Kamerun: Liebe ist kein Verbrechen!

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Soli-Flagge aus Berlin für die LGBTI-Community in Kamerun

Fünf Jahre Gefängnis für einen Kuss: In Kamerun ist gleichgeschlechtliche Liebe verboten. Um dagegen anzukämpfen, rief Amnesty International 2014 die Kampagne "Liebe ist kein Verbrechen" ins Leben. Ein Rückblick.

Ich liebe dich! Dieser Satz kann in uns Freude, Hoffnung oder Euphorie auslösen. Für manche Menschen ist er aber auch mit Scham, Furcht und Schrecken verbunden. Zum Beispiel für den Studenten Jean-Claude Roger Mbede aus Kamerun. Per SMS hatte er einem Bekannten seine Liebe gestanden - und landete deswegen im Gefängnis. Ein Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Haft.

Gleichgeschlechtliche Liebe ist in Kamerun per Gesetz verboten. Um darauf aufmerksam zu machen und die Regierung Kameruns zum Umdenken zu bewegen, rief Amnesty International 2014 die Kampagne "Liebe ist kein Verbrechen" ins Leben. In dem zentralafrikanischen Land können Menschen bis zu fünf Jahre ins Gefängnis kommen, nur weil sie einen Menschen des gleichen Geschlechts lieben. Laut Gesetz kann eigentlich nur verurteilt werden, wer bei homosexuellen Handlungen in flagranti erwischt wird. Doch die Gerichte des Landes legen das Gesetz sehr viel weiter aus: Bereits der Verdacht, homosexuell zu sein, kann zu einer Verurteilung führen. Homophobie ist in Kamerun weit verbreitet: Christliche Prediger und Medien hetzen gegen Schwule und Lesben. Wer homosexuell ist, wird von den Behörden diskriminiert. Auch Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle werden sozial geächtet und häufig sogar von ihren eigenen Familien verstoßen.

Doch es gibt auch andere Stimmen in dem Land: Alice Nkom kämpft seit Jahren für die Rechte von Homosexuellen: Als Anwältin verteidigt sie Schwule und Lesben, die wegen "Unzucht" vor Gericht stehen. Außerdem hat die Juristin mit ihrer Organisation ADEFHO auch außerhalb des Gerichtssaals den Kampf gegen Homophobie aufgenommen. Im Rahmen der Kampagne wurde sie dafür im Berliner Maxim Gorki Theater mit dem Menschenrechtspreis 2014 der deutschen Amnesty-Sektion ausgezeichnet. "Ich habe mir in meiner Heimat mit meinem Einsatz nicht nur Freunde gemacht", sagte Alice Nkom nach der Preisverleihung. "Man nannte mich 'die Anwältin des Teufels', andere beschimpften mich als 'Mama der Schwuchteln'. Dass ich nun mit einem Preis geehrt werde, bestätigt mich enorm. Nun kann ich meinen Kritikern selbstbewusst ins Gesicht sagen: Ja, ich bin die Mama der Schwuchteln - und verdammt stolz drauf!"

Im März 2015 reiste eine deutsche Amnesty-Delegation nach Kamerun, um sich ein Bild von der Menschenrechtslage in dem Land zu machen, und Kontakte zu den immer zahlreicheren Organisationen zu knüpfen, die sich für Rechte von Menschen einsetzen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Identität verfolgt werden. Mit im Gepäck: mehr als 54.000 Unterschriften, die Amnesty in Deutschland gesammelt hatte, um die kamerunische Regierung aufzufordern, endlich Maßnahmen gegen die Verfolgung von Homosexuellen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen zu ergreifen.

Amnesty ist es gelungen, mit der Kampagne die Öffentlichkeit in Deutschland zu sensibilisieren. Zugleich konnten wir durch Lobbyarbeit enormen Druck in Kamerun aufbauen - mit Erfolg: Auf Veranlassung des Justizministers gibt es zumindest in den Großräumen Douala und Yaoundé kaum noch Verurteilungen wegen gleichgeschlechtlicher Beziehungen.