Drohende Hinrichtung
Ifraah Ali Aden droht unmittelbar die Hinrichtung wegen des Mordes an Frau Suad Mohamed Aware, einer weiteren Frau ihres Mannes. Ifraah Ali Aden wurde infolge eines unfairen Gerichtsverfahrens zum Tode verurteilt. Für die Vollstreckung des Todesurteils wurde kein Datum festgelegt, daher könnte sie jederzeit hingerichtet werden.
Appell an
PRÄSIDENT VON PUNTLAND
President Abdirahman Mohamed Mohamud (Farole)
President of Puntland
(korrekte Anrede: Dear President)
E-Mail: plpresidencyg@hotmail.com
info@puntlandgovt.com
Sende eine Kopie an
MINISTERIN FÜR FRAUEN- UND FAMILIENANGELEGENHEITEN
Mrs Asha Ghele Dirie
Minister of Women Development and Family Affairs
Ministry of Women Development and Family Affairs
Fax: (0025) 254 345 01
E-Mail: mowdfa@puntlandgov.net
ashagelle@yahoo.com
mowdafa_punt@hotmail.com
BOTSCHAFT DER REPUBLIK SOMALIA
S.E. Herr Mohamud Mohamed Tifow, außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter
Berlin (zurzeit keine Adresse vorhanden)
E-Mail: info@somaliembassy.de
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Somali, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 22. Juni 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.
PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, TO THE PUNTLAND AUTHORITIES, IN SOMALI, ENGLISH OR YOUR OWN LANGUAGE
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calling on the authorities to immediately suspend the warrant of execution against Ifraah Ali Aden, and give her immediate access to a doctor, to confirm whether she is pregnant;
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stating that international human rights law and standards prohibit the execution of pregnant women and new mothers;
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urging the authorities to ensure that Ifraah Ali Aden has adequate legal representation and that her family is able to visit her;
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urging the authorities to ensure that Ifraah Ali Aden is able to appeal to a higher court in proceedings which comply with international fair trial standards, and that her rights to legal representation, to adequate time and facilities to prepare her defence, to challenge evidence brought against her and to call her own witnesses, and to seek clemency, are upheld;
- stating your opposition to the death penalty as a violation of the right to life and the ultimate cruel, inhuman and degrading punishment; …
Amnesty fordert:
SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS AN DIE BEHÖRDEN VON PUNTLAND, IN DENEN SIE
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die Behörden auffordern, den Hinrichtungsbefehl für Ifraah Ali Aden sofort auszusetzen und ihr Zugang zu einem Arzt zu gewähren, um festzustellen, ob sie tatsächlich schwanger ist;
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anmerken, dass internationale Menschenrechtsnormen und –standards die Hinrichtung von schwangeren Frauen und Müttern von Kleinkindern verbieten;
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bei den Behörden darauf dringen, sicherzustellen, dass Ifraah Ali Aden eine angemessene rechtliche Vertretung erhält und dass sie Besuch von ihrer Familie erhalten kann;
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bei den Behörden darauf dringen, sicherzustellen, dass Ifraah Ali Aden die Möglichkeit hat, vor einem höheren Gericht Rechtsmittel einzulegen, und zwar in einem Verfahren, das den internationalen Standards für ein faires Gerichtsverfahren entspricht, und dass ihre Rechte gewahrt werden, darunter ihre Rechte auf rechtliche Vertretung, auf einen angemessenen Zeitraum und Ort zur Vorbereitung ihrer Verteidigung, auf die Möglichkeit, Beweismittel gegen sie anzufechten und eigene Zeugen zu stellen, und auf das Ersuchen um Begnadigung;
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deutlich machen, dass Sie sich gegen die Todesstrafe wenden, da sie das Recht auf Leben verletzt und die grausamste, unmenschlichste und erniedrigendste Strafe überhaupt darstellt;
- die Behörden auffordern, alle Todesurteile umzuwandeln und ein Hinrichtungsmoratorium zu verhängen.
Sachlage
Sie wurde vom Gericht der ersten Instanz der Stadt Bossaso an der Küste der nordöstlichen Region Puntland zum Tode verurteilt. Laut Aussagen ihrer Bekannten ist sie im vierten oder fünften Monat schwanger. Allem Anschein nach hat das Gericht keine medizinische Untersuchung zur Bestätigung der Schwangerschaft angeordnet. Internationale Menschenrechtsabkommen und –standards verbieten die Hinrichtung von schwangeren Frauen oder Müttern mit Kleinkindern.
Ifraah Ali Aden hat eine Einzelzelle in einem Gefängnis in Bossaso, die nur zum Tode verurteilten Häftlingen zugeteilt wird. Verwandte der Frau, die von Ifraah Ali Aden umgebracht wurde, sowie Angehörige der Sicherheitskräfte haben es offenbar geschafft, ins Gefängnis hinein zu kommen und Ifraah Ali Aden wegen der bevorstehenden Hinrichtung zu verhöhnen.
Ifraah Ali Aden wurde am 27. April 2009 zum Tode verurteilt, weniger als 24 Stunden nachdem sie Suad Mohamed Aware getötet hatte. Man räumte ihr keine Zeit ein, ihre Verteidigung vorzubereiten, wie es das Völkerrecht fordert. Im Gerichtsurteil wird angegeben, dass sie während ihres Gerichtsverfahrens anwaltliche Vertretung hatte. Es ist jedoch unklar, ob sie angemessen vertreten wird und ob sie das Recht hat, vor einem höheren Gericht Rechtsmittel einzulegen, wie es ihr gemäß Artikel 41(5) der Übergangsverfassung der Regierung der halbautonomen Region Puntland zustünde.
Ifraah Ali Aden und Suad Mohamed Aware lagen offenbar schon längere Zeit miteinander im Streit. Es gibt widersprüchliche Aussagen über den Mord. Einige (darunter die Verwandten der Getöteten) sagen, dass Suad Mohamed Aware von Ifraah Ali Aden mit einem Messer in einem Klinikum in Bossaso angegriffen worden sei. Verwandte von Ifraah Ali Aden wiederum behaupten, dass Ifraah Ali Aden von Suad Mohamed Aware und zwei weiteren Frauen konfrontiert worden sei. Daraufhin habe es einen Streit gegeben, während dem sie Suad Mohamed Aware in Notwehr getötet habe. Suad Mohamed Aware war zur Tatzeit im siebten oder achten Monat schwanger.
Verwandte von Ifraah Ali Aden sagen auch, dass diese mehrmals bei der Polizei Anzeige erstattet hatte, da sie von Suad Mohamed Aware bedroht worden war, einmal sogar mit einer Schusswaffe. Die Polizei habe jedoch nichts unternommen. Einige von Ifraah Ali Adens Verwandten, einschließlich ihrer sieben Kinder, waren vor Suad Mohamed Awares Tötung von deren Familie eingeschüchtert worden. Diese Einschüchterungen rissen nach der Tat nicht ab, weshalb sie Bossaso verlassen mussten und nicht in der Lage waren, Ifraah Ali Aden im Gefängnis zu besuchen. Ifraah Ali Aden befindet sich Berichten zufolge in einem "Schockzustand".
Hintergrundinformation
Die Region Puntland erklärte im Jahr 1998 ihre Unabhängigkeit von Somalia und hat seitdem ihre eigene Regierung. Obwohl es in Somalia kein effektives oder kompetentes System der Rechtsprechung gibt, verfügt Puntland über funktionierende Gerichte, die auf drei Rechtssystemen basieren: Dem Justizsystem des früheren Staates Somalia; shari’a (dem islamischen Recht); und dem Gewohnheitsrecht, das traditionsgemäß von einem Ältestenrat gesprochen wird. Welches System angewandt wird, hängt von dem jeweiligen Fall und der Region ab. Seit der Entstehung des halbautonomen Staats Puntland sind mehrere Personen dort zum Tode verurteilt worden, und mindestens eine Person wurde im Jahr 2008 hingerichtet.
Die Todesstrafe an sich ist zwar kein Verstoß gegen das Völkerrecht, dennoch besteht eine deutliche internationale Tendenz hin zu ihrer Abschaffung. Das Völkerrecht und internationale Standards erheben starke Beschränkungen hinsichtlich der Verhängung der Todesstrafe in den Staaten, in denen sie noch angewandt wird. Darunter fallen z.B. das Verbot, schwangere Frauen oder Mütter von Kleinkindern hinzurichten; die Bedingung, dass Personen, die eines Vergehens angeklagt sind, das mit dem Tod bestraft wird, die Garantie und das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren gemäß internationalen Menschenrechtsabkommen haben; und das Recht, um Begnadigung oder Umwandlung des Urteilsspruchs zu ersuchen.
Amnesty International wendet sich immer und bedingungslos gegen die Todesstrafe, da sie das Recht auf Leben verletzt und die grausamste, unmenschlichste und erniedrigendste Strafe überhaupt darstellt.