Foltergefahr

Ergebnis dieser Urgent Action

Die Haftbedingungen der beiden gewaltlosen politischen Gefangenen Johan Teterissa und Johni Sinay haben sich verbessert. Sie haben mittlerweile Kleidung und bessere Schlafmöglichkeiten erhalten.

Johan Teterissa, 2009

Johan Teterissa, 2009

Der vom Madiun-Gefängnis in Ost-Java in die Strafvollzugsanstalt von Batu auf der indonesischen Insel Nusakambangan verlegte gewaltlose politische Gefangene Johan Teterissa ist in Gefahr, gefoltert oder auf andere Weise misshandelt zu werden. Bei seiner Ankunft in Batu wurde er mit Elektrokabeln geschlagen. Bislang verweigern ihm die Behörden jedoch die medizinische Behandlung seiner durch die Schläge verursachten Verletzungen.

Appell an

DIREKTOR DES GEFÄNGNISSES AUF BATU
Nusakambangan
Hermawan Yunianto
Lembaga Pemasyarakatan Klas I Batu
Nusakambangan
Tambakreja
Cilacap Selatan
53213 Cilacap
Central Java
Jakarta
INDONESIEN
(korrekte Anrede: Dear Inspector General / Sehr geehrter Herr Polizeipräsident)
Fax: (00 62) 282 534057
E-Mail: lapasbatu@yahoo.co.id

LEITER DER STRAFVOLLZUGSBEHÖRDE
Sihabuddin
Director General of Prisons
Ministry of Justice and Human Rights
Jl. Veteran No. 1
Jakarta Pusat
INDONESIEN
(korrekte Anrede: Dear Sihabuddin)
Fax: (00 62) 21 384 1711

Sende eine Kopie an

MINISTER FÜR JUSTIZ UND MENSCHENRECHTE
Amir Syamsuddin
Jl. H.R. Rasuna Said Kav No. 4-5
Kuningan, Jakarta Selatan 12950, INDONESIEN (korrekte Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 62) 21 525 3095

BOTSCHAFT DER REPUBLIK INDONESIEN
S.E. Herrn Eddy Pratomo
Lehrter Straße 16-17, 10557 Berlin
Fax: 030-4473 7142
E-Mail: nur über http://botschaft-indonesien.de/de/botschaft/organisation.htm
Kontaktformular: http://www.botschaft-indonesien.de/de/kontak/kontakt.php

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Indonesisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 19. September 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Stellen Sie bitte sicher, dass Johan Teterissa in der Haft weder gefoltert noch anderweitig misshandelt wird.

  • Veranlassen Sie bitte, dass Johan Teterissa bei Bedarf medizinisch versorgt wird und zu Rechtsbeiständen seines Vertrauens Kontakt erhält. Sorgen Sie dafür, dass die Bedingungen in den Gefängnissen und Untersuchungshaftanstalten wie auch die Behandlung der InsassInnen innerstaatlichen Rechtsvorschriften und den UN-Mindestgrundsätzen für die Behandlung von Gefangenen genügen.

  • Lassen Sie bitte Johan Teterissa und alle übrigen in Indonesien inhaftierten gewaltlosen politischen Gefangen unverzüglich und bedingungslos frei.

  • Ich fordere Sie weiterhin auf, Vorwürfen über Menschenrechtsverletzungen durch das Wachpersonal der Strafvollzugsanstalt Batu auf der Insel Nusakambangan nachzugehen und die für Übergriffe Verantwortlichen in fairer Weise vor Gericht zu stellen.

Sachlage

Johan Teterissa war im Juni 2007 festgenommen worden, nachdem er in Ambon, der Hauptstadt der Provinz Maluku, an einer friedlichen Demonstration teilgenommen hatte. Er leistet derzeit eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren ab. Am 21. Juli wurde Johan Teterissa zusammen mit dem gewaltlosen politischen Gefangenen Joni Sinay und weiteren Häftlingen des Madiun-Gefängnisses offenbar wegen Überbelegung der Haftanstalt auf die Insel Nusakambangan in die dortige Strafvollzugseinrichtung von Batu verlegt. Die Rechtsbeistände von Johan Teterissa wurden über die Verlegung ihres Mandanten erst im Nachhinein unterrichtet. Aus verlässlichen Quellen verlautete, Johan Teterissa und die mit ihm verlegten Gefangenen seien nach ihrem Eintreffen in Batu von Wärtern mit Fußtritten und Schlägen traktiert worden. Das Wachpersonal schlug Johan Teterissa mit Elektrokabeln auf den Rücken, so dass er zu bluten begann. Seine Wunden sind bislang nicht medizinisch versorgt worden.

Schon in der Vergangenheit ist Johan Teterissa gefoltert und anderweitig misshandelt worden. Nach seiner Festnahme im Juni 2007 wurden er und weitere 21 friedlich engagierte politische AktivistInnen während ihrer ersten Vernehmungen und ihrer Zeit in Untersuchungshaft von PolizistInnen unter anderem der Anti-Terror-Einheit Deatchment 88 gefoltert. Damals blieb Johan Teterissa ohne angemessene medizinische Versorgung. Noch heute leidet er unter den ihm seinerzeit zugefügten Verletzungen. Im Juni 2012 erfuhr Amnesty International aus verlässlicher Quelle, dass Johan Teterissa und anderen InsassInnen des Madiun-Gefänignisses sauberes Trinkwasser nur in nicht ausreichendem Maß zur Verfügung stand und die Strafvollzugsbehörden auch die Wassermenge für die Körperreinigung herabgesetzt hatten.

[EMPFOHLENE AKTIONEN]

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Stellen Sie bitte sicher, dass Johan Teterissa in der Haft weder gefoltert noch anderweitig misshandelt wird.

  • Veranlassen Sie bitte, dass Johan Teterissa bei Bedarf medizinisch versorgt wird und zu Rechtsbeiständen seines Vertrauens Kontakt erhält. Sorgen Sie dafür, dass die Bedingungen in den Gefängnissen und Untersuchungshaftanstalten wie auch die Behandlung der InsassInnen innerstaatlichen Rechtsvorschriften und den UN-Mindestgrundsätzen für die Behandlung von Gefangenen genügen.

  • Lassen Sie bitte Johan Teterissa und alle übrigen in Indonesien inhaftierten gewaltlosen politischen Gefangen unverzüglich und bedingungslos frei.

  • Ich fordere Sie weiterhin auf, Vorwürfen über Menschenrechtsverletzungen durch das Wachpersonal der Strafvollzugsanstalt Batu auf der Insel Nusakambangan nachzugehen und die für Übergriffe Verantwortlichen in fairer Weise vor Gericht zu stellen.

[APPELLE AN]

DIREKTOR DES GEFÄNGNISSES AUF BATU
Nusakambangan
Hermawan Yunianto
Lembaga Pemasyarakatan Klas I Batu
Nusakambangan
Tambakreja
Cilacap Selatan
53213 Cilacap
Central Java
Jakarta
INDONESIEN
(korrekte Anrede: Dear Inspector General / Sehr geehrter Herr Polizeipräsident)
Fax: (00 62) 282 534057
E-Mail: lapasbatu@yahoo.co.id

LEITER DER STRAFVOLLZUGSBEHÖRDE
Sihabuddin
Director General of Prisons
Ministry of Justice and Human Rights
Jl. Veteran No. 1
Jakarta Pusat
INDONESIEN
(korrekte Anrede: Dear Sihabuddin)
Fax: (00 62) 21 384 1711

KOPIEN AN
MINISTER FÜR JUSTIZ UND MENSCHENRECHTE
Amir Syamsuddin
Jl. H.R. Rasuna Said Kav No. 4-5
Kuningan, Jakarta Selatan 12950, INDONESIEN (korrekte Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 62) 21 525 3095

BOTSCHAFT DER REPUBLIK INDONESIEN
S.E. Herrn Eddy Pratomo
Lehrter Straße 16-17, 10557 Berlin
Fax: 030-4473 7142
E-Mail: nur über http://botschaft-indonesien.de/de/botschaft/organisation.htm
Kontaktformular: http://www.botschaft-indonesien.de/de/kontak/kontakt.php

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Indonesisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 19. September 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Johan Teterissa war am 29. Juni 2007 festgenommen worden, nachdem er gemeinsam mit 22 weiteren politischen AktivistInnen in Ambon, der Hauptstadt der Provinz Maluku, an einer friedlichen Demonstration teilgenommen hatte. Die Protestveranstaltung fand vor den Augen von Präsident Susilo Bambang Yudhoyono statt, der in Ambon einer von der Regierung organisierten Feier beiwohnte. Während der Feier führten unter der Federführung von Johan Teterissa mehrere AktivistInnen – überwiegend LehrerInnen und LandarbeiterInnen – einen Kriegstanz auf und entrollten gegen Ende der Veranstaltung die verbotene "Benang-Raja"-Flagge.

Polizei und Präsidentengarde reagierten auf den Vorfall, indem sie Johan Teterissa und 21 weitere AktivistInnen vom Platz führten. Als die Gruppe außerhalb der Sichtweite des Staatschefs angelangt war, prügelten PolizistInnen und Angehörige der Präsidentengarde auf die 22 AktivistInnen ein. Während ihrer Haft und Vernehmung wurden die AktivistInnen von der PolizistInnen gefoltert, unter ihnen MitarbeiterInnen der Anti-Terror-Einheit 88 (Densus 88). Sie wurden geschlagen und mit Elektrokabeln ausgepeitscht, mussten bäuchlings über heißen Asphalt robben und wurden gequält, indem man ihnen Billardkugeln in den Mund zwängte. Bislang hat weder eine Untersuchung der von ihnen erhobenen Foltervorwürfe stattgefunden noch ist auch nur einer der beteiligten Angehörigen der Polizei zur Verantwortung gezogen worden.

Gegen Johan Teterissa und die übrigen AktivistInnen erging auf der Grundlage der Paragraphen 106 und 110 des indonesischen Strafgesetzbuchs schließlich Anklage wegen "Rebellion" (makar). Die Behörden greifen häufig auf die genannten Paragraphen zurück, um friedliche politische AktivistInnen hinter Gitter zu bringen. Johan Teterissa wurde am 4. April 2008 in erster Instanz zu lebenslangem Freiheitsentzug verurteilt, die Berufungsverhandlung endete drei Monate später mit einer Verkürzung des Strafmaßes auf 15 Jahre Haft. Gegen die übrigen 21 AktivistInnen ergingen Gefängnisstrafen zwischen sieben und 20 Jahren. Im Juni 2008 nahmen die Behörden einen weiteren Aktivisten fest, der im März 2009 zu vier Jahren Freiheitsentzug verurteilt wurde.

Johan Teterissa befindet sich derzeit weit von seiner in Maluku lebenden Familie entfernt in Haft. Gegenüber seinen RechtsanwältInnen hat er den Wunsch geäußert, in ein Gefängnis in größerer räumlicher Nähe zu seiner Familie verlegt zu werden. Im März 2009 wurde er von der Haftanstalt Ambon in Maluku in das Gefängnis Lowokwara in Ost-Java gebracht. Am 5. Juli 2011 verlegten die Behörden Johan Teterissa erneut, dieses Mal in das ebenfalls in Ost-Java befindliche Madium-Gefängnis. Seit seiner nochmaligen Verlegung am 21. Juli befindet er sich nun in der Strafvollzugsanstalt Batu auf der Insel Nusakambangan.

Im November 2008 bezeichnete die UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen die Haft von Johan Teterissa als willkürlich. Sie vertrat die Auffassung, Johan Teterissa sei die Freiheit entzogen worden, weil er seine Rechte auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit in friedlicher Weise wahrgenommen hat (siehe Opinion Nr. 41/2008 – Indonesien). Die genannten Rechte sind sowohl im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte (IPBPR), zu dessen Vertragsstaaten Indonesien zählt, als auch in der indonesischen Verfassung garantiert. Die UN-Arbeitsgruppe erklärte die Haft von Johan Teterissa ferner als willkürlich, weil er in einem unfairen Gerichtsverfahren verurteilt worden ist. Der IPBPR garantiert in Artikel 14 das Recht eines jeden Menschen auf eine faire und öffentliche Verhandlung vor einem zuständigen, unabhängigen, unparteiischen und auf Gesetz beruhenden Gericht.

Amnesty International nimmt zum politischen Status der indonesischen Provinzen ebenso wenig wie zu Forderungen nach ihrer Unabhängigkeit Stellung. Die Organisation ist jedoch davon überzeugt, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung auch das Recht umfasst, sich in friedlicher Weise für einen Volksentscheid, für Unabhängigkeit oder für anderweitige politische Lösungen einzusetzen, sofern damit keine Aufrufe zu Diskriminierung, Feinseligkeit oder Gewalt einhergehen.

Der IPBPR und die indonesische Verfassung garantieren die Rechte auf freie Meinungsäußerung und Meinungsfreiheit sowie auf Vereinigungsfreiheit und friedliche Versammlung. Es ist die Aufgabe und das Recht der indonesischen Regierung, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Zugleich muss sie aber sicherzustellen, dass Einschränkungen der Rechte auf freie Meinungsäußerung und auf friedliche Versammlung sich im Rahmen dessen bewegen, was internationale Menschenrechtsstandards zulassen.