Lyriker in Lebensgefahr

Tausende Personen werden derzeit in den staatlichen Hafteinrichtungen Syriens festgehalten

Tausende Personen werden derzeit in den staatlichen Hafteinrichtungen Syriens festgehalten

Der Lyriker Nasser Saber Bondek ist am 17. Februar in seiner Wohnung von Personen festgenommen worden, bei denen es sich um Angehörige der syrischen Sicherheitskräfte gehandelt haben soll. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt, und sein Leben ist in Gefahr: Ein Mann, der am betreffenden Tag im selben Viertel festgenommen wurde, starb in Gewahrsam.

Appell an

STAATSPRÄSIDENT
Bashar al-Assad
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 963) 11 332 3410 (Bitte sagen Sie "Fax") (Briefe werden derzeit nicht zugestellt. Bitte nur Faxe schicken!)

VERTEIDIGUNGSMINISTER
General Fahd Jassem al-Freij
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 963) 11 223 7842
(00 963) 11 666 2460
(kombinierter Telefon-/Faxanschluss, bitte sagen Sie "Fax")

SYRISCHER BOTSCHAFTER BEI DEN VEREINTEN NATIONEN
Bashar Ja'afari,
Ambassador Extraordinary and Plenipotentiary
820 Second Avenue, 15th Floor
New York, NY 10017, USA
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 1212) 983 4439
E-Mail: exesec.syria@gmail.com

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER ARABISCHEN REPUBLIK SYRIEN
Rauchstr. 25
10787 Berlin
Fax: 030-5017 7311
E-Mail: info@syrianembassy.de
press@syrianembassy.de
secretary@syrianembassy.de

BOTSCHAFT DER RUSSISCHEN FÖDERATION
S. E. Herrn Vladimir M. Grinin
Unter den Linden 63-65, 10117 Berlin
Fax: 030-2299 397
E-Mail: info@russische-Botschaft.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 21. Juli 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie höflich auf, den Verbleib und den rechtlichen Status von Nasser Saber Bondek bekanntzugeben und ihm sofort Zugang zu seiner Familie, seinem Rechtsbeistand und jeglicher erforderlicher medizinischer Behandlung zu gewähren.

  • Sorgen Sie zudem bitte dafür, dass er vor Folter und anderer Misshandlung geschützt wird.

  • Lassen Sie Nasser Saber Bondek bitte umgehend frei, sofern er nicht einer international anerkannten Straftat angeklagt wird.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the Syrian authorities to reveal the whereabouts and legal status of Nasser Saber Bondek, grant him immediate access to his family, lawyer and any medical attention he may require.

  • Urging them to ensure that he is protected from torture and other ill-treatment.

  • Calling on them to release him if he is not promptly charged with an internationally recognizable criminal offence.

Sachlage

Die im Ausland lebende Ehefrau von Nasser Saber Bondek, Farizah Jahjah Bondek, gab Amnesty International gegenüber an, eine Kontaktperson vor Ort habe ihr gesagt, dass Angehörige der syrischen Sicherheitskräfte, die wohl dem Militärgeheimdienst angehörten, am 17. Februar gegen 18.30 Uhr vor Nasser Saber Bondeks Haus in Sahnaya, einem Vorort von Damaskus, eingetroffen seien. Sie hätten ihn festgenommen und Gegenstände im Haus zerstört. Ein ehemaliger Gefangener hat berichtet, er habe Nasser Saber Bondek kurz nach seiner Festnahme in der Abteilung 227 des Militärgeheimdienstes in Damaskus gesehen. Seitdem hat Nasser Saber Bondeks Ehefrau keinerlei Informationen über seinen Aufenthaltsort erhalten, obgleich eine inoffizielle Quelle ihr Ende April mitteilte, es gehe ihm gut.

Zu den Personen, die ebenfalls am selben Tag in Sahnaya festgenommen wurden, zählen die Menschenrechtsanwältin Jihan Amin, die Studentin Ranim Ma’touq und ein weiterer Mann, dessen Leiche seiner Familie etwa drei Wochen später aus derselben Abteilung des Militärgeheimdienstes, in der Nasser Saber Bondek zuletzt gesehen wurde, überstellt wurde. Ranim Ma'touqs Vater, der Menschenrechtsanwalt Khalil Ma’touq, ist Opfer des Verschwindenlassens geworden. Eine Kontaktperson vor Ort sagte Amnesty International, ein Richter habe am 29. April Jihan Amins vorläufige Haftentlassung angeordnet, nachdem er sie wegen der "Bereitstellung von Hilfe für Terroristen" vernommen hatte. Ihr wurde vorgeworfen, Binnenvertriebenen geholfen zu haben, die aufgrund des bewaffneten Konflikts in Syrien ihren Heimatort verlassen mussten und die laut den syrischen Behörden Angehörige von Personen sind, die die Behörden als "Terroristen" betrachten. Ranim Ma’touq befindet sich weiterhin in Haft und wird wegen ähnlicher Vorwürfe, denen zufolge sie Binnenflüchtlingen geholfen habe, ebenfalls der "Bereitstellung von Hilfe für Terroristen" angeklagt.

Die genauen Gründe für die Festnahme Nasser Saber Bondeks sind nicht bekannt. Seine Ehefrau sagte gegenüber Amnesty International, er habe an der Bereitstellung humanitärer Hilfe mitgewirkt – unter anderem für Binnenflüchtlinge. Farizah Jahjah Bondek ist selbst eine friedliche politische Aktivistin und für ihre Teilnahme an Demonstrationen bekannt. Bevor ihr Ehemann festgenommen wurde, war sie aus Angst vor einer Festnahme durch die Behörden mit ihren Kindern aus Syrien geflohen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Nasser Saber Bondek arbeitet bei der arabischen Organisation für Werbung, die Teil des Informationsministeriums ist. Zudem verfasst er Lyrik. Ursprünglich stammt er aus al-Suwayda, einem Gebiet im Süden Syriens nahe der Grenze zu Jordanien, in dem hauptsächlich Drusen leben. Weitere Informationen zu den beiden in Sahnaya festgenommenen Frauen finden Sie in der UA-38/2014 vom 21. Februar 2014 (https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-038-2014/studentin-und-anwaeltin-festgenommen).

Weiterführende Informationen über die weit verbreitete Folter und andere Misshandlungen in syrischen Hafteinrichtungen finden Sie in dem englischsprachigen Artikel I wanted to die: Syria's torture survivors speak out (http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/016/2012). Seit Beginn der Unruhen im Jahr 2011 ist von Tausenden Todesfällen im Gewahrsam der syrischen Sicherheitskräfte berichtet worden. Amnesty International hat diese Praxis in dem ebenfalls englischsprachigen Bericht Deadly detention: Deaths in custody amid popular protest in Syria (http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/035/2011) dokumentiert.