Aktuell Iran 13. Januar 2010

Iran: "Trauernde Mütter" müssen freigelassen werden

Iran: Listen mit den Namen der verhafteten Demonstranten vor einem iranischen Gericht, Juni 2008

Iran: Listen mit den Namen der verhafteten Demonstranten vor einem iranischen Gericht, Juni 2008

11. Januar 2010 - Amnesty International hat die iranischen Behörden aufgefordert, eine Gruppe von Frauen freizulassen, die während einer friedlichen Mahnwache in Teheran am vergangenen Wochenende geschlagen und verhaftet wurden.

Die 33 Frauen sind Mitglieder der "Trauernden Mütter", einer Gruppe von Frauen, deren Kinder getötet oder verhaftet wurden oder während der gewaltsamen Unruhen nach der Wahl im Juni 2009 verschwunden sind. Laut Medienberichten wurden sie während ihres wöchentlichen Treffens im Laleh Park festgenommen. Fast alle wurden geschlagen und zehn von ihnen mussten anschließend im Krankenhaus behandelt werden. Sämtliche Frauen werden jetzt im Vozera-Zentralgefängnis in Teheran gefangen gehalten.

"Frauen, die um ihre von Sicherheitskräften getöteten Kinder trauern, sollten auf die Unterstützung durch den Staat rechnen können. Die Behörden sollten die Wahrheit über das Geschehene aufdecken und eine Wiedergutmachung anstreben, anstatt die Mütter mit willkürlicher Verhaftung und Schlägen zu konfrontieren," so Hassiba Hadj Sahraoui, Amnesty-Expertin für den Mittleren Osten und Nordafrika. "Die Frauen müssen unverzüglich und ohne Bedingungen freigelassen und eine Untersuchung ihrer Behandlung durchgeführt werden."

Im Rahmen der Internationalen Kampagne für die Menschenrechte im Iran versammelten sich am 10. Januar 2010 Protestierende vor dem Vozera-Gefängnis zur Unterstützung der inhaftierten Frauen. Die Versammlung brachte den Straßenverkehr in der Nähe zum Erliegen.

Sicherheitskräfte sollen die Menge angegriffen und unter Anwendung von Gewalt zerstreut haben. Zwei Männer, die aus einem vorbeifahrenden Auto heraus Aufnahmen machten, wurden verhaftet und in das Gefängnis abgeführt.

Die "Trauernden Mütter" treffen sich jeden Samstag zu einer Schweigestunde an dem Ort, an dem die Demonstrantin Neda Agha-Soltan getötet worden war. Ihr Tod war in Filmaufnahmen festgehalten worden, die im Juli 2009 um die Welt gingen.

Neun der Frauen leiden an Krankheiten. Das erhöht zusätzlich die Sorge um ihr Wohlbefinden. "Wir sind ernsthaft besorgt um die Gesundheit der Frauen. Die iranischen Behörden sind verantwortlich für ihr Wohlergehen," so Hassiba Hadj Sahraoui.

Mitglieder der "Trauernden Mütter" wurden nicht zum ersten Mal verhaftet. Etwa 29 Frauen wurden bereits am 5. Dezember 2009 festgenommen, dann aber am 7. Dezember wieder freigelassen.

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