Menschenrechtler in kritischem Zustand

Lage von Saudi-Arabien und dem Sudan

Lage von Saudi-Arabien und dem Sudan

Der Menschenrechtler Saeed Jaddad, der in der Haft in einen Hungerstreik getreten ist, wurde am 26. Januar in die omanische Hauptstadt Maskat verlegt, obwohl sich sein Gesundheitszustand weiter verschlechtert. Am darauf folgenden Tag brachte man ihn auf einer Krankenbahre vor Gericht. Die Anklage gegen ihn lautet auf "Untergrabung des Ansehens und der Vormachtstellung des Staates". Amnesty International betrachtet ihn als gewaltlosen politischen Gefangenen und fordert seine sofortige Freilassung.

Appell an

STAATSOBERHAUPT
His Majesty Sultan Qaboos bin Sa'id
Diwan of the Royal Court
The Palace, Muscat 113, OMAN
(Anrede: Your Majesty / Majestät)
Fax: (00 968) 24 735 375

INNENMINISTER
His Excellency Hamoud bin Faisal bin Said Al Busaidi
Ministry of Interior
P.O. Box 127, Ruwi 112
Muscat, OMAN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)

Sende eine Kopie an

VORSITZENDER DER STAATLICHEN MENSCHENRECHTSKOMMISSION
Mr. Mohammed bin Abdullah Al Riyami
P.O. Box 29, Postal Code: 103
Bareq A' Shati, Muscat, OMAN
Fax: (00 968) 24 648 801

BOTSCHAFT DES SULTANATS OMAN
S. E. Herrn Khalid Sulaiman 'Abdul Rahman Ba Omar
Clayallee 82
14195 Berlin
Fax: 030-8100 5199
E-Mail: botschaft-oman@t-online.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch, Französisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 12. März 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Saeed Jaddad sofort und bedingungslos frei. Lassen Sie alle Anklagen gegen in fallen, da er ein gewaltloser politischer Gefangener ist, der nur deshalb in Haft ist, weil er friedlich von seinem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht hat.

  • Bitte stellen Sie bis zu seiner Freilassung sicher, dass Saeed Jaddad in ein Krankenhaus eingeliefert wird, in dem er die erforderliche medizinische Versorgung erhält.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the Omani authorities to release Saeed Jaddad immediately and unconditionally and drop all charges against him since they have detained him solely for peacefully exercising his right to freedom of expression;

  • Calling on them, pending his release, to transfer Saeed Jaddad to a hospital where he can receive appropriate medical care.

Sachlage

Saeed Jaddad wurde am 27. Januar auf einer Krankenbahre zu seiner Anhörung vor Gericht gebracht. Die Anklage gegen ihn lautet "Untergrabung des Ansehens und der Vormachtstellung des Staates", weil er politische und soziale Reformen gefordert und sich im August 2013 mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments getroffen hatte. Saeed Jaddad bestreitet die Anklage und befindet sich nun in einem "trockenen Hungerstreik", d.h. er nimmt auch keine Flüssigkeit mehr zu sich. Am selben Tag begann in Salala ein gesondertes Verfahren gegen Saeed Jaddad wegen Verstößen gegen das omanische Cyber-Gesetz. Die erste Anhörung fand in Abwesenheit des Angeklagten statt.

Saeed Jaddad wird derzeit in Einzelhaft in einer Sondereinrichtung der Polizei in Maskat festgehalten. Sein Gesundheitszustand ist kritisch.
Nach seiner Festnahme am 21. Januar trat Saeed Jaddad aus Protest gegen seine Inhaftierung in den Hungerstreik und weigerte sich zudem die Medikamente gegen sein Herzleiden zu nehmen. Daraufhin wurde er am 23. Januar in das Sultan-Qaboos-Krankenhaus in Salala eingewiesen. Am 25. Januar wies die Polizei den zuständigen Krankenhausarzt an, Saeed Jaddad zu entlassen, damit er ins 870 km entfernet Maskat geflogen werden konnte, um dort an einem Gerichtsverfahren teilzunehmen. Der Arzt empfahl jedoch, Saeed Jaddad nicht zu bewegen, weil sich sein Gesundheitszustand weiter verschlechtere. Auch ein zweiter Mediziner, den die Polizei beauftragt hatte, kam nach der Untersuchung von Saeed Jaddad zu dem Schluss, dass sein Gesundheitszustand eine Flugreise nicht erlaube. Die Polizei holte Saeed Jaddad dennoch am folgenden Tag ab und brachte ihn in die Polizeizentrale nach Salala.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Der Geschäftsmann Saeed Jaddad unterhält einen Blog für einen engen Leserkreis, auf dem er politische und soziale Reformen in Oman fordert. Auch auf seiner Facebookseite macht er sich für Reformen stark. Am 31. Oktober 2014 wurde Saeed Jaddad von den Behörden daran gehindert, aus Oman auszureisen. Ihm wurde mitgeteilt, dass er seit Juli 2014 einem Reiseverbot unterliege.

Saeed Jaddad ist bereits mehrmals von den omanischen Behörden festgenommen worden. Im Dezember 2011 nahm er an einer friedlichen Demonstration in Dhofar im Süden des Landes teil. Er wurde am 14. Januar 2013 festgenommen und sechs Monate lang festgehalten, davon acht Tage in Einzelhaft. Ende Juni 2013 kam er wieder frei, durfte jedoch keine Artikel in den nationalen Medien mehr veröffentlichen. Die Behörden versuchten außerdem, ihn dazu zu bringen, eine Stellungnahme zu unterzeichnen, in der er jeglichen menschenrechtlichen und reformistischen Tätigkeiten abschwört. Im Juli 2013 wurde er erneut schikaniert und eingeschüchtert.
Im August 2013 wurde Saeed Jaddad "Untergrabung des Ansehens und der Vormachtstellung des Staates" vorgeworfen, weil er politische und soziale Reformen gefordert und sich mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments getroffen hatte. Im Zusammenhang mit diesen Anschuldigungen soll er am 25. Januar 2015 in Maskat vor Gericht gestellt werden.

Vor seiner jetzigen Inhaftierung wurde Saeed Jaddad zuletzt am 10. Dezember festgenommen, als Sicherheitskräfte seine Wohnung in Salala, der Hauptstadt des Gouvernements Dhofar, durchsuchten. Dabei wurden auch sein Telefon und seine Computer beschlagnahmt. Die Sicherheitskräfte gaben der Familie von Saeed Jaddad keine Informationen darüber, weshalb er festgenommen und wo er hingebracht wird.

Trotz wiederholter Anfragen der Familienangehörigen bei den Behörden haben sie keine Auskunft über den Verbleib von Saeed Jaddad erhalten. Amnesty International vermutet, dass er mindestens fünf Tage lang im Verhörzimmer festgehalten wurde und weder seine Familie noch seinen Rechtsbeistand kontaktieren durfte. Etwa am fünften Tag in Gewahrsam versuchten die Beamt_innen, ihn dazu zu zwingen, einige Dokumente zu unterzeichnen, in denen sich Saeed Jaddad selbst beschuldigt, "dem Land Schaden zugefügt und gegen Gesetze verstoßen zu haben" sowie "Kontakt mit ausländischen Organisationen" gehabt zu haben. Dies lehnte er jedoch ab. Außerdem weigerte er sich, ohne einen Rechtsbeistand die Fragen des Staatsanwalts zu beantworten. Daraufhin wurde seine Haftanordnung um sieben Tage verlängert. Man brachte ihn ins Gefängnis von Taqa, etwa 40 Kilometer östlich von Salala. Dort teilte er sich eine sehr unhygienische und mit Kakerlaken verseuchte Zelle mit mindestens 22 weiteren Häftlingen und schlief auf dem Boden. Vier Tage später musste Saeed Jaddad erneut vor der Staatsanwaltschaft erscheinen, weigerte sich jedoch weiterhin, ohne seinen Rechtsbeistand auf die Fragen zu antworten. Am Morgen des 22. Dezember wurde er gegen Hinterlegung einer Kaution von etwa 1.000 Euro freigelassen. Der Reisepass seines Sohnes wurde als Pfand beschlagnahmt. Die erste Anhörung in diesem Gerichtsverfahren fand in Abwesenheit von Saeed Jaddad am 27. Januar 2015 in Salala statt.

Amnesty International hat 2013 und 2014 in Oman Fälle von langer willkürlicher Inhaftierung, oft ohne Kontakt zur Außenwelt, dokumentiert. Auch liegen Berichte über Folter und andere Misshandlungen durch Sicherheitskräfte vor. Aktivist_innen und Regierungskritiker_innen sollen misshandelt worden sein, indem man sie schlug, ihnen einen Sack über den Kopf zog oder sie lange Zeit in Einzelhaft hielt. Zudem wird von Scheinhinrichtungen und Schlafentzug berichtet. In den vergangenen Jahren hat Amnesty International immer wieder Fälle dokumentiert, in denen die Polizei unverhältnismäßige Gewalt gegen Demonstrierende einsetzte und bei Großdemonstrationen Teilnehmer_innen festnahm. Zudem wurde das Recht auf freie Meinungsäußerung auf willkürliche Weise eingeschränkt. Es wurden diskriminierende Gesetze erlassen, und Diskriminierung war im Alltag weit verbreitet.