Kriegsverbrecher auf freiem Fuß

11. Januar 2017 – In der Zentralafrikanischen Republik hat die Justiz bislang versagt, Kriegsverbrecher zu verfolgen. Mutmaßliche Mörder und Vergewaltiger leben weiterhin unbehelligt neben ihren Opfern, wie ein neuer Bericht von Amnesty International zeigt.

Vor drei Jahren eskalierte in der Zentralafrikanischen Republik ein blutiger Bürgerkrieg. Bei Massakern konkurrierender Milizen wurden Tausende Menschen getötet, Hundertausende flohen vor der Gewalt. Die Opfer warten bis heute auf Gerechtigkeit. Dies dokumentiert der neue Amnesty-Bericht "The Long Wait for Justice: Accountability in Central African Republic".

"Die Täter, die schreckliche Verbrechen wie Morde und Vergewaltigungen begangen haben, sind weiterhin auf freiem Fuß", sagt Ilaria Allegrozzi, Amnesty-Researcherin von Amnesty International. "Täter leben teilweise Seite an Seite mit ihren Opfern, sie nehmen dieselben Taxis, kaufen in denselben Läden ein, wohnen in derselben Nachbarschaft. Die Straflosigkeit hat gigantische Ausmaße angenommen und untergräbt die Bemühungen, in der Zentralafrikanischen Republik nachhaltig Frieden zu schaffen."

Der Bericht belegt, dass Dutzende mutmaßliche Kriegsverbrecher weder Verhaftung noch Anklage zu befürchten haben. Der Regierung und den UNO-Friedenstruppen im Land mangelt es an den nötigen Ressourcen, um wirksam gegen die Straflosigkeit vorzugehen.

Amnesty fordert, dass die mutmaßlichen Täter endlich juristisch zur Verantwortung gezogen werden. "Dafür muss massiv in den Wiederaufbau des nationalen Justizsystems investiert und ein Sondergerichtshof etabliert werden", sagt Ilaria Allegrozzi. "Gerichte, Gefängnisse und Polizeistationen müssen im dem Land wieder aufgebaut werden. Dies alles wären wichtige Schritte in Richtung Gerechtigkeit."

Hier können Sie den Amnesty-Bericht "The Long Wait for Justice: Accountability in Central African Republic" auf Englisch und Französisch als PDF-Datei herunterladen