Journalist mit dem Tod bedroht

Der Journalist Hollman Morris hat mehrere Morddrohungen per E-Mail erhalten, in denen er der Mitgliedschaft in einer Guerrillagruppe angeklagt wird. Er selbst, seine Familie und Kollegen sind in Gefahr.

Appell an

STAATSPRÄSIDENT
Señor Presidente Álvaro Uribe Vélez
Presidente de la República, Palacio de Nariño, Carrera 8 No.7-2, Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Excmo. Sr. Presidente Uribe)
Fax: (00 57) 1 337 5890

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Dr. Juan Manuel Santos
Avenida El Dorado, Carrera 52 OFI. 217
Centro Administrativo Nacional (CAN)
Bogotá, KOLUMBIEN (korrekte Anrede: Estimado Dr. Santos)
Fax: (0057) 1 266 1003 (wenn jemand abhebt, sagen Sie bitte "me da tono de fax, por favor")

STELLVERTRETENDER PRÄSIDENT
Dr. Francisco Santos Calderón
Vicepresidencia, Carrera 8A No 7-27
Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Estimado Sr. Vicepresidente Santos)
Fax: (0057) 1 565 7682 (wenn jemand abhebt, sagen Sie bitte "me da tono de fax, por favor")

Sende eine Kopie an

TV-GESELLSCHAFT VON HOLLMAN MORRIS
Morris Producciones
Calle 79 B No 7-60
Bogotá
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
I. E. Frau Dr. Maria Dora Victoriana Mejía Marulanda
Kurfürstenstr. 84, 10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 1. April 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

RECOMMENDED ACTION
PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN SPANISH OR YOUR OWN LANGUAGE:

  • urging the authorities to guarantee the safety of the journalist Hollman Morris, his family and the people who work with him on the production of the investigative programme CONTRAVIA, using all measures deemed appropriate by those at risk;

  • calling on the authorities to order a full and impartial investigation into the threatening emails sent to CONTRAVIA, publish the results and bring those responsible to justice;

  • urging the authorities not to make unfounded accusations linking journalists, human rights defenders and trade unionists with guerrilla groups, because these threats can lead to those they accuse being threatened or killed.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • die Behörden auffordern, die Sicherheit des Journalisten Hollman Morris, seiner Familie und der Kollegen, die mit ihm an der Produktion des aufklärerischen Fernsehprogramms CONTRAVIA arbeiten, zu gewährleisten und dabei alle Maßnahmen, die die Gefährdeten zu ihrem Schutz für sinnvoll erachten, zu ergreifen;

  • die Behörden auffordern, eine umfassende und unparteiische Untersuchung der an CONTRAVIA gesendeten E-Mails einzuleiten, deren Ergebnisse veröffentlicht werden mit dem Ziel, die Verantwortlichen zu ermitteln und vor Gericht zu stellen;

  • bei den Behörden darauf dringen, keine unbegründeten Anschuldigungen auszusprechen, die Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und Gewerkschafter mit Guerillagruppen in Verbindung bringen, da die Beschuldigten dadurch in Gefahr geraten, bedroht oder umgebracht zu werden.

Sachlage

In der letzten Januarwoche befand sich Hollman Morris in einem abgelegenen Teil der südlichen Provinz Caquetá, um ein Interview mit Lateinamerikas zur Zeit größten Guerilla-Bewegung "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – FARC) zu bekommen. Das Interview sollte auf seinem eigenen Fernsehprogramm CONTRAVIA gesendet werden, dessen Leiter und Moderator er ist.
Während er recherchierte, wurden drei Polizeibeamte und ein Soldat, die seit 2007 als Geiseln gehalten wurden, von der FARC freigelassen. Die FARC hatte Hollman Morris über die bevorstehenden Freilassungen informiert, so dass er dabei war, als sie am 1. Februar freikamen.

Wenige Tage nach den Freilassungen warfen die Behörden Hollman Morris vor, Verbindungen zur FARC zu haben. Bei einer Pressekonferenz am 3. Februar sagte Präsident Uribe, es sei wichtig, "zwischen Sympathisanten von Terroristen, die sich als Journalisten ausgeben, und richtigen Journalisten zu unterscheiden", und bezog sich dabei auf Morris und einen weiteren kolumbianischen Journalisten, der ebenfalls bei den Freilassungen dabeigewesen war. Weiterhin kritisierte er die Handlungen von Morris und dem anderen Journalisten als "hinterlistig" und nannte sie eine "Verherrlichung des Terrorismus". Am selben Tag sagte der Verteidigungsminister in einem Radiointerview, Hollman Morris habe mit seinen Handlungen eine "Gewalt rechtfertigende Position bezogen" und deutlich gemacht, dass er "einiges mit der FARC gemeinsam habe".

Seit den Äußerungen der Politiker wird das E-Mail-Postfach des CONTRAVIA-Fernsehsenders mit Nachrichten überschwemmt, in denen man Hollman Morris als Guerilla bezeichnet und Morddrohungen gegen ihn ausspricht.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Der in Kolumbien seit 40 Jahren andauernde bewaffnete Konflikt hat Sicherheitskräfte und Paramilitärs auf der einen Seite und Guerillagruppen auf der anderen Seite gegeneinander aufgebracht. Wird jemand beschuldigt, mit der jeweils anderen Seite zu kollaborieren, wird er oftmals bedroht, entführt und sogar umgebracht.

Journalisten und Menschenrechtsaktivisten, die sich für Gerechtigkeit bei Verstößen gegen die Menschenrechte einsetzen, die von Sicherheitskräften oder Paramilitärs begangen wurden, werden häufig ebenfalls bedroht oder angegriffen. Menschenrechtsaktivisten, die der Kollaboration mit dem Feind beschuldigt werden, sind von Guerillagruppen bereits bedroht und sogar umgebracht worden.