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Zivilisten vermisst

© Amnesty International
Avera Mangistu und Hisham al-Sayed werden seit dem 7. September 2014 bzw. dem 20. April 2015 im Gaza-Streifen vermisst. Die beiden israelischen Zivilisten leiden unter schwerwiegenden psychischen Gesundheitsproblemen. Die De-facto-Behörden der Hamas im Gaza-Streifen weigern sich, Informationen über die beiden Männer bekanntzugeben. Ihr Schicksal und Verbleib sind weiterhin unbekannt.
Appell an
Kein Postversand möglich
Führender Hamas-Vertreter
Dr. Mahmoud Zahar
Fax: (00 972) (oder 00 970) 8 286 8971
Sende eine Kopie an
Kein Postversand möglich
Chef der Hamas
Isma’il Abd al Salam Ahmad Haniyeh,
Gaza
Fax: (00 972) 8 288 4815
Amnesty fordert:
- Ermitteln Sie bitte unverzüglich die Aufenthaltsorte und Schicksale von Avera Mangistu und Hisham al-Sayed.
- Stellen Sie bitte umgehend die sichere Freilassung der beiden Männer sicher.
- Garantieren Sie, dass sie bis zu ihrer Freilassung menschlich behandelt werden und Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung haben.
Sachlage
Die israelischen Zivilisten Avera Mangistu und Hisham al-Sayed werden seit zwei Jahren vermisst, nachdem sie – jeweils einzeln – die Grenze zum Gaza-Streifen überquert hatten. Am 7. September 2014 brach der äthiopisch‑stämmige Avera Mangistu von seinem Wohnort Ashkelon im Süden Israels zum Gaza-Streifen auf. Dort überquerte er unbefugt die Grenze, indem er über einen Stacheldrahtzaun in der Nähe der Küste kletterte. Hisham al‑Sayed soll zu Fuß am 20. April in den Gaza-Streifen gelangt sein, nachdem er die Wohnstätte seiner Familie im Beduinendorf al-Sayed in der Negev-Wüste im südlichen Israel verlassen hatte.
Beide Männer leiden unter psychischen Gesundheitsproblemen. Die Familie von Avera Mangistu erzählte Amnesty International, dass er seit dem Tod seines Bruders am 11. November 2012 psychische Probleme habe. Amnesty International hat Dokumente des israelischen Gesundheitsministeriums eingesehen, aus denen hervorgeht, dass Avera Mangistu im Januar 2013 zwei Mal in psychiatrische Kliniken eingeliefert wurde. Dem Arztbericht von Hisham al‑Sayed zufolge wurden bei ihm eine Schizophrenie und eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Er ist deswegen in stationärer Behandlung gewesen und benötigt regelmäßig Medikamente.
Amnesty International befürchtet, dass die beiden Männer von den Essedin-el-Kassam-Brigaden, dem militärischen Flügel der Hamas, als Geiseln für einen möglichen Gefangenenaustausch gefangen gehalten werden. Im April 2016 hatte die bewaffnete Gruppierung im Internet ein Video veröffentlicht, das Bilder der beiden Männer in israelischen Militäruniformen zeigte. Der Sprecher der Essedin-el-Kassam-Brigaden teilte mit, dass jegliche Informationen über die Männer ihren Preis hätten. Man werde "ohne Zahlungen und Anspruchszusicherungen vor und nach den Verhandlungen" keine Informationen preisgeben. Er deutete damit an, dass sie als Geiseln für einen potenziellen Gefangenenaustausch von der Hamas gefangen gehalten werden. Amnesty International hat Dokumente einsehen können, die eine Nichteignung von Avera Mangistu für den Militärdienst feststellen. Wie Human Rights Watch bestätigt hat, wurde auch Hisham al-Sayed für den Militärdienst für untauglich befunden und im November 2008 von der Wehrpflicht befreit.
Die De-facto-Verwaltung der Hamas im Gaza-Streifen hat sich bisher geweigert, Informationen über die beiden Männer bekanntzugeben.
Hintergrundinformation
Die Entführung von Hisham al-Sayed und Avera Mangistu und dass man nichts über ihren Verbleib und ihr Schicksal weiß, macht den Familien der beiden Männer sehr zu schaffen. Sie machen sich große Sorgen, dass sich ihre psychischen Gesundheitszustände infolge ihrer Verschleppung und der fehlenden Medikamenteneinnahme weiter verschlechtert haben. Hisham al-Sayed hatte am 20. April 2015 seine Wohnung in al-Sayed in der Negev-Wüste verlassen, ohne seiner Mutter zu sagen, wo er hin wollte. Sie dachte, dass er einkaufen gehen wollte. Amnesty International gegenüber berichtete sie, dass sie sich große Sorgen um das Leben und das Wohlbefinden ihres Sohnes macht: "Ich habe Angst, dass er geschlagen oder verspottet wird. Hisham ist ein guter Junge, er würde niemandem wehtun, sie sollten ihn nach Hause lassen." Hisham al-Sayed war zuvor schon am 2. Februar 2010 und am 16. Januar 2013 unbefugt in den Gaza-Streifen gelangt. Laut seinem Vater wusste die De-Facto-Verwaltung der Hamas von seinem psychischen Gesundheitszustand. Er erklärte, sein Sohn war auch die Male zuvor von der Hamas festgenommen und befragt worden, daraufhin jedoch immer am Grenzübergang Erez zwischen Israel und dem besetzten Gaza-Streifen an Israel zurück übergeben worden. "Er war zwei Mal in Gaza", sagt sein Vater. "Und jedes Mal hat die Hamas ihn verhört. Sie wussten von seinen psychischen Problemen und haben ihn am Erez‑Grenzübergang freigelassen. Hisham hat auch schon unerlaubt die Grenze nach Jordanien und Ägypten überquert." Er fügte hinzu: "Wir haben nichts mit Politik zu tun, und wir verstehen nicht wie die Hamas ihn bis jetzt gefangen halten kann und uns nicht einmal zusichert, dass er noch am Leben und wohlauf ist." Er hat beharrlich versucht, Informationen über seinen Sohn zu bekommen – ohne Erfolg.
Avera Mangistu und seine Familie kommen aus Äthiopien. Sie zogen nach Israel als er fünf Jahre alt war. Die Familie hat Mühe, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Der Vater ist seit zehn Jahren arbeitslos und der Verdienst der Mutter ist eher bescheiden. Am 13. März 2003 wurde Avera Mangistu für den Militärdienst als untauglich erklärt und von der Wehrpflicht befreit. Er arbeitete dann als Fahrer für eine Wiederaufbereitungsanlage und in der Tourismusbranche, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Am 11. November 2012 starb Avera Mangistus Bruder infolge einer Magersucht. Wie sein älterer Bruder Eilan erzählt, hatte unter allen Familienmitgliedern Avera am meisten mit dem Tod des Bruders zu kämpfen. Seine psychische Verfassung verschlechterte sich so weit, dass er mehrere Male ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Eilan zufolge ging es seinem Bruder nicht gut, als er die Grenze zu Gaza überquerte. Er fügt hinzu: "Wir wissen nicht wie er behandelt wird und wir haben keine Informationen zu seinem Gesundheitszustand erhalten. Avera ist ein unschuldiger Zivilist mit psychischen Problemen. Er hat nichts mit Politik zu tun."
Die Mutter von Avera Mangistu beschreibt Amnesty International unter Tränen die Auswirkungen der Entführung ihres Sohnes auf sie und die ganze Familie: "Ich kann so nicht leben, niemand tut irgendetwas, um meinen Sohn zu befreien. Wir haben keine Informationen über ihn, und ich weiß nicht einmal, ob er noch lebt oder nicht." Die ganze Familie ist enttäuscht über den Mangel an Unterstützung und Engagement der israelischen Regierung. Sie sagten Amnesty International gegenüber: "Wir fühlen uns hilflos und sind traurig über die Gleichgültigkeit der Regierungsführer gegenüber Averas Leben. Wir haben das Gefühl, dass das nur daran liegt, dass Avera einer Randgruppe angehört."
2012 hatte der UN-Ausschuss für die Beseitigung rassistischer Diskriminierung seine Besorgnis in Bezug auf diskriminierende Praktiken gegenüber äthiopischen und beduinischen Gemeinschaften in Israel geäußert.