Indigenensprecher getötet

Protest-Aktion vor dem Berliner Hauptbahnhof anlässlich des Deutschland-Besuches von Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto im April 2016

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Am 1. Februar wurde der Indigenensprecher Juan Ontiveros Ramos im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua tot aufgefunden. Unbekannte Männer verschafften sich am 31. Januar gewaltsam Zutritt zu seinem Haus im Gemeindebezirk Guadalupe y Calvo und nahmen ihn gegen seinen Willen mit. Einige seiner Familienangehörigen wurden brutal geschlagen. Bewohner_innen des Dorfes Choréachi in Guadalupe y Calvo befinden sich in Gefahr.

Appell an

INNENMINISTER Miguel Ángel Osorio Chong, Secretaría de Gobernación Bucareli 99, Col. Juárez, Del. Cuauhtémoc C. P. 06600, Ciudad de México MEXIKO

(Anrede: Dear Minister / Estimado Secretario / Sehr geehrter Herr Minister) Twitter: @osoriochong E-Mail: secretario@segob.gob.mx

GOUVERNEUR VON CHIHUAHUA

Javier Corral Jurado Edificio Palacio de Gobierno Piso 1 Calle Aldama 901, Zona Centro, C.P. 31000 Chihuahua, Chihuahua MEXIKO (Anrede: Dear Governor / Sr. Gobernador / Sehr geehrter Herr Gouverneur) Twitter: @Javier_Corral E-Mail: despachodelejecutivo@chihuahua.gob.mx

Sende eine Kopie an

AMNESTY INTERNATIONAL MEXIKO Luz Saviñon 519 Col. Del Valle Del. Benito Juárez C.P. 03100

Ciudad de México MEXIKO

E-Mail: au@amnistia.org.mx

 

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN Herrn Alejandro Rivera Becerra Geschäftsträger a.i. (Botschaftsrat) Klingelhöferstraße 3 10785 Berlin Fax: 030-26 93 23 700 E-Mail: mail@mexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 16. März 2017 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS, TWITTERNACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Führen Sie bitte umgehend eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Tötung von Juan Ontiveros Ramos durch und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

  • Setzen Sie bitte unverzüglich und in Übereinstimmung mit den Wünschen der Betroffenen wirksame Schutzmaßnahmen für die verbleibenden Bewohner_innen der indigenen Gemeinden um.

  • Garantieren Sie bitte in Abstimmung mit den Wünschen der indigenen Bevölkerung die Sicherheit der Bewohner_innen von Choréachi.

  • Ergreifen Sie alle notwendigen Maßnahmen, um sicherzustellen, dass vertriebene Personen auf Wunsch in ihre Gemeinden zurückkehren und dort ein sicheres Leben führen können.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the authorities to carry out a full, prompt and impartial investigation into killing of Juan Ontiveros Ramos and to bring those responsible to justice.

  • Urging the them to immediately and effectively protect the remaining Indigenous authorities and their families, in strict accordance with their wishes.

  • Calling on them to guarantee the security of the Choréachi community, in accordance and in coordination with the Indigenous authorities.

  • Calling on them to take all necessary measures to ensure that forcibly displaced people can safely return to their community if they so desire it.

Sachlage

Am 31. Januar verschafften sich unbekannte Männer gewaltsam Zutritt zum Haus von Juan Ontiveros Ramos und seiner Familie in der Gemeinde Guadalupe y Calvo im Bundesstaat Chihuahua. Sie schlugen ihn und seine Familienangehörigen und nahmen Juan Ontiveros Ramos gegen seinen Willen mit. Augenzeug_innen berichten, kurz darauf Schüsse gehört zu haben. Am 1. Februar wurde Juan Ontiveros Ramos an einem anderen Ort im Verwaltungsbezirk Guadalupe y Calvo tot aufgefunden.

Juan Ontiveros Ramos war Sprecher der indigenen Gemeinschaft der Rarámuri (Tarahumara). Er kümmerte sich um die Sicherheitsbelange der Bewohner_innen des Dorfes Choréachi (auch bekannt als Pino Gordo), das im Verwaltungsbezirk Guadalupe y Calvo im Bundesstaat Chihuahua liegt. Mehrmals hatte er der mexikanischen Regierung Informationen über die Probleme vorgelegt, denen die indigene Gemeinschaft der Rarámuri in dieser Region gegenübersteht, was Kriminalität und organisiertes Verbrechen angeht. In dieser Funktion hatte er am 20. Januar an einem hochrangigen Treffen mit bundesstaatlichen und landesweiten Behörden teilgenommen.

Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge wurden in der Vergangenheit bereits andere Angehörige der Rarámuri ins Visier genommen, nachdem sie auf Behördenebene oder öffentlich über ihre Sicherheitsbedenken gesprochen hatten. Einige Gemeindesprecher_innen und ihre Familien sowie Mitarbeiter_innen von in der Region engagierten NGOs sind in den vergangenen Jahren aus der Gegend geflohen, nachdem sie von bewaffneten Personen bedroht und angegriffen wurden. Amnesty International befürchtet, dass sich auch andere Angehörige der indigenen Gemeinschaft, die in Choréachi oder in anderen Orten im Bundesstaat Chihuahua leben, in Gefahr befinden.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die indigene Gemeinschaft der Rarámuri in der Ortschaft Choréachi kämpft seit Langem für ihre Landrechte, z. B. in Streitigkeiten mit benachbarten Gemeinden, die nicht von Indigenen bewohnt sind. Zudem leistet die Gemeinschaft friedlich Widerstand gegen Waldrodungen in der Region.

In den vergangenen Jahren sind Gemeindesprecher_innen eingeschüchtert und angegriffen worden. Im Jahr 2013 wurden die Rarámuri-Sprecher Jaime Zubia Cevallos und Socorro Ayala in separaten Vorfällen von Unbekannten getötet. 2014 ordnete die Interamerikanische Menschenrechtskommission Schutzmaßnahmen für einige Gemeindemitglieder an, allerdings scheint es so, als seien diese Maßnahmen von den mexikanischen Behörden nicht wirksam umgesetzt worden.

Andere Angehörige der Rarámuri sind angegriffen worden, weil sie sich der Waldrodung widersetzt oder ihre Landrechte verteidigt hatten. Am 15. Januar wurde Isidro Baldenegro von Unbekannten getötet. Der Vorfall ereignete sich in einer ebenfalls von Angehörigen der Rarámuri bewohnten Gemeinde in Guadalupe y Calvo. Die Verantwortlichen wurden bisher noch nicht zur Rechenschaft gezogen.