Tote bei Protesten

Bei landesweiten Demonstrationen kam es in Venezuela zu Zusammenstößen zwischen Protestierenden, Sicherheitskräften und bewaffneten Zivilpersonen. Dabei wurden drei Menschen getötet, zahlreiche verletzt und viele weitere festgenommen. Die Demonstrationen dauern an und es besteht die Gefahr weiterer Zwischenfälle.

Appell an

PRÄSIDENT
Nicolás Maduro Moros
Final Avenida Urdaneta, Esq. De Bolero
Palacio de Miraflores
Caracas, Distrito Capital
VENEZUELA
(Anrede: Señor Presidente / Dear President /
Sehr geehrter Herr Präsident)
Twitter: @NicolasMaduro

GENERALSTAATSANWÄLTIN
Dra. Luisa Ortega Díaz
Edificio Sede Principal del Ministerio Público
Esquinas de Misericordia a Pele El Ojo Av. México Caracas
VENEZUELA
(Anrede: Dra. Fiscal / Dear Prosecutor /
Sehr geehrte Frau Generalstaatsanwältin)
E-Mail: ministeriopublico@mp.gob.ve
Fax: (00 58) 212 578 3239

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSORGANISATION
PROVEA
Bulevar Panteón
Puente Trinidad a Tienda Honda
Edif. Centro Plaza las Mercedes
PB. Loc. 6
Parroquia Altagracia
Apartado Postal 5156
Carmelitas101-a
Caracas
VENEZUELA

BOTSCHAFT DER BOLIVARISCHEN REPUBLIK VENEZUELA
S. E. Herrn Rodrigo Oswaldo Chaves Samudio
Schillstraße 9-10
10785 Berlin
Fax: 030-8322 4020
E-Mail: embavenez.berlin@botschaft-venezuela.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 27. März 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass die Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit gewahrt werden und verurteilen Sie öffentlich alle Vorfälle von Gewalt oder Verstößen, mit denen Personen eingeschüchtert oder zum Schweigen gebracht werden sollen, die lediglich ihr Recht auf Versammlungsfreiheit wahrnehmen.

  • Leiten Sie bitte eine umfassende und unparteiische Untersuchung aller Fälle ein, in denen Menschen im Zuge der Proteste getötet, verletzt oder worden sind, darunter auch der Menschenrechtsverteidiger Inti Rodríguez. Die inhaftierten Personen müssen entweder einer international als Straftat anerkannten Handlung angeklagt oder freigelassen werden. Ich bitte Sie zudem, das Recht all jener, die tatsächlich angeklagt werden, auf ein faires Gerichtsverfahren zu achten.

  • Bitte stellen Sie sicher, dass niemand wegen der legitimen Wahrnehmung der Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit strafrechtlich verfolgt oder inhaftiert wird. Dies gilt insbesondere für MenschenrechtlerInnen und JournalistInnen, da sie bei der Überwachung und Berichterstattung über die Proteste und damit einhergehenden Vorfälle eine unverzichtbare Rolle spielen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the authorities to ensure that the right to freedom of expression, association and assembly are respected, and to publicly condemn any act of violence or abuse that seeks to intimidate or silence those exercising their legitimate right to participate in these events.

  • Calling on them to order a full and impartial investigation into those killed, injured, and reportedly arbitrary detained such as Inti Rodríguez during the protests, to either charge those detained with a recognisable offence or release them, and to respect the right of all those charged with an offence to due process.

  • Urging them to ensure that nobody is prosecuted or detained for exercising their legitimate right to freedom of expression, association and assembly. Especially human rights defenders and journalists, given their essential role in monitoring and reporting on the protests and abuses.

Sachlage

Bei gewalttätigen Ausschreitungen im Zuge von Demonstrationen sind am 12. Februar in der venezolanischen Hauptstadt Caracas drei Personen getötet und landesweit viele weitere verletzt worden. Zum venezolanischen "Tag der Jugend" wurden sowohl regierungsfreundliche als auch regierungskritische Protestveranstaltungen abgehalten. Amnesty International liegen Berichte über unverhältnismäßige Gewaltanwendung und auch Gebrauch von Schusswaffen vonseiten der Sicherheitskräfte vor. Zudem soll es nicht nur zu Zusammenstößen zwischen Protestierenden und Sicherheitskräften gekommen sein, sondern es sollen auch bewaffnete Zivilpersonen gewaltsam gegen Demonstrierende vorgegangen sein – offenbar mit dem Einverständnis der Sicherheitskräfte. Organisationen vor Ort berichteten, dass die Ausschreitungen in Caracas ihren Anfang genommen haben, nachdem Demonstrierende zur Generalstaatsanwaltschaft marschiert waren. Sie wollten dort eine Petition zur Freilassung von Studierenden vorlegen, die bei vorherigen Demonstrationen inhaftiert worden waren. Zwei Männer, Juan Montoya und Bassil Da Costa, kamen bei den Ausschreitungen ums Leben, und viele weitere Menschen wurden verletzt, darunter auch Staatsbedienstete. Am späten Abend des 12. Februar kam es auch in der östlich von Caracas gelegenen Gemeinde Chacao zu Zusammenstößen, und der dortige Bürgermeister bestätigte einen weiteren Todesfall.

Der Menschenrechtsverteidiger Inti Rodríguez gab an, zwei Stunden lang festgehalten und von Angehörigen des Geheimdienstes (Servicio Bolivariano de Inteligencia – SEBIN) und bewaffneter ziviler Gruppen (colectivos) geschlagen und mit dem Tod bedroht worden zu sein. Alles, was er bei sich hatte, sowie sämtliche Ausweisdokumente wurden beschlagnahmt. Eine JournalistInnengewerkschaft berichtete, dass bei den Protestveranstaltungen zwei JournalistInnen festgenommen worden seien und die Medienausrüstung einiger JournalistInnen gestohlen worden sei. Viele Pressekanäle stoppten ihre Berichterstattung über die Proteste, nachdem die Medienaufsichtsbehörde CONATEL die Berichterstattung einiger Sender kritisiert hatte. Die Behörde war der Ansicht, dass die Sender damit möglicherweise gegen das Gesetz über soziale Verantwortung verstießen, nach dem es Pressekanälen untersagt ist, Bilder zu zeigen, die Gewalt gutheißen oder die öffentliche Ordnung stören könnten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Seit dem 4. Februar finden in ganz Venezuela Studierendendemonstrationen statt. In diesem Zusammenhang ist immer wieder über den Einsatz unverhältnismäßiger Gewalt vonseiten der Sicherheitskräfte sowie über mutmaßliche willkürliche Inhaftierungen berichtet worden. Zudem kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Studierenden und Sicherheitskräften. Darüber hinaus sollen bewaffnete Zivilpersonen mit Gewalt und Einschüchterungsversuchen gegen Protestierende vorgegangen sein.