Aktuell Vereinigte Staaten von Amerika 09. Dezember 2009

Acht Jahre Guantánamo in Zahlen

  • Am 11. Januar 2002, wurden die ersten Gefangenen auf den US-Militärstützpunkt Guantánamo Bay auf Kuba gebracht. Insgesamt wurden dort seither etwa 800 Männer festgehalten.

  • Im Februar 2010 waren immer noch 188 Männer auf Guantánamo inhaftiert. 93 von ihnen sollen in ihre Heimatländer oder in Drittstaaten gebracht werden. Eine Reihe von Gefangenen will die US-Regierung in den USA vor Zivilgerichten anklagen. Das Schicksal der übrigen ist ungewiss. Es ist zu befürchten, dass die meisten weiter ohne fairen Prozess gefangen gehalten werden.

  • An die 45 Gefangene kommen aus Ländern wie China, Libyen, Russland, Syrien und Tunesien, wo ihnen Verfolgung, Folter oder willkürliche Haft drohen.

  • Die Gefangenen wurden in mindestens zehn Ländern (Afghanistan, Bosnien-Herzegowina, Ägypten, Gambia, Indonesien, Mauretanien, Pakistan, Thailand, Vereinigte Arabische Emirate und Sambia) festgenommen, ehe sie, ohne jegliches rechtliches Verfahren, nach Guantánamo überführt wurden.

  • Mindestens zwölf der in Guantánamo Inhaftierten waren bei ihrer Verhaftung noch keine 18 Jahre alt. Die meisten von ihnen sind inzwischen entlassen worden. Mindestens einer von ihnen, der Kanadier Omar Khadr, ist immer noch in Guantánamo eingesperrt. Er soll weiterhin nicht vor einem Zivilgericht, sondern vor einer Militärkommission angeklagt werden.

  • Etwa 600 Gefangene wurden aus Guantánamo in andere Länder geflogen, darunter Afghanistan, Ägypten, Albanien, Algerien, Australien, Bahrain, Bangladesch, Belgien, Bermudas, Bosnien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irak, Iran, Italien, Jemen, Jordanien, Kuwait, Libyen, Malediven, Marokko, Pakistan, Palau, Portugal, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Slowakei, Somalia, Spanien, Sudan, Tadschikistan, Tschad, Türkei, Uganda und Ungarn. Seit Obamas Amtsantritt wurden 49 Gefangene ins Ausland gebracht.

  • Nicht mehr als drei Stunden schlafen konnten Gefangene, die in Guantánamo mit Schlafentzug gequält wurden, spätestens dann wurden sie in eine andere Zelle verlegt. Der damals 17-jährige Omar Khadr war drei Wochen lang dieser "frequent flyer program" genannten Misshandlungsmethode ausgesetzt.

  • Erst ein Gefangener wurde aus Guantánamo in die USA gebracht, um dort vor ein Zivilgericht gestellt zu werden. Im November 2009 kündigte der US-Justizminister an, dass weitere fünf Gefangene in New York vor Gericht gestellt werden sollen.

  • Von Dutzenden Selbstmordversuchen in Guantánamo wird berichtet; vier Männer starben im Juni 2006, einer im Mai 2007 und ein weiterer im Juni 2009, offenbar durch Selbstmord.

  • Eine Studie zu rund 500 Gefangenen ergab, dass nur fünf Prozent von US-amerikanischen Streit- und Sicherheitskräften gefangen genommen worden waren; 86 Prozent waren von Angehörigen der pakistanischen Sicherheitskräfte bzw. Angehörigen der Nord-Allianz in Afghanistan festgenommen und in US-Haft überstellt worden, oftmals gegen eine Belohnung von mehreren Tausend US-Dollar.

  • 14 Gefangene wurden im September 2006 nach Guantánamo verlegt. Sie verbrachten bis zu viereinhalb Jahre ohne Kontakt zur Außenwelt in geheimer CIA-Haft und waren dort zum Teil mit Methoden wie dem "waterboarding" (simulierten Ertrinken) gefoltert worden. Seither sind fünf weitere Gefangene nach Guantánamo gebracht worden, mindestens zwei davon aus geheimer CIA-Haft.

  • Hunderte Menschen werden ohne Anklage, Prozess oder gerichtliche Überprüfung auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan gefangen gehalten. Obwohl seit Herbst 2009 neue Verfahrensregeln den Gefangenen mehr Rechte einräumen, verstößt die Haft weiter gegen internationales Recht.

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