Morddrohungen

Angehörige der kolumbianischen Streitkräfte und Paramilitärs bedrohen weiter die "Friedensgemeinde" (Comunidad de Paz) San José de Apartadó.

Appell an

VIZEPRÄSIDENT
Dr. Francisco Santos Calderón
Vicepresidencia, Carrera 8A No 7-27, Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear Vice-president Santos/Estimado Sr. Vicepresidente Santos)
Fax: (00 57) 1 565 7682 (Wenn jemand abhebt, sagen Sie bitte: "me da tono de fax por favor")

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Dr. Juan Manuel Santos
Avenida El Dorado, Carrera 52 OFI. 217, Centro Administrativo Nacional (CAN), Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear Dr Santos/Estimado Dr. Santos)
Fax: (00 57) 1 266 1003 (Wenn jemand abhebt, sagen Sie bitte: "me da tono de fax por favor")

GENERALSTAATSANWALT
Dr. Mario Germán Iguarán Arana
Fiscal General de la Nación, Fiscalía General de la Nación
Diagonal 22B (Av. Luis Carlos Galán No. 52-01) Bloque C, Piso 4
Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Estimado Sr. Fiscal)
Fax: (00 57) 1 570 2000 (dann 2017 eingeben)

Sende eine Kopie an

FRIEDENSGEMEINDE SAN JOSÉ DE APARTADÓ
AA 243 de Apartadó
Antioquia
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
I. E. Frau Dr. Maria Dora Victoriana Mejía Marulanda
Kurfürstenstr. 84, 10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 6. Mai 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN SPANISH OR YOUR OWN LANGUAGE:

  • calling on the authorities to order full and impartial investigations into the attempted rape of a 15-year-old member of the Peace community, allegedly by members of the armed forces, and the attacks against other members of the Peace Community of San José de Apartadó, publish the results and bring those responsible to justice;

  • expressing concern for the safety of inhabitants of the Peace Community of San José de Apartadó, following death threats against them;

  • expressing concern that the members of the Peace Community are in danger, and calling on the authorities to take all measures necessary to guarantee their safety, as deemed appropriate by the community themselves, in line with the Resolution issued by the Inter-American Court of Human Rights of the Organization of American States on 15 March 2005.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • fordern, dass eine umfassende und unparteiische Untersuchung des Vergewaltigungsversuchs einer 15-jährigen Angehörigen der Friedensgemeinde, der von Angehörigen der Armee verübt worden sein soll, und die Angriffe gegen weitere Mitglieder der Friedensgemeinde von San José de Apartadó, eingeleitet wird, die Ergebnisse veröffentlicht und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden;

  • Ihre Sorge um die Sicherheit der BewohnerInnen der "Friedensgemeinde" San José de Apartadó zum Ausdruck bringen, nachdem sie Morddrohungen erhalten haben;

  • Ihre Sorge darüber ausdrücken, dass Mitglieder der Friedensgemeinde in Gefahr sind, und die Behörden auffordern, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Sicherheit zu garantieren, wie es die Gemeinde für angemessen hält, und in Übereinstimmung mit der Resolution des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte vom 15. März 2005;

  • fordern, dass die Behörden entschiedene Maßnahmen ergreifen, um die paramilitärischen Gruppen in der Region aufzulösen und ihre Verbindungen mit den Sicherheitskräften zu unterbinden, wie es die UN wiederholt empfohlen hat.

Sachlage

Ein 15-jähriges Mädchen der "Friedensgemeinde" wurde am 14. März 2009 Opfer einer versuchten Vergewaltigung, Berichten zufolge durch Angehörige der XVII. Brigade der kolumbianischen Armee. Der Angriff geschah in einem kleinen Dorf, das zur Friedensgemeinde gehört und im Nordwesten des Departments Antioquia liegt. Das junge Mädchen wehrte die Soldaten ab und schrie um Hilfe. Während des Angriffs wurde ein weiterer Bewohner der Friedensgemeinde, der bei ihr war, zur Seite genommen und ihm wurde eine Machete an die Wange gehalten. Die Soldaten drohten, ihn bei lebendigem Leib zu häuten und ihm die Augen auszustechen. Sie beschuldigten ihn zudem, ein Guerillero zu sein und sagten, sie würden ihn umbringen.

Nach dem gescheiterten Vergewaltigungsversuch, drohten die Angehörigen der XVII. Brigade, das Mädchen zu töten. Nach einer halben Stunde wurden beide Mitglieder der Friedensgemeinde freigelassen und man warnte sie, dass sie die Konsequenzen zu tragen hätten, wenn sie jemand erzählen würden, was vorgefallen sei.

Berichten zufolge kamen zwischen dem 7. und dem 13. März Angehörige der Armee nach La Resbalosa, einem weiteren Dorf der Friedensgemeinde, zerstörten die Ernte und stahlen Essen aus den Häusern der Gemeinde. Sie beschuldigten verschiedene Gemeindemitglieder, Guerilleros zu sein und sagten ihnen, dass sie die Friedensgemeinde zerstören würden.

Am 9. und 10. März wurden in der Bezirkshauptstadt Apartadó und in San José de Apartadó von Paramilitärs unterzeichnete Flugblätter verteilt. Darin stand, dass die Paramilitärs eine "soziale Säuberung" durchführen würden und es enthielt eine Liste von Menschen, denen befohlen wurde, die Gegend zu verlassen, andernfalls würden sie getötet.

Vom 1. bis zum 3. März errichteten bewaffnete Paramilitärs in Kampfanzügen mit Armbinden, die sie als Teil der Dachorganisation Autodefensas Unidas de Colombia (AUC) kenntlich machten, Straßenblockaden auf der Strecke nach Nuevo Antioquia in der benachbarten Gemeinde Turbó in Richtung La Esperanza, einem der Dörfer der Friedensgemeinde. Berichten zufolge befinden sich über 100 Paramilitärs in der Gegend von Nuevo Antioquia. Amnesty International hat in der Vergangenheit wiederholt Berichte über die Präsenz von Paramilitärs in dieser Gegend erhalten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die "Friedensgemeinde" San José de Apartadó wurde im März 1997 gegründet. Mit der Gründung wollten die BewohnerInnen der Region sowohl auf die Sicherheitskräfte als auch auf die Guerillaeinheiten einwirken, ihr Recht zu respektieren, nicht in Kolumbiens Bürgerkrieg hineingezogen zu werden. Die Friedensgemeinde hat immer darauf bestanden, dass KämpferInnen sich von ihrem Land fernhalten. Die Sicherheitskräfte und die Paramilitärs reagierten darauf, indem sie der Gemeinde Subversion vorwarfen. Die Guerillagruppe Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – FARC (Revolutionäre Streitkräfte von Kolumbien) wirft den BewohnerInnen der Gemeinde vor, die andere Seite zu unterstützen. Seit der Gründung der Gemeinde sind sie immer wieder angegriffen und zahlreiche von ihnen getötet worden. Für die Mehrzahl dieser Taten waren Paramilitärs und Angehörige der Sicherheitskräfte, aber auch Guerillagruppen verantwortlich. Seit 1997 sind über 170 BewohnerInnen der Friedensgemeinde getötet worden oder dem "Verschwindenlassen" zum Opfer gefallen.

Angesichts der gefährdeten Situation, der sich die BewohnerInnen der "Friedensgemeinde" ausgesetzt sehen, hat der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte der Organisation Amerikanischer Staaten die kolumbianische Regierung aufgefordert, die Sicherheit der BewohnerInnen von San José de Apartadó zu gewährleisten. Zuletzt erfolgte eine solche Aufforderung in einer Resolution vom 15. März 2005. Doch die kolumbianischen Behörden scheinen bisher wenig getan zu haben, um der Aufforderung des Gerichts nachzukommen.