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Struktureller Rassismus und White Savior Complex
Mittwoch, 8. Dezember 2021, 19:00 bis 20:30 Uhr
Beschreibung
Online-Vortrag in Kooperation mit den Volkshochschulen in Oberfranken
Struktureller Rassismus und White Savior Complex
Ein Blick auf die Geschehnisse der letzten Jahre wie der rechtsterroristische Anschlag in Hanau im Februar 2020, der Anstieg an alltäglichen Rassismus im Kontext der Covid-19-Pandemie gegenüber ostasiatisch gelesenen Menschen, der gewaltsame Tod von George Floyd durch die Polizei in den USA und die mehrfache Aufdeckung von Chat-Gruppen mit rassistischen Inhalten als auch rechtsradikalen Netzwerken in der nationalen Polizei zeigen, dass Rassismus global und vor allem auch in der Bundesrepublik Deutschland weiterhin ein existierendes Gesellschaftsphänomen darstellt, welches das Leben marginalisierter und rassifizierter Menschen beeinflusst und gefährdet. Im nationalen Diskurs wird Rassismus jedoch vor allem auf individueller, zwischenmenschlicher Ebene (also als Resultat individueller politischer Einstellungen und ‚Vorurteile‘ gegenüber als migrantisch kategorisierten Personen gesehen und auf moralisch zu verurteilende Handlungs-weisen reduziert) verortet und als extreme Randerscheinung behandelt, was seinem Charakter als soziales Ordnungssystem nicht gerecht wird.
Um Rassismus verstehen und bekämpfen zu können, muss Rassismus als ein strukturelles Phänomen, das über einen gesamtgesellschaftlichen Wirkmechanismus verfügt und parallel dazu mit anderen Diskriminierungskategorien (z.B. Sexismus, Klassismus, Adultismus, Ableismus, Feindlichkeit gegenüber der LGBTQIA*-Community, etc.) eng verwoben vorliegt (Intersektionalität). Eine Strategie im Kampf gegen den strukturellen Rassismus mit all seinen neuen und perfideren Ausprägungen könnte die kritische Selbstreflexion darstellen. Diese Methodik umschließt neben das über sich selbst reflektieren ebenso die Betrachtung der Strukturen, die uns hervorgebracht haben. Macht ist hierbei ein sehr bedeutender Faktor, den wir im Rahmen unseres Vortrags beleuchten möchten. Hierfür soll sich konkret mit der Thematik des White Savior Complex (dt.: weißer Retter*innenkomplex) auseinandergesetzt werden.
„Der von Teju Cole geprägte Begriff „White Savior Complex“ beschreibt ein Phänomen, nach dem sich weiße Menschen aus dem Globalen Norden dazu berufen fühlen, in Ländern des Globalen Südens Entwicklungs-, Aufklärungs- oder Hilfsarbeit zu leisten“ (Brückenwind 2020, o.S.). Was viele Menschen durch vermeintlich gute, altruistische Absichten dazu bewegt, sich zu engagieren, erfolgt in der Regel ohne Befassung mit den Hintergründen herrschender Dominanzkulturen oder Ursachen für Missstände und führt schließlich zur Reproduktion von einem unterlegenen, mitleiderregenden Bild von Gesellschaften im globalen Süden. Wie kritische Auseinandersetzung hierzu aussehen kann und wie und wo v.a. finanzielle Ressourcen sowie Freiwilligenarbeit wirklich helfen können, wird im Vortrag ebenfalls thematisiert.
Referent*innen:
Bärbel Chojnacki
„Mein Name ist Pia Bärbel Chojnacki und bin 27 Jahre alt. Ich bin Erzieherin, Künstlerin sowie Studentin der Sozialen Arbeit. Seit über sieben Jahren arbeite ich mit Jugendlichen in unterschiedlichen Kontexten, z.B. mit Jugendlichen, die eine geistige Behinderung haben oder Jugendliche, die als "schwer erziehbar" gelten. Oder wie ich es nenne: Jugendliche, die von der Gesellschaft eingeschränkt werden und Jugendliche, die wenig Chancen sowie Möglichkeiten hatten und somit durch das System fallen, weil dieses keine entsprechenden Maßnahmen vorsieht. Machtkritik spielt in meiner pädagogischen Grundhaltung eine elementare Rolle. In diesem Zusammenhang geht es zum einen um das Machtverhältnis zwischen mir und den Klient*innen, welches stetig reflektiert werden sollte und zum anderen um die Kritik an der Macht die gesamtgesellschaftlich wirkt und marginalisierte Gruppen benachteiligt sowie unterdrückt. Daher lege ich besonders viel Wert auf Thematiken wie Antirassismus, Intersektionalität, Empowerment, Privilegien-Check. Und das nicht nur während der Arbeit, sondern auch im Anschluss darauf, wenn ich z.B. Workshops zum Thema Alltagsrassismus, oder genderbewusster Pädagogik durchführe. Ungleichheitssysteme wie Rassismus betreffen uns alle und müssen unbedingt als gesamtgesellschaftliches Problem erkannt und dekonstruiert werden. Hierzu etwas beizutragen ist zentrales Ziel all meiner Handlungen.“
Nhi
„Mein Name ist Nhi und meine Pronomen sind sie/ ihr. Ich identifiziere mich als vietdeutsche cis Frau. Bei Amnesty International Deutschland engagiere ich mich freiwillig bei der Themenkoordinationsgruppe Anti-Rassismus. Seit dem Abschluss des Studiums der Sozialen Arbeit bin ich als Sozialarbeiterin in der stationären Jugendhilfe tätig und arbeite mit jungen Volljährigen, welche von Obdachlosigkeit bedroht oder anderen Gefährdungen ausgesetzt sind und sich demnach in prekären Lebenssituationen befinden.“
Kooperationspartner_innen
Volkshochschule Bamberg Stadt & Land
Volkshochschule Bayreuth
Volkshochschule Kronach
Volkshochschule Forchheim
Volkshochschule Fichtelgebirge
Volkshochschule Pegnitz
Volkshochschule Kulmbach