Aktuell Israel und besetzte palästinensische Gebiete 11. Februar 2009

Tödlicher Feldzug der Hamas gegen "Kollaborateure"

Bewaffnete Hamas-Kämpfer marschieren durch die Straßen

Bewaffnete Hamas-Kämpfer marschieren durch die Straßen

11. Februar 2009 - Die Hamas führt seit der Militäroffensive der israelischen Armee im Gazastreifen einen Feldzug gegen Personen durch, die der "Kollaboration" mit Israel verdächtigt werden. Mehr als zwei Dutzend Männer wurden getötet, zahlreiche misshandelt und gefoltert. Dies hält ein Untersuchungsbericht von Amnesty International fest.

Seit Ende Dezember 2008 sind im Zuge der dreiwöchigen israelischen Militäroffensive im Gazastreifen rund 1300 Personen - die meisten Zivilisten - getötet worden. Im gleichen Zeitraum und auch danach haben Hamas-Angehörige und Milizen einen tödlichen Feldzug gegen Personen gestartet, die der "Kollaboration" mit Israel verdächtigt werden oder sonst als Oppositionelle oder Kritiker gelten. Ein neues Hintergrundpapier von Amnesty International spricht von Morddrohungen, Entführungen, Folter und gezielten Tötungen.

Hamas-Schützen haben mindestens zwei Dutzend Männer getötet und weitere in Beine und Kniescheiben geschossen. Andere wurden mit der Absicht verletzt, dauerhafte Behinderungen zu hinterlassen. Viele waren brutalen Schlägen ausgesetzt, die zu multiplen Knochenbrüchen führten, oder sie wurden auf andere Art gefoltert oder misshandelt.

Männer wurden aus ihren Häusern entführt und später - verletzt oder tot - in verlassenen Gegenden liegen gelassen oder in den Leichenhäusern in Hospitälern von Gaza aufgefunden. Einige der Opfer wurden in Krankenhäusern erschossen, in denen sie als Patienten in Behandlung waren.

Ein Untersuchungs-Team von Amnesty International hat den Gazastreifen nach der israelischen Militäroffensive besucht und Zeugenaussagen von Opfern, Augenzeugen sowie medizinischem Personal aufgenommen, welche die einzelnen Fälle untermauert haben. Viele Menschen haben nach wie vor große Angst, öffentlich darüber zu sprechen, weil sie Vergeltungsaktionen von Hamas und Milizen befürchten.

Amnesty International ruft die faktisch regierende Hamas-Administration auf, die Übergriffe sofort einzustellen und eine unabhängige und unparteiische nationale Untersuchungskommission einzusetzen, welche die Vorfälle untersucht.

Das Ermittlungsteam von Amnesty International hat in Gaza auch begründete Hinweise darauf gefunden, dass alle Konfliktparteien Kriegsverbrechen und andere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht begangen haben. Amnesty International fordert den UN-Sicherheitsrat deshalb auf, diese Hinweise umfassend zu untersuchen und ein Waffenembargo zu verhängen.

Weitere Informationen zum Thema:

Gaza-Konflikt: Kriegsverbrechen auf beiden Seiten

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