Kolumbien: NGO-Mitglieder brauchen Schutz
Eine Gemeinde im Departamento Chocó in Kolumbien (undatiertes Foto)
© Amnesty International
Ende November berichteten Mitglieder der kirchlichen Menschenrechtsorganisation Comisión Intereclesial de Justicia y Paz von schweren Angriffen bei ihrem Einsatz für die Menschenrechte im Südwesten Kolumbiens. Neben anderen Vorfällen sollen Unbekannte Schusswaffen auf ihr Fahrzeug gerichtet und sie verfolgt haben. Dank ihres Personenschutzes kamen sie unbeschadet davon, doch diese wiederholten Vorkommnisse sind ein Zeichen, dass eine Verstärkung der Schutzmaßnahmen erforderlich ist.
Bitte setzt euch für die Mitglieder der NGO Comisión Intereclesial de Justicia y Paz ein.
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
Du hast Probleme beim Ausdrucken des Briefes? Dann klicke bitte hier.
Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
Augusto Rodríguez Ballesteros
Director of National Protection Unit
Carrera 44 No. 20-21
Bogotá
KOLUMBIEN
Sende eine Kopie an
Botschaft deR Republik Kolumbien
I. E. Frau Yadir Salazar Mejia
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: ealemania@cancilleria.gov.co
Amnesty fordert:
- Bitte sorgen Sie umgehend dafür, dass die Organisation Comisión Intereclesial de Justicia y Paz effektive und stärkere Sicherheitsmaßnahmen erhält, die es ihr ermöglichen, sich weiter für die Menschenrechte einzusetzen. Dazu gehört, die Rückmeldung und Zustimmung der Organisation vorausgesetzt, eine weitere Bewertung der Risiken für die Organisation und ihre Mitglieder sowie die Verstärkung der ihnen zur Verfügung gestellten Schutzmaßnahmen.
Sachlage
Mitglieder der Nichtregierungsorganisation Comisión Intereclesial de Justicia y Paz (Interkirchlichen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden) müssen ernsthaft um ihr Leben und ihre Sicherheit fürchten. Am 1. Dezember meldete die Organisation mehrere Sicherheitsvorfälle, bei denen ihre Mitglieder in Gefahr waren, getötet oder schwer verletzt zu werden. Die Mitglieder von Justicia y Paz berichteten, einen bewaffneten Unbekannten gesehen zu haben, der am 27. November im Südwesten Kolumbiens eine Schusswaffe auf den einzigen anwesenden Angehörigen des Personenschutzes der Organisation richtete. Außerdem wurde am 30. November ein Sicherheitsfahrzeug der Organisation, in dem drei Menschenrechtsverteidiger*innen saßen, von einer Gruppe schwer bewaffneter Männer verfolgt. Die Männer richteten ihren Waffen auf die Insass*innen und versuchten, das Fahrzeug zum Anhalten zu zwingen.
Dass die bedrohlichen Situationen nicht zu Anschlägen führten, ist dem Einsatz von Angehörigen des Personenschutzes zu verdanken, die der Comisión Intereclesial de Justicia y Paz durch die Einheit zum Personenschutz (Unidad Nacional de Protección – UNP) zugewiesen wurden. Dennoch zeigen diese Vorfälle, dass die Organisation einem erhöhten Risiko ausgesetzt ist und weitere, stärkere Schutzmaßnahmen benötigt. Die Vorfälle sind auch ein Zeichen dafür, dass der Handlungsspielraum für die Verteidigung der Menschenrechte in mehreren Regionen des Landes immer kleiner wird. Dies gilt auch für den Südwesten Kolumbiens, wo Menschenrechtsverteidiger*innen nach wie vor ihr Leben riskieren, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen wollen.
In den vergangenen Monaten hat sich die Comisión Intereclesial de Justicia y Paz an die staatliche Einheit zum Personenschutz gewandt und um eine Verstärkung ihrer Sicherheitsvorkehrungen und weitere Schutzmaßnahmen gebeten.
Hintergrundinformation
Die NGO Comisión Intereclesial de Justicia y Paz setzt sich bereits seit fast drei Jahrzehnten für die Menschenrechte in Kolumbien ein. Sie ist in mehreren Regionen des Landes tätig, darunter in den Departamentos Chocó, Cauca, Valle del Cauca, Meta, Putumayo und Antioquia – einige der Regionen, die am stärksten von bewaffneten Konflikten, Ungleichheit, Diskriminierung und anderen systemischen Problemen betroffen sind. Justicia y Paz unterstützt Einzelpersonen, Familien und Gemeinschaften bei ihrer Forderung nach Achtung und Umsetzung ihrer bürgerlichen, politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Rechte.
Der Einsatz für die Menschenrechte in Kolumbien ist ein riskantes Unterfangen. Die Geschichte der Comisión Intereclesial de Justicia y Paz gibt Zeugnis davon. Wegen ihrer Arbeit waren die Organisation und ihre Mitglieder immer wieder Drohungen und Angriffen staatlicher und nichtstaatlicher Akteur*innen ausgesetzt. Die Organisation hat all diese Vorfälle dokumentiert, Schutz durch die kolumbianischen Behörden gefordert und über die Interamerikanische Menschenrechtskommission Schutzmaßnahmen erwirkt. Trotzdem und trotz einer kürzlich gestellten Forderung nach einer Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen durch die staatliche Einheit zum Personenschutz hat die Comisión Intereclesial de Justicia y Paz mehrere Probleme bei den ihnen zugewiesenen Fahrzeugen, Verzögerungen bei deren Wartung und eine allgemeine Schwächung der Schutzmaßnahmen gemeldet.
Die Comisión Intereclesial de Justicia y Paz ist in einigen der am stärksten marginalisierten Regionen Kolumbiens aktiv. Dass die Sicherheit ihrer Mitglieder nicht gewährleistet ist, wirkt sich nicht nur nachteilig auf die Wahrnehmung ihres Rechts auf die Verteidigung der Menschenrechte aus, sondern auch auf die Menschen und Gemeinschaften, die von ihrer Arbeit profitieren. Dies zeigt auch, dass der Raum für die Verteidigung der Menschenrechte in Kolumbien allgemein immer kleiner wird. Diese Entwicklung muss von einer Regierung, die sich zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen verpflichtet hat, dringend angegangen werden.