Kultur Deutschland 08. November 2016

Geheimdienste vor Gericht - eine Volksbeschwerde

Ein Theaterstück zwischen Realität und Fiktion
Theaterinszenierung "Geheimdienste vor Gericht - Eine Volksbeschwerde" am 22. Oktober 2016 im Gorki-Theater in Berlin

Theaterinszenierung "Geheimdienste vor Gericht - Eine Volksbeschwerde" am 22. Oktober 2016 im Gorki-Theater in Berlin

Der deutsche Auslandsgeheimdienst BND hat Gesetze gebrochen, seine Kontrolleurinnen und Kontrolleure getäuscht und gemeinsam mit der NSA massenhaft und anlasslos Menschen überwacht. Am 22. Oktober 2016 stand der Geheimdienst hierfür in Berlin vor Gericht - in einem besonderen Theaterstück im Gorki-Theater.

Hier können Sie sich die Videoaufzeichnung des kompletten Stücks ansehen.

Der BND wurde auf der Theaterbühne durch einen Anwalt der Bundesregierung (gespielt von Richter a.D. Rüdiger Söhnen) vertreten und von der Klägerin Constanze Kurz zur Rede gestellt. Verantworten musste der Geheimdienst sich und seine realen Rechtsbrüche in einem fiktiven Gerichtssaal vor den realen Richterin a.D. Rosemarie Will und den realen Richtern Manfred Krause und Dieter Deiseroth.

Vor dem fiktivem Gericht gaben Experten des öffentlichen Lebens einen Einblick "hinter die Kulissen": Klaus Landefeld (Vorstand eco, Betreiber des Internet-Knotens DE-CIX in Frankfurt am Main), Roland Schäfer (Datenschützer) und Hans-Christian Ströbele (MdB, dienstältestes Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums für die Geheimdienste). Als Sachverständige gaben sie Auskunft über die Frage, was passiert, wenn die Behörden alle Kontrollen unterlaufen und Gesetze eigenmächtig auslegen.

Mit unterhaltsamer Expertise rangen sie auf der Bühne um Fragen, die in ihrem tatsächlichen Berufsleben und politischen Schaffen eine zentrale Rolle spielen. Es sind zugleich Fragen und Vorwürfe, die derzeit in den Medien und dem Deutschen Bundestag verhandelt werden. Was in Zeiten technischen Fortschritts immer unübersichtlicher und in Zeiten erhöhter Terrorgefahr immer brisanter wird, wurde nachvollziehbar für diejenigen verhandelt, die es betrifft: das Publikum.

Abgerundet wurde die Inszenierung der "Volksbeschwerde" mit einem nachdenklich stimmenden Schlussplädoyer des Gerichtsdieners (Schauspieler Peter Becker). So wurde das Publikum anschließend in einen Abend mit anregenden Unterhaltungen hinter und vor der Bühne entlassen. Was haben wir zu verlieren, wenn alle überwacht werden – und gibt es auch etwas zu gewinnen?

Das gesamte Zusammenspiel aus Realität und Fiktion und dessen Ausgang finden Sie auf media.ccc.de

Konzept und Text: Boris Jarosch (Autor, Politologe), Sven Lüders (Humanistische Union), Lena Rohrbach (Amnesty International), Lydia Ziemke (Regisseurin) Einrichtung: Lydia Ziemke Dramaturgie: Uta Plate

Ein rundum gelungenes Stück, für das sich Amnesty International noch einmal ganz herzlich bei allen Beteiligten, Unterstützerinnen und Unterstützern sowie einem mitfiebernden Publikum bedankt!

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