Menschenrechtler im Hungerstreik

Lage von Saudi-Arabien und dem Sudan

Lage von Saudi-Arabien und dem Sudan

Der omanische Menschenrechtler Saeed Jaddad wurde am 21. Januar in seinem Haus in Salala festgenommen und wird seitdem ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten. Er ist in den Hungerstreik getreten und soll sich in schlechtem Gesundheitszustand befinden. Amnesty International betrachtet ihn als gewaltlosen politischen Gefangenen, der nun der Gefahr der Folter oder anderweitiger Misshandlung ausgesetzt ist.

Appell an

STAATSOBERHAUPT
His Majesty Sultan Qaboos bin Sa'id
Diwan of the Royal Court
The Palace, Muscat 113
OMAN
(Anrede: Your Majesty / Majestät)
Fax: (00 968) 24 735 375

INNENMINISTER
His Excellency Hamoud bin Faisal bin Said Al Busaidi
Ministry of Interior
P.O. Box 127, Ruwi 112
Muscat
OMAN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)

Sende eine Kopie an

VORSITZENDER DER STAATLICHEN MENSCHENRECHTSKOMMISSION
Mr. Mohammed bin Abdullah Al Riyami
P.O. Box 29, Postal Code: 103
Bareq A' Shati
Muscat
OMAN
Fax: (00 968) 24 648 801

BOTSCHAFT DES SULTANATS OMAN
S. E. Herrn Khalid Sulaiman 'Abdul Rahman Ba Omar
Clayallee 82
14195 Berlin
Fax: 030-8100 5199
E-Mail: botschaft-oman@t-online.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch, Französisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 6. März 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Saeed Jaddad sofort und bedingungslos frei. Lassen Sie alle Anklagen gegen ihn fallen, da er ein gewaltloser politischer Gefangener ist, der nur deshalb in Haft ist, weil er friedlich von seinem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht hat.

  • Geben Sie unverzüglich Auskunft über den momentanen Aufenthaltsort von Saeed Jaddad.

  • Bitte stellen Sie bis zu seiner Freilassung sicher, dass er vor Folter und anderweitigen Misshandlungen geschützt wird, dass er Kontakt zu seiner Familie aufnehmen kann, dass er Kontakt zu einem Rechtsbeistand seiner Wahl aufnehmen und unterhalten kann und dass ihm Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung gewährt wird.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the Omani authorities to release Saeed Jaddad immediately and unconditionally and drop all charges against him since they have detained him solely for peacefully exercising his right to freedom of expression.

  • Urging the Omani authorities to immediately disclose the whereabouts of Saeed Jaddad.

  • Calling on the Omani authorities to ensure that until he is released, Saeed Jaddad is protected from torture and other ill-treatment; that he has regular and frequent access to a lawyer of his choice, his family and adequate medical care.

Sachlage

Am 21. Januar gegen 22:00 Uhr wurde Saeed Jaddad von bewaffneten Polizisten und Soldaten aus seinem Haus in Salala im Süden des Gouvernements Dhofar verschleppt. Diese erneute Festnahme fand nur wenige Wochen nach seiner Haftentlassung am 22. Dezember statt. Am folgenden Tag erschien sein Sohn im Büro des zuständigen Staatsanwaltes,um seinen Vater zu besuchen. Dies wurde ihm jedoch verweigert. Außerdem enthielt man ihm Informationen über den Verbleib seines Vaters vor, teilte ihm jedoch mit, dass dieser vor seiner Gerichtsverhandlung nicht aus der Haft entlassen werde.

Saeed Jaddad erwartet nun eine Anklage wegen "Untergrabung des Ansehens und der Vormachtstellung des Staates", weil er politische und soziale Reformen gefordert und sich im August 2013 mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments getroffen hatte. Die Behörden teilten seiner Familie mit, dass er sich in Salala in einem gesonderten Verfahren auch wegen Verstößen gegen das omanische Cyber-Gesetz zu verantworten hat. Die genauen Verhandlungstermine sind noch unbekannt.

Saeed Jaddad war bereits zwischen dem 10. und 22. Dezember 2014 inhaftiert. Er wurde viele Stunden lang über sein Menschenrechtsengagement, seine Kontakte mit Menschenrechtsorganisationen und seine Internetaktivitäten verhört und auch zu seiner Kritik an offiziellen Institutionen befragt. Er musste sich eine sehr unhygienische Zelle mit mindestens 22 weiteren Häftlingen teilen und schlief auf dem Boden.

Während seiner Festnahme am 21. Januar bekräftigte Saeed Jaddad gegenüber Sicherheitsbeamten sein bereits vorher öffentlich bekundetes Vorhaben, im Falle einer neuerlichen Inhaftierung in den Hungerstreik zu treten und die Einnahme seiner Herzmedikamente zu verweigern. Am 23. Januar erreichten Amnesty International Berichte über seinen sich verschlechternden Gesundheitszustand als Folge des Hungerstreiks und der Weigerung, seine Medikamente einzunehmen. Amnesty International betrachtet Saeed Jaddad als gewaltlosen politischen Gefangenen, der sich nur deshalb in Haft befindet und unter Anklage steht, weil er von seinen Rechten auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit Gebrauch gemacht hat.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Der Geschäftsmann Saeed Jaddad unterhält einen Blog für einen engen Leserkreis, auf dem er politische und soziale Reformen in Oman fordert. Auch auf seiner Facebookseite macht er sich für Reformen stark. Am 31. Oktober 2014 wurde Saeed Jaddad von den Behörden daran gehindert, aus Oman auszureisen. Ihm wurde mitgeteilt, dass er seit Juli 2014 einem Reiseverbot unterliege.

Saeed Jaddad ist bereits mehrmals von den omanischen Behörden festgenommen worden. Im Dezember 2011 nahm er an einer friedlichen Demonstration in Dhofar im Süden des Landes teil. Er wurde am 14. Januar 2013 festgenommen und sechs Monate lang festgehalten, davon acht Tage in Einzelhaft. Ende Juni 2013 kam er wieder frei, durfte jedoch keine Artikel in den nationalen Medien mehr veröffentlichen. Die Behörden versuchten außerdem, ihn dazu zu bringen, eine Stellungnahme zu unterzeichnen, in der er jeglichen menschenrechtlichen und reformistischen Tätigkeiten abschwört. Im Juli 2013 wurde er erneut schikaniert und eingeschüchtert.

Im August 2013 wurde Saeed Jaddad "Untergrabung des Ansehens und der Vormachtstellung des Staates" vorgeworfen, weil er politische und soziale Reformen gefordert und sich mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments getroffen hatte. Im Zusammenhang mit diesen Anschuldigungen soll er am 25. Januar 2015 in Maskat vor Gericht gestellt werden.

Amnesty International hat 2013 und 2014 in Oman Fälle von langer willkürlicher Inhaftierung, oft ohne Kontakt zur Außenwelt, dokumentiert. Auch liegen Berichte über Folter und andere Misshandlungen durch Sicherheitskräfte vor. Aktivist_innen und Regierungskritiker_innen sollen misshandelt worden sein, indem man sie schlug, ihnen einen Sack über den Kopf zog oder sie lange Zeit in Einzelhaft hielt. Zudem wird von Scheinhinrichtungen und Schlafentzug berichtet. In den vergangenen Jahren hat Amnesty International immer wieder Fälle dokumentiert, in denen die Polizei unverhältnismäßige Gewalt gegen Demonstrierende einsetzte und bei Großdemonstrationen Teilnehmer_innen festnahm. Zudem wurde das Recht auf freie Meinungsäußerung auf willkürliche Weise eingeschränkt. Es wurden diskriminierende Gesetze erlassen, und Diskriminierung war im Alltag weit verbreitet.

Vor seiner jetzigen Inhaftierung wurde Saeed Jaddad zuletzt am 10. Dezember festgenommen, als Sicherheitskräfte seine Wohnung in Salala, der Hauptstadt des Gouvernements Dhofar, durchsuchten. Dabei wurden auch sein Telefon und seine Computer beschlagnahmt. Die Sicherheitskräfte gaben der Familie von Saeed Jaddad keine Informationen darüber, weshalb er festgenommen und wo er hingebracht wird. Trotz wiederholter Anfragen der Familienangehörigen bei den Behörden haben sie keine Auskunft über den Verbleib von Saeed Jaddad erhalten. Amnesty International vermutet, dass er mindestens fünf Tage lang im Verhörzimmer festgehalten wurde und weder seine Familie noch seinen Rechtsbeistand kontaktieren durfte. Etwa am fünften Tag in Gewahrsam versuchten die Beamt_innen, ihn dazu zu zwingen, einige Dokumente zu unterzeichnen, in denen sich Saeed Jaddad selbst beschuldigt, "dem Land Schaden zugefügt und gegen Gesetze verstoßen zu haben" sowie "Kontakt mit ausländischen Organisationen" gehabt zu haben. Dies lehnte er jedoch ab. Außerdem weigerte er sich, ohne einen Rechtsbeistand die Fragen des Staatsanwalts zu beantworten. Daraufhin wurde seine Haftanordnung um sieben Tage verlängert. Man brachte ihn ins Gefängnis von Taqa, etwa 40 Kilometer östlich von Salala. Dort teilte er sich eine sehr unhygienische Zelle mit mindestens 22 weiteren Häftlingen und schlief auf dem Boden. Vier Tage später musste Saeed Jaddad erneut vor der Staatsanwaltschaft erscheinen, weigerte sich jedoch weiterhin, ohne seinen Rechtsbeistand auf die Fragen zu antworten. Am Morgen des 22. Dezember wurde er gegen Hinterlegung einer Kaution von etwa 1.000 Euro freigelassen. Der Reisepass seines Sohnes wurde als Pfand beschlagnahmt.