Zhang Zhan sofort freilassen!

Eine junge chinesiche Frau mit schulterlangem Haar und einer drahtigen, rundenBrille schaut ernst in die Kamera.Im Hintergrund ein Büro.

Die chinesische Bürgerjournalistin Zhang Zhan

 

Als im Februar 2020 das Corona-Virus in Wuhan wütet, ist die Bürger_innenjournalistin Zhang Zhan eine der wenigen unabhängigen Stimmen, die von dort berichten. Für diese Berichterstattung ist sie zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Um gegen das Urteil zu protestieren, trat Zhang Zhan in einen Hungerstreik. Obwohl dieser lebensbedrohlich war, blieb ein Gesuch der Familie zur Freilassung aus medizinischen Gründen erfolglos.

Mittlerweile ist Zhang Zhan außer Lebensgefahr. Doch diese gute Nachricht wird durch die Tatsache getrübt, dass die Bürgerjournalistin weiter in Haft bleibt! Und das nur, weil sie friedlich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen hat.

Beteilige dich an unserer Online-Aktion an die chinesische Botschaft und fordere, dass Zhang Zhan umgehend freigelassen wird.

Hintergrundinformationen

Die ehemalige Anwältin Zhang Zhan () ist eine Bürger_innenjournalistin und äußert sich zu politischen und menschenrechtlichen Belangen in China. Im Februar 2020 reiste sie nach Wuhan, damals das Zentrum des Covid-19-Ausbruchs in China. Sie berichtete auf Online-Plattformen wie WeChat, Twitter und YouTube über die Inhaftierung unabhängiger Reporter_innen und die Schikane gegen Familienangehörige von Betroffenen. Zhang Zhan "verschwand" am 14. Mai 2020 in Wuhan. Später wurde bekannt, dass sie mehr als 640 km entfernt bei der Polizei in Shanghai inhaftiert war.

Im Juni 2020 trat Zhang Zhan in den Hungerstreik, um gegen ihre Inhaftierung zu protestieren und ihre Unschuld zu beteuern. Obwohl sie die Absicht hatte, den Hungerstreik fortzusetzen, sollen Gefängnisbeamt_innen ihr gegen ihren Willen über einen Schlauch Nahrung verabreicht haben. Ihr Rechtsbeistand berichtete bereits damals, dass sie körperlich sehr schwach sei, an Magenschmerzen und Schwindel leide und kaum gehen könne. Zhang Zhan musste Berichten zufolge als Strafe für ihren Hungerstreik mehr als drei Monate lang Tag und Nacht Hand- und Fußfesseln tragen.

Am 28. Dezember 2020 wurde Zhang Zhan vor dem Volksgericht des Bezirks Pudong in Shanghai zu vier Jahren Haft verurteilt. Ihr wird aufgrund ihrer Berichterstattung über Covid-19 vorgeworfen, "Streit angefangen und Ärger provoziert zu haben" (寻衅滋事罪). Im April 2021 erhielt ihre Familie die Information, dass sie in das Frauengefängnis in Shanghai verlegt worden sei.

Seit der Verlegung in das Frauengefängnis führt Zhang Zhan ihren Hungerstreik eingeschränkt weiter, indem sie nur leichte Nahrungsmittel wie Kekse oder Mantou (kleine, gedämpfte Brötchen) isst. Die Mutter von Zhang Zhan erhielt am 2. August 2021 einen Anruf von den Gefängnisbehörden. Ein Arzt teilte ihr mit, dass Zhang Zhan am 31. Juli wegen Unterernährung in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Zhang Zhan, die etwa 1,8 m groß ist, wog weniger als 40 kg. Zhang Zhan durfte noch am selben Tag mit ihrer Mutter telefonieren. Das war das erste Mal, dass sie seit Februar 2021 Kontakt hatten.

Zhang Zhan durfte am 14. Oktober 2021 vier Minuten und neun Sekunden lang ein Videotelefonat mit ihrer Familie führen, bevor das Gespräch von den Behörden unterbrochen wurde. Die vorgesehene Gesprächsdauer beträgt fünf Minuten. Ihre Angehörigen berichteten, dass sie weiterhin entschlossen sei, den Teil-Hungerstreik fortzuführen. Am 29. Oktober konnte Zhang Zhan erneut per Videoanruf mit ihrer Familie sprechen. Anschließend hieß es, dass sich ihr Zustand weiter verschlechtert habe. Sie fühlte sich sehr schwach und hatte weder die Kraft zu gehen noch den Kopf zu heben. Außerdem war ihre Haut gelblich verfärbt, was auf einen lebensbedrohlichen Zustand hindeutete.

Am 15. November 2021 reichten ihre Angehörigen deshalb einen Antrag auf Freilassung aus medizinischen Gründen ein. , Der Antrag wurde gemäß den Kriterien gestellt, die in der Bekanntmachung des Obersten Volksgerichts, der Obersten Volksstaatsanwaltschaft, des Ministeriums für öffentliche Sicherheit und anderen Ministerien zu den Bestimmungen über eine vorübergehende Verbüßung von Haftstrafen außerhalb von Gefängnissen (最高人民法院、最高人民检察院、公安部等关于印发《暂予监外执行规定》的通) festgelegt sind. Diesen Bestimmungen zufolge können Gefangene ihre Freilassung aus medizinischen Gründen beantragen, wenn sie sich in einem kritischen Gesundheitszustand befinden. Doch das Gesuch von Zhang Zhans Familie blieb erfolglos. Sie mussten fürchten, dass Zhang Zhan den Winter nicht überlebt.

Seitdem der kritische Gesundheitszustand von Zhang Zhan bekannt wurde, haben sich viele Organisationen und Staaten für sie eingesetzt und die chinesischen Behörden dazu aufgefordert, die Journalistin freizulassen. Dazu gehören auch die EU und die USA. Amnesty International veröffentlichte im September 2021 gemeinsam mit Reporter ohne Grenzen und einer Vielzahl weiterer Nichtregierungsorganisationen eine Erklärung, in der die beiden Organisationen ihre Forderung an China, Zhang Zhan freizulassen, bekräftigten.

Am 28. Januar 2022 gab es gute Neuigkeiten: Zhang Zhan konnte 20 Minuten ein Videotelefonat mit ihrer Mutter führen. Während des Telefonats stellte Zhangs Mutter fest, dass sich ihr Gesundheitszustand verbessert hat und sie ohne Hilfe laufen kann. In dem Telefonat erwähnte Zhang Zhan, dass sie den Hungerstreik beendet habe und die Behörden die Zwangsernährung eingestellt hätten. Sie bleibt jedoch weiter inhaftiert.