Frauenrechte verteidigen!

Diese Urgent Action ist beendet.

Karte Dominikanische Republik

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Der dominikanische Kongress hat eine umfassende Reform des Strafgesetzbuchs beschlossen, nach der Schwangerschaftsabbrüche auch weiterhin kriminalisiert werden sollen, außer wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr ist. Ob die Reform umgesetzt wird oder nicht, liegt nun in der Entscheidungsgewalt des Präsidenten. Die geplante Reform würde die Rechte von Frauen und Mädchen verletzen.

Appell an

PRÄSIDENT
Danilo Medina
Palacio Nacional, Avenida México esquina Doctor Delgado Gazcue, Santo Domingo, DOMINIKANISCHE REPUBLIK
(Anrede: Señor Presidente / Dear President /
Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 1809) 682 0827
E-Mail: prensa2@presidencia.gob.do
Twitter: @PresidenciaRD

MENSCHENRECHTSBEAUFTRAGTE
Dra. Rhadys Abreu de Polanco

Ministerio de Relaciones Exteriores
Av. Independencia #752, Estancia San Geronimo
Santo Domingo, DOMINIKANISCHE REPUBLIK

(Anrede: Señora Embajadora / Dear Ambassador /
Sehr geehrte Frau Abreu de Polanco)
E-Mail: rabreu@mirex.gob.do

Sende eine Kopie an

FRAUENRECHTSORGANISATION
Colectiva Mujer y Salud
E-Mail: ciudadaniaactivadelasmujeres@gmail.com

BOTSCHAFT DER DOMINIKANISCHEN REPUBLIK
S. E. Herrn
Gabriel Rafael Ant Jose Calventi Gavino
Dessauer Straße 28 – 29
10963 Berlin
Fax: 030-2575 7761
E-Mail: info@embajadadominicana.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 25. Januar 2017 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE, TWITTER-NACHRICHTEN UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte verhindern Sie, dass die Reform des Strafgesetzbuchs, wie sie am 14. Dezember beschlossen wurde, umgesetzt wird.

  • Ich bin in großer Sorge, dass die Rechte von Frauen und Mädchen auf Leben, Gesundheit und Schutz vor Diskriminierung, Folter und anderweitiger Misshandlung durch die Reform verletzt werden.

  • Ich fordere Sie auf, den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen gesetzlich und in der Praxis zu ermöglichen und zwar mindestens dann, wenn die Schwangerschaft eine Gefahr für die körperliche oder geistige Gesundheit einer Frau darstellt, wenn der Fötus außerhalb des Mutterleibes nicht überleben wird und wenn die Schwangerschaft eine Folge von Inzest oder Vergewaltigung ist.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the President of the Republic not to enact the adopted reform of the Criminal Code.

  • Expressing your profound concern that women and girls in the Dominican Republic are at risk of having their rights to life, health and freedom from discrimination, torture and ill-treatment violated under this law.

  • Calling on the President to ensure access to abortion both in law and in practice, at a minimum, in cases where pregnancy poses a risk to the life or to the physical or mental health of a pregnant woman or girl, in cases where the foetus will be unable to survive outside the womb, and in cases where the pregnancy is the result of rape or incest.

Sachlage

Am 14. Dezember verabschiedete der dominikanische Senat (das Oberhaus des dominikanischen Kongresses) eine Reform des Strafgesetzbuchs, die einen Rückschritt für die Rechte von Frauen und Mädchen bedeuten würde. Die Abgeordnetenkammer (das Unterhaus des Kongresses) hatte den Gesetzestext bereits im Juli 2016 gebilligt. Diese Reform stellt im Vergleich zu der 2014 angenommenen Version des Strafgesetzbuchs einen Rückschritt dar. Schwangerschaftsabbrüche sollen in Zukunft nur dann erlaubt sein, wenn das Leben der schwangeren Frau in Gefahr ist, und nur nachdem "alles getan wurde, um das Leben der Frau und des Fötus zu retten". Ein 2014 verabschiedeter Änderungsvorschlag hatte dagegen eine Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Fällen vorgesehen, in denen die Schwangerschaft eine Gefahr für das Leben der Schwangeren darstellt, der Fötus außerhalb des Mutterleibes nicht überlebensfähig ist, und in denen die Schwangerschaft eine Folge von Vergewaltigung oder Inzest ist. Konservative Gruppen waren daraufhin gerichtlich gegen diese Reformen vorgegangen.

Frauenrechtsgruppen in der Dominikanischen Republik befürchten, dass diese Ausnahmeregelung zu eng gefasst ist und dass es für Frauen und Mädchen praktisch unmöglich sein wird, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen, selbst wenn ihr Leben in Gefahr ist. Die gegenwärtige Reform sieht strafrechtliche Sanktionen von zwei bis drei Jahren Haft für Frauen vor, die ihre Schwangerschaft abbrechen. Personen, die im medizinischen Bereich arbeiten und Schwangerschaftsabbrüche ermöglichen oder bei einem Schwangerschaftsabbruch assistieren, drohen Haftstrafen von vier bis zehn Jahren. Der Gesetzestext wird nun dem Präsidenten zur Unterschrift vorgelegt.

Im Jahr 2014 lehnte Präsident Medina mit einem Veto die Beibehaltung des absoluten Abtreibungsverbots ab und führte an, dass es dringend nötig sei, Schwangerschaftsabbrüche in den oben angeführten drei Fällen zu entkriminalisieren, um die Rechte von Frauen und Mädchen auf Leben, Gesundheit, Würde sowie körperliche und geistige Unversehrtheit zu schützen. Diese Rechte sind in der dominikanischen Verfassung und in internationalen Menschenrechtsverträgen verankert, die von der Dominikanischen Republik ratifiziert wurden. Nun ist es wieder am Präsidenten, die neuen Reformen abzulehnen und darauf zu bestehen, dass alle drei Entkriminalisierungsgründe beibehalten werden, wie er es auch 2014 gefordert hat. Alles andere würde einen Rückschritt für die Rechte von Frauen und Mädchen bedeuten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Der Reformierungsprozess des Strafgesetzbuchs dauert bereits mehrere Jahre an. Unter der aktuellen Fassung des Strafgesetzbuchs drohen Frauen, die sich einem Schwangerschaftsabbruch unterziehen oder Personen, die an einem Schwangerschaftsabbruch beteiligt sind, strafrechtliche Sanktionen, ungeachtet der Umstände, unter denen der Schwangerschaftsabbruch angestrebt oder durchgeführt wurde. 2010 trat eine neue Verfassung in Kraft. Gemäß Artikel 37 dieser Verfassung gilt die Unantastbarkeit des Rechts auf Leben "von der Empfängnis bis zum Tod".

Im Dezember 2014 billigte Präsident Danilo Medina Änderungen des Strafgesetzbuchs, mit denen das absolute Abtreibungsverbot aufgehoben und die Entkriminalisierung in drei Ausnahmefällen ermöglicht wurde: wenn die Schwangerschaft eine Gefahr für das Leben der Frau oder des Mädchens darstellt, wenn der Fötus außerhalb des Mutterleibes nicht überlebensfähig ist und in Fällen, in denen die Schwangerschaft eine Folge von Vergewaltigung oder Inzest ist. Menschenrechtsorganisationen und lokale Frauenrechtsorganisationen feierten diese Änderungen als Erfolg. Sie wurden von der Abgeordnetenkammer verabschiedet und sollten im Dezember 2015 in Kraft treten und durch separate Gesetze geregelt werden.

Die öffentliche Positionierung gegen ein absolutes Abtreibungsverbot seitens Präsident Medina und des Kongresses im Jahr 2014 war ein wichtiger Schritt für die Rechte von Frauen und Mädchen in der Dominikanischen Republik. Nachdem drei religiöse und konservative Gruppen gegen die Entscheidung vorgegangen waren, erklärte das Verfassungsgericht die vorgeschlagenen Änderungen ein Jahr später jedoch für verfassungswidrig und führte als Begründung Verfahrensfehler bei der Verabschiedung der Änderungen an. Durch die Entscheidung des Verfassungsgerichts wurden die Änderungen rückgängig gemacht und das alte Strafgesetzbuch aus dem Jahr 1884 trat wieder in Kraft.

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wird die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche durch ein absolutes Abtreibungsverbot nicht reduziert. Stattdessen steigt die Gefahr für Frauen, durch illegale, unsichere Schwangerschaftsabbrüche zu sterben. Die Weltgesundheitsorganisation warnte, dass restriktive Abtreibungsgesetze insbesondere Frauen und Mädchen, die in Armut, auf dem Land oder in entlegenen Gebieten leben, der Gefahr von unsicheren Schwangerschaftsabbrüchen aussetzen. Die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen unter allen Umständen hält Frauen davon ab, sich in medizinische Behandlung zu begeben. Des Weiteren schreckt die Kriminalisierung Ärzte davon ab, lebensrettende Behandlungen an Frauen durchzuführen, deren Leben oder Gesundheit durch eine Schwangerschaft bedroht ist oder bei denen während eines unsicheren Schwangerschaftsabbruchs Komplikationen aufgetreten sind.

In der Dominikanischen Republik kommt es aufgrund des bestehenden absoluten Abtreibungsverbots weiterhin zu vermeidbaren Todesfällen von Frauen und Mädchen. Ein Beispiel dafür ist der Fall von Rosaura Almonte (in der Presse als "Esperancita" bekannt), die 2012 starb. Sie war in der siebten Woche schwanger und man verweigerte ihr eine lebensnotwendige Chemotherapie, die sie aufgrund ihrer Leukämie-Erkrankung benötigte, weil diese sich auf den Fötus ausgewirkt hätte. Ärzt_innen behandelten sie zunächst nicht, da Schwangerschaftsabbrüche strafbar sind und diejenigen, die einen Schwangerschaftsabbruch herbeiführen, strafrechtlich verfolgt werden können.