Pressemitteilung 01. November 2012

Nigerias Kampf gegen Boko Haram - Zivilisten in Gewaltspirale gefangen

Amnesty-Bericht: Brutales Vorgehen der Sicherheitskräfte trifft vor allem die Bevölkerung

BERLIN, 01.11.2012 - Das brutale Vorgehen der nigerianischen Sicherheitskräfte gegen den Terror der islamistischen Gruppierung Boko Haram verschärft die dramatische Situation zusätzlich – am schlimmsten leidet darunter die nigerianische Zivilbevölkerung. Amnesty International fürchtet, dass die Spirale der Gewalt die Menschen sogar in die Arme von Extremisten treiben wird. "Die Menschen in Nigeria leben in Angst und Unsicherheit: Sie leiden nicht nur unter der Gewalt, die von Boko Haram ausgeht, sondern auch unter den Menschenrechtsverletzungen der nigerianischen Sicherheitskräfte, die sie eigentlich beschützen sollten", beschreibt Christian Hanussek, Nigeria-Experte bei Amnesty International, die Situation.

Ein neuer Bericht von Amnesty International dokumentiert die Gräueltaten von Boko Haram – dazu zählen Mord, Vertreibung, das Inbrandsetzen von Schulen und Kirchen und Attacken auf Medienvertreter sowie Journalisten. Den Sicherheitskräften wirft die Menschenrechtsorganisation unter anderem Folter, Exekutionen, Brandstiftung, willkürliche Inhaftierungen und "Verschwindenlassen" von Menschen vor. Die Bevölkerung lebe in einem Klima der Angst: die Menschen seien zu verängstigt, um Verbrechen anzuzeigen und auch Journalisten vermeiden kritische Berichterstattung aus Angst um die eigene Sicherheit. Hunderte Menschen, denen angebliche Kontakte zu Boko Haram unterstellt wurden, seien inhaftiert worden. Viele von ihnen mussten und müssen über einen langen Zeitraum im Gefängnis bleiben. Sie werden nicht vor Gericht gestellt, können keinen Anwalt kontaktieren und die Angehörigen werden nicht informiert.

"Die nigerianische Regierung muss die Bevölkerung vor dem Terror von Boko Haram schützen, aber sie muss dabei die Menschenrechte achten. Jedes Unrecht, das unter dem Deckmantel der Sicherheit geschieht, wird den Terrorismus zusätzlich stärken – die Folge ist ein Teufelskreis aus Tod und Zerstörung", warnt Hanussek: "Die Vorfälle müssen untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden."

Amnesty International hat Bundesaußenminister Guido Westerwelle, der am kommenden Freitag Nigeria besuchen wird, den Bericht zukommen lassen und ihn gebeten, in seinen Gesprächen die Menschenrechtsverletzungen seitens der Sicherheitskräfte zu thematisieren.

Der Bericht wird am 01. November von Salil Shetty, Internationaler Generalsekretär von Amnesty International, auf einer Pressekonferenz in Abuja vorgestellt. Bei Interviewanfragen sowie Interesse an Bildmaterial oder dem Bericht "Nigeria: Trapped in the cycle of violence" wenden Sie sich bitte an die Pressestelle.

Kontakt:

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