Aktuell Vereinigte Staaten von Amerika 09. Januar 2009

Sieben Jahre Guantánamo in Zahlen

  • Vor sieben Jahren, am 11. Januar 2002, wurden die ersten Gefangenen auf den US-Militärstützpunkt Guantánamo Bay auf Kuba gebracht. Insgesamt wurden dort seither etwa 800 Männer festgehalten.

  • Ende 2008 wurden noch immer etwa 250 Gefangene, Staatsbürger aus etwa 30 Ländern, in Guantánamo gefangen gehalten.

  • An die 60 Gefangenen droht in ihren Heimatländern Verfolgung, Folter oder willkürliche Haft. Sie kommen aus Ländern wie China, Libyen, Russland, Syrien, Tunesien und Usbekistan.

  • Die Gefangenen wurden in mindestens zehn Ländern (Afghanistan, Bosnien-Herzegowina, Ägypten, Gambia, Indonesien, Mauretanien, Pakistan, Thailand, Vereinigte Arabische Emirate und Sambia) festgenommen, ehe sie, ohne jegliches rechtliches Verfahren, nach Guantánamo überführt wurden.

  • Mindestens zwölf in Guantánamo Inhaftierte waren bei ihrer Verhaftung noch keine 18 Jahre alt, drei von ihnen befanden sich Ende 2008 noch immer in dem Lager. Einer starb, offenbar durch Selbstmord.

  • Etwa 550 Gefangene wurden aus Guantánamo in andere Länder verbracht, darunter Afghanistan, Albanien, Australien, Bahrain, Bangladesch, Belgien, Dänemark, Ägypten, Frankreich, Deutschland, Iran, Irak, Jordanien, Kuwait, Libyen, Malediven, Marokko, Pakistan, Russland, Saudi-Arabien, Spanien, Schweden, Sudan, Tadschikistan, Türkei, Uganda, Großbritannien und Jemen. Die Mehrheit der Gefangenen wird vermutlich in "Camp 5", "Camp 6" oder "Camp Echo" in Isolationshaft gehalten.

  • "Camp 6" wurde gebaut, um darin 178 Gefangene unterzubringen. Hier herrschen die härtesten Haftbedingungen innerhalb des Gefangenenlagers: Die Inhaftierten verbringen mindestens 22 Stunden pro Tag in Einzelzellen aus Stahl ohne Fenster nach draußen.

  • Nur zwei Gefangene aus Guantánamo sind bislang einer strafbaren Handlung für schuldig befunden worden. Die Verfahren fanden vor einer so genannten Militärkommission statt. Nach internationalen Standards handelt es sich dabei nicht um faire Gerichtsverfahren.

  • Von Dutzenden Selbstmordversuchen in Guantánamo wird berichtet; vier Männer starben im Juni 2006 in Guantánamo, ein weiterer im Mai 2007, offenbar durch Selbstmord.

  • Eine Studie zu rund 500 Gefangenen ergab, dass nur fünf Prozent von US-amerikanischen Streit- und Sicherheitskräften gefangen genommen worden waren; 86 Prozent waren von Angehörigen der pakistanischen Sicherheitskräfte bzw. Angehörigen der Nord-Allianz in Afghanistan festgenommen und in US-Haft überstellt worden, oftmals gegen eine Belohnung von mehreren Tausend US-Dollar.

  • 14 Gefangene wurden im September 2006 nach Guantánamo verlegt. Sie waren bis zu viereinhalb Jahre ohne Kontakt zur Außenwelt in geheimer CIA-Haft gehalten worden. Seither sind fünf weitere Gefangene nach Guantánamo gebracht worden, mindestens zwei davon aus geheimer CIA-Haft.

  • Eine unbekannte Zahl an Menschen wird in geheimen CIA-Gefängnissen festgehalten. Das Schicksal und der derzeitige Aufenthaltsort von mindestens drei Dutzend Menschen, die vermutlich in geheimer Haft waren, ist weiterhin unbekannt.

  • Hunderte Menschen werden ohne Anklage, Prozess oder gerichtliche Überprüfung auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan gefangen gehalten.

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