Frauenrechte verteidigen

Diese Urgent Action ist beendet.

Das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper bleibt vielen Irinnen verwehrt

Das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper bleibt vielen Irinnen verwehrt

Am 19. Dezember 2016 legte der Präsident der Dominikanischen Republik sein Veto gegen eine Reform des Strafgesetzbuchs ein, nach der Schwangerschaftsabbrüche auch weiterhin kriminalisiert werden sollen, außer wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr ist. Der Staatspräsident hat die vorgeschlagene Version des Strafgesetzbuchs an den Kongress zurückverwiesen und die Abgeordneten aufgefordert, Schwangerschaftsabbrüche zu entkriminalisieren.

Appell an

VORSITZENDER DER SONDERKOMMISSION DES SENATS
Senador Rafael Calderón
Senado de la República
Av. Enrique Jiménez Moya, Esq. Juan de Dios Ventura Simó Centro de los Héroes de Constanza
Maimón y Estero Hondo (La Feria)
Santo Domingo
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
(Anrede: Señor Senador / Dear Senator / Sehr geehrter Herr Senator)
E-Mail: r.calderonrc@hotmail.com

Twitter: @senadorcalderon

PRÄSIDENT DES SENATS
Senador Reinaldo Pared Perez, Senado de la República
Av. Enrique Jiménez Moya, Esq. Juan de Dios Ventura Simó Centro de los Héroes de Constanza
Maimón y Estero Hondo (La Feria)
Santo Domingo
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
(Anrede: Señor Presidente del Senado / Dear President of the Senate / Sehr geehrter Herr Präsident)
E-Mail: r.pared@senado.gov.do oder mirnacontrerascastro@hotmail.com

Twitter: @ReinaldoPared

Sende eine Kopie an

FRAUENRECHTSORGANISATION
Colectiva Mujer y Salud
E-Mail: ciudadaniaactivadelasmujeres@gmail.com

BOTSCHAFT DER DOMINIKANISCHEN REPUBLIK
S. E. Herrn
Gabriel Rafael Ant Jose Calventi Gavino
Dessauer Straße 28 – 29
10963 Berlin
Fax: 030-2575 7761
E-Mail: info@embajadadominicana.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 24. Februar 2017 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE, TWITTER-NACHRICHTEN UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte nehmen Sie die Empfehlungen des Staatspräsidenten unverändert an und empfehlen Sie beiden Kammern des Kongresses, für die Empfehlungen des Präsidenten zu stimmen.

  • Ich bin in großer Sorge, dass die Rechte von Frauen und Mädchen auf Leben, Gesundheit und Schutz vor Diskriminierung, Folter und anderweitiger Misshandlung durch eine Beibehaltung der Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen verletzt würden.

  • Ich fordere Sie auf, den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen gesetzlich und in der Praxis zu ermöglichen und zwar mindestens dann, wenn die Schwangerschaft eine Gefahr für die körperliche oder geistige Gesundheit einer Frau darstellt, wenn der Fötus außerhalb des Mutterleibes nicht überleben würde und wenn die Schwangerschaft eine Folge von Inzest oder Vergewaltigung ist.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the Special Commission of the Senate to adopt without modification the President's recommendations and to expressly recommend to both chambers of the Congress to vote in favour of the observations.

  • Expressing your profound concern that women and girls in the Dominican Republic are at risk of having their rights to life, health and freedom from discrimination, and from torture and ill-treatment violated if the criminalization of abortion is maintained.

  • Calling on them to ensure access to abortion both in law and in practice, at a minimum, in cases where pregnancy poses a risk to the life or the physical or mental health of a pregnant woman or girl, in cases where the foetus will be unable to survive outside the womb, and in cases where the pregnancy is the result of rape or incest.

Sachlage

Am 19. Dezember legte der Präsident der Dominikanischen Republik sein Veto gegen eine vom dominikanischen Senat (dem Oberhaus des dominikanischen Kongresses) am 14. Dezember verabschiedete Reform des Strafgesetzbuchs ein, die einen Rückschritt für die Rechte von Frauen und Mädchen bedeuten würde. Die Abgeordnetenkammer (das Unterhaus des Kongresses) hatte den Gesetzestext bereits im Juli 2016 gebilligt. Schwangerschaftsabbrüche sollen in Zukunft nur dann erlaubt sein, wenn das Leben der schwangeren Frau in Gefahr ist, und nur nachdem "alles getan wurde, um das Leben der Frau und des Fötus zu retten". Bereits im Jahr 2014 hatte Präsident Medina eine ähnliche Reform abgelehnt und betont, dass es dringend nötig sei, Schwangerschaftsabbrüche in spezifizierten Ausnahmefällen zu entkriminalisieren, um die Rechte von Frauen und Mädchen auf Leben, Gesundheit, Würde sowie körperliche und geistige Unversehrtheit zu schützen.

In einem Brief an den Senatspräsidenten lehnte Präsident Danilo Medina die Reform ab und empfahl, das Strafgesetzbuch solle Situationen spezifizieren, die Ausnahmen der Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen darstellen: Fälle, in denen die Schwangerschaft eine Gefahr für das Leben der Schwangeren darstellt, der Fötus außerhalb des Mutterleibes nicht überlebensfähig ist und in denen die Schwangerschaft eine Folge von Vergewaltigung oder Inzest ist.

Am 11. Januar hat der Senat eine neunköpfige Kommission eingesetzt, die die Einwände des Staatspräsidenten zu prüfen und innerhalb von 15 Tagen einen Bericht zu erstellen, über den der Senat dann abstimmen wird. Nach Artikel 102 der Verfassung der Dominikanischen Republik können die Einwände des Präsidenten nur dann umgangen werden, wenn beide Kammern des Kongresses die ursprüngliche Version der Reform mit einer Zweitdrittelmehrheit verabschieden.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Der Reformierungsprozess des Strafgesetzbuchs dauert bereits mehrere Jahre an. Unter der aktuellen Fassung des Strafgesetzbuchs drohen Frauen, die sich einem Schwangerschaftsabbruch unterziehen oder Personen, die an einem Schwangerschaftsabbruch beteiligt sind, strafrechtliche Sanktionen, ungeachtet der Umstände, unter denen der Schwangerschaftsabbruch angestrebt oder durchgeführt wurde. 2010 trat eine neue Verfassung in Kraft. Gemäß Artikel 37 dieser Verfassung gilt die Unantastbarkeit des Rechts auf Leben "von der Empfängnis bis zum Tod".

Nachdem religiöse Gruppen entsprechenden Druck ausgeübt hatten, nahm der Kongress der Dominikanischen Republik 2014 einen Reformentwurf für das Strafgesetzbuch an, der das absolute Abtreibungsverbot beibehielt. Präsident Danilo Medina lehnte diesen Entwurf jedoch ab und forderte den Kongress auf, das absolute Abtreibungsverbot aufzuheben und den Weg für die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den drei Ausnahmefällen vorzusehen: wenn die Schwangerschaft eine Gefahr für das Leben der Frau oder des Mädchens darstellt, wenn der Fötus außerhalb des Mutterleibes nicht überlebensfähig ist und in Fällen, in denen die Schwangerschaft eine Folge von Vergewaltigung oder Inzest ist. Diese Neufassung wurde von der Abgeordnetenkammer verabschiedet, sollte im Dezember 2015 in Kraft treten und durch separate Gesetze geregelt werden.

Die öffentliche Positionierung gegen ein absolutes Abtreibungsverbot seitens Präsident Medina und des Kongresses im Jahr 2014 war ein wichtiger Schritt für die Rechte von Frauen und Mädchen in der Dominikanischen Republik. Nachdem drei religiöse und konservative Gruppen gegen die Entscheidung vorgegangen waren, erklärte das Verfassungsgericht die vorgeschlagenen Änderungen ein Jahr später jedoch für verfassungswidrig und führte als Begründung Verfahrensfehler bei der Verabschiedung der Änderungen an. Durch die Entscheidung des Verfassungsgerichts wurden die Änderungen rückgängig gemacht und das alte Strafgesetzbuch aus dem Jahr 1884 trat wieder in Kraft.
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wird die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche durch ein absolutes Abtreibungsverbot nicht reduziert. Stattdessen steigt die Gefahr für Frauen, durch illegale, unsichere Schwangerschaftsabbrüche zu sterben. Die Weltgesundheitsorganisation warnte, dass restriktive Abtreibungsgesetze insbesondere Frauen und Mädchen, die in Armut, auf dem Land oder in entlegenen Gebieten leben, der Gefahr von unsicheren Schwangerschaftsabbrüchen aussetzen. Die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen unter allen Umständen hält Frauen davon ab, sich in medizinische Behandlung zu begeben. Des Weiteren schreckt die Kriminalisierung Ärzte davon ab, lebensrettende Behandlungen an Frauen durchzuführen, deren Leben oder Gesundheit durch eine Schwangerschaft bedroht ist oder bei denen während eines unsicheren Schwangerschaftsabbruchs Komplikationen aufgetreten sind.

In der Dominikanischen Republik kommt es aufgrund des bestehenden absoluten Abtreibungsverbots weiterhin zu vermeidbaren Todesfällen von Frauen und Mädchen. Ein Beispiel dafür ist der Fall von Rosaura Almonte (in der Presse als "Esperancita" bekannt), die 2012 starb. Sie war in der siebten Woche schwanger und man verweigerte ihr eine lebensnotwendige Chemotherapie, die sie aufgrund ihrer Leukämie-Erkrankung benötigte, weil diese sich auf den Fötus ausgewirkt hätte. Ärzt_innen behandelten sie zunächst nicht, da Schwangerschaftsabbrüche strafbar sind und diejenigen, die einen Schwangerschaftsabbruch herbeiführen, strafrechtlich verfolgt werden können.