beerdigung abholten.

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  • Call for the release of anyone else arrested unless they are to be charged with internationally recognizable criminal offences and tried according to international fair trial standards.

  • Urge the authorities to ensure that those arrested are protected from torture and other ill-treatment, and granted immediate and regular access to family, a lawyer of their choice and necessary medical care.

[FORTSETZUNG HINTERGRUNDINFORMATIONEN – AUF ENGLISCH]

Members of religious minorities in Iran, including Baha’is, Christian converts, Sunni Muslims, dissident Shi’a clerics and the Ahl-e Haq, as well as dervish communities, suffer discrimination, harassment, arbitrary detention, and attacks on community property. "Demonization" of such groups has been increasing in recent years.

Gonabadi dervishes have faced rising harassment in recent years. Several prominent clerics in Iran have issued fatwas attacking Sufis. For example Ayatollah Lankarani said in 2006 that Sufis were "misleading Iranian youth" and that "any contact with them was forbidden". Hundreds were arrested in Qom in February 2006 following protests over the destruction fo their place of worship (hosseinieh); see UA 43/06 (Index: MDE 13/018/2006), 22 February 2006. Hosseiniehs in other towns and cities have been destroyed or forcibly closed. At least four teachers were dismissed from their employment in 2008 on account of their participation in Sufi practices. In October 2008, seven were arrested in Esfahan, and five in Karaj, near Tehran, apparently on account of their affiliation to the order.

At least six Sufis were arrested on the island of Kish in December 2008 following the enforced closure of the hosseinieh on the island. Two lawyers who took up their cases - Farshid Yadollahi and Amir Eslami - have reportedly been placed under investigation by the Kish Public Prosecutor for allegedly "creating unease in the public mind", after they had been summoned, reportedly on the orders of the Joint Intelligence Bureau of Hormozgan Province.

Fourteen Gonabadi dervishes were flogged 25 times each in. They had been sentenced in May 2010 by Branch 101 of the General Court in Gonabad to flogging and three-month suspended prison sentences after conviction of "disturbing the peace by holding an illegal gathering" after they had participated in a demonstration in July 2009 in front of a Judiciary building in Gonabad in protest at the arrest of another dervish, Hossein Zara’i, who had allowed the burial of a dervish in the cemetery. The local authorities had banned further burials in the cemetery in March 2009, reportedly under pressure from the security forces.