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"Akwaaba!" – Erste Eindrücke vom "Youth Camp" in Ghana
Am 2. August 2015 trat unsere kleine deutsche Delegation die Reise zum "Youth Camp" von Amnesty International in Ghana an. Für mich bedeutete das im Gegensatz zu meinen Mitreisenden nicht nur das erste Mal Ghana, sondern das erste Mal Afrika überhaupt – und natürlich auch wie bei allen anderen große Vorfreude auf das Camp und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Marlene Braun ist seit 2011 in einer Leipziger Jugendgruppe von Amnesty International aktiv
Während unserer insgesamt über 17-stündigen Reise hatte ich genügend Zeit, um mir Fragen zu stellen: Wie würde die Zusammenarbeit mit den ghanaischen Jugendlichen funktionieren? Können wir voneinander lernen, oder sind unsere Erfahrungen zu unterschiedlich?
Zwar hatte ich im Rahmen des Jugend@Amnesty-Treffens 2011 in Hamburg schon die Möglichkeit, einige Jugendvertreterinnen und -vertreter der ghanaischen Sektion kennenzulernen, trotzdem blieben mir noch einige Zweifel. Diese wurden jedoch sofort von Gastfreundschaft und einem Gefühl von Wärme (nicht nur klimatisch gesehen) abgelöst. Überall, wo wir hinkamen, begrüßten uns die Menschen mit einem freundlichen "Akwaaba!": "Willkommen!"
Im Bus nach Ejisu, einem Ort bei Kumasi, saßen bereits etwa 30 ghanaische Jugendliche, mit denen wir unsere Vorfreude teilen konnten. Als wir gegen 20 Uhr mit dreieinhalb Stunden Verspätung in Ejisu ankamen, hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren und meine erste Ghana-Lektion gelernt: Zeit vergeht hier anders und Pläne müssen oft spontan den Umständen angepasst werden.
Der erste Tag im "Youth Camp" begann mit einem typisch ghanaischen Frühstück: Oats (eine Art Haferbrei) mit Zucker und Milch, dazu Wasser aus Plastiktüten. In den darauffolgenden Tagen hatten wir die Möglichkeit, beinahe sämtliche ghanaische Köstlichkeiten zu probieren, von Plaintain über Fufu bis RedRed.
Mit der Eröffnungszeremonie wurden wir mehr auf Land und Leute eingestellt. Die Redebeiträge wurden von musikalischen und tänzerischen Beiträgen begleitet und von lokalen Medien dokumentiert. Im Anschluss kam unsere deutsche Delegation mit Vorträgen zu Amnestys globaler Struktur, Geschichte, Einzelfällen und Aktionen zu Wort, die auf großes Interesse stießen.
Seit 2011 gibt es nun schon eine enge Partnerschaft zwischen der deutschen und der ghanaischen Amnesty-Sektion. Seitdem wurden bereits große Fortschritte erzielt. Mehrere Gruppen aus Deutschland arbeiten mit ghanaischen Gruppen im Rahmen eines "Twinning-Programms" zusammen. Gemeinsam werden Amnesty-Veranstaltungen geplant, Kampagnen umgesetzt und Projekte ausgewertet. Außerdem kooperieren immer mehr Schulen in Ghana mit Amnesty und werden "Human Rights Friendly Schools (HRFS)". Darüber hinaus ist die Zahl der Amnesty-Mitglieder in Ghana in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Vor allem das HRFS-Projekt hat innerhalb und außerhalb der Schulen viel bewirkt, da sich mehr Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und natürlich auch Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Menschenrechte auseinandersetzen. In weiteren Vorträgen der ghanaischen Amnesty-Sektion haben wir viel über diesen Prozess und die Jugendarbeit im Land gelernt.
In unseren Workshops zu Fundraising, Mitgliedschaftsgewinnung, Einzelfällen und Aktionen konnten deutsche Strategien für die Jugendarbeit in Ghana diskutiert werden. Ich hoffe, dass sie sich langfristig auf die Arbeit der einzelnen Jugendgruppen auswirken. An Kreativität und Motivation sollte es meinem Eindruck nach nicht mangeln.
Bei den Debatten zu sexuellen und reproduktiven Rechten wurde auch die allgemeine Mittagsmüdigkeit aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer schnell überwunden. Mit zum Teil sehr emotionalen, spontanen Reden machten die Jugendlichen ihren Standpunkt deutlich. Ich denke, in Deutschland wären Diskussionen zu diesem Thema kaum so hitzig und ausgiebig verlaufen. Trotz der brisanten Problematik war es eine sehr erfrischende, oft sogar lustige Debatte, in der ich die ghanaische Gesprächskultur zum ersten Mal kennen und schätzen gelernt habe.
Während meiner Zeit hier in Ghana ist bei mir das Bewusstsein dafür gewachsen, dass Amnesty wirklich eine globale Organisation ist, und dass es trotz der Distanz vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt. Ich denke, das hätte ich ohne das "Youth Camp" nicht so schnell erfahren. Deshalb bin ich glücklich, hier zu sein, und bin gespannt auf das, was wir hier noch gemeinsam erleben werden. Natürlich bleiben die Hoffnung und die Motivation, die Zusammenarbeit weiter auszubauen, damit auch in Zukunft noch viele Mitglieder aus Deutschland unsere ghanaischen Freundinnen und Freunde und die Arbeit ihrer Sektion kennenlernen.