Aktuell Ukraine 10. Juli 2014

Folter und Entführungen in der Ostukraine

Foto: Ein pro-russischer Separatist verdeckt der Journalistin Irma Krat die Augen, Slowjansk, 21.4.2014

Foto: Ein pro-russischer Separatist verdeckt der Journalistin Irma Krat die Augen, Slowjansk, 21.4.2014

11.Juli 2014 – Entführt, brutal geschlagen und gefoltert: Die Schilderungen von Aktivisten, Demonstranten und Journalisten, die in der Ostukraine in die Hände bewaffneter Separatisten, aber auch regierungstreuer Truppen gerieten, sind erschütternd. In dem neuen Amnesty International Bericht "Abductions and Torture in Eastern Ukraine" werden erdrückende Beweise für gravierende Menschenrechtsverletzungen vorgelegt.

Der neue Bericht beruht auf Informationen, die ein Amnesty-Team in den vergangenen Wochen in der Ostukraine recherchiert hat, um Foltervorwürfen gegen bewaffnete Separatisten wie auch regierungstreuen Kräften nachzugehen.

"Die meisten Entführungen gehen auf das Konto von bewaffneten Separatisten", sagt Denis Krivosheew von Amnesty International, Vizedirektor für Europa und Zentralasien. "Die Opfer wurden oft brutal geschlagen und gefoltert. Aber auch seitens der regierungstreuen Kräfte haben wir Menschenrechtsverletzungen dokumentiert."

Hunderte von Entführungen gab es demnach in der ganzen Ostukraine, in den Regionen Donezk und Luhansk. Genaue Zahlen kennt niemand: Das ukrainische Innenministerium geht von nahezu 500 Fällen zwischen April und Juni 2014 aus, die UNO-Menschenrechtsbeobachtungsmission hat in den vergangenen drei Monaten 222 dokumentiert.

Amnesty International arbeitete mit verschiedenen lokalen Menschenrechtsorganisationen zusammen, die Details über Entführungen sammeln. Diese konnten eine Liste von über 100 Zivilisten vorgelegen, die gefangen gehalten werden. In der Mehrheit der Fälle werden Foltervorwürfe erhoben. Die Gewalt der bewaffneten Separatisten trifft nicht nur politische Gegner, oft geht es auch darum, die Zivilbevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen und zu kontrollieren, heißt es im Bericht. Die Erpressung von Lösegeld ist ebenfalls ein Motiv.

"In Mariupol waren Polizei und Militär nirgends zu sehen, als wir in den vergangenen Wochen dort waren", sagt Dennis Krivosheew. "Es herrscht ein Vakuum, was Autorität und Sicherheit angeht. Die Angst vor Repressalien, Entführungen und Folter war bei den Menschen allgegenwärtig."

Amnesty International fordert von der ukrainischen Regierung alle mutmaßlichen Fälle von Misshandlung, Folter und Entführung gründlich und unabhängig zu untersuchen.

Video: "Abductions and Torture in Eastern Ukraine" (Englisch)

ACHTUNG: Dieses Video enthält Szenen von Schnitten und Verletzungen, die durch Misshandlung und Folter entstanden sind.

YouTube freischalten

Wir respektieren deine Privatsphäre und stellen deshalb ohne dein Einverständnis keine Verbindung zu YouTube her. Hier kannst du deine Einstellungen verwalten, um eine Verbindung zu den Social-Media-Kanälen herzustellen.
Datenschutzeinstellungen verwalten

Weitere Artikel