Sorge um Hungerstreikende

Die Verwaltungshäftlinge Samer al-Barq und Hassan Safadi befinden sich in großer Gefahr, da ihr Gesundheitszu-stand durch den Hungerstreik inzwischen sehr schlecht ist. Sie protestieren damit gegen ihre fortgesetzte Inhaftie-rung ohne Anklageerhebung oder Gerichtsverfahren und mehrmalige mutmaßliche Misshandlungen durch den isra-elischen Gefängnisdie

Appell an

LEITER DER GEFÄNGNISVERWALTUNG
Lieutenant-General Aharon Franco
Israel Prison Service
P.O. Box 81
Ramleh 72100
ISRAEL
(korrekte Anrede: Dear Lieutenant-General / Sehr geehrter Herr Generalleutnant)
Fax: (00 972) 8 919 3800

MINISTER FÜR ÖFFENTLICHE SICHERHEIT
Yitzhak Aharonovitch
Ministry of Public Security
Kiryat Hamemshala
Jerusalem 91181
ISRAEL
(korrekte Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 972) 2 584 7872
E-Mail: sar@mops.gov.il

Sende eine Kopie an

GENERALANWALT
Brigadier General Danny Efroni
6 David Elazar Street
Hakirya, Tel Aviv, ISRAEL
(korrekte Anrede: Dear Brigadier General / Sehr geehrter Herr Generalanwalt)
Fax: (00 972) 3 569 4526
E-Mail: avimn@idf.gov.il

BOTSCHAFT DES STAATES ISRAEL
S.E. Herrn Jaakov Hadas-Handelsman
Auguste-Viktoria-Straße 74–76
14193 Berlin
Fax: 030 8904-5555 oder -5309
E-Mail: botschaft@israel.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Hebräisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 12. Oktober 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich möchte Sie höflich bitten, Hassan Safadi und Samer al-Barq weiter in einem zivilen Krankenhaus behandeln zu lassen, in dem sie angemessen medizinisch versorgt werden und von unabhängigen ÄrztInnen ihres Vertrauens behandelt werden können, in dem sie Besuche ihrer Familienangehörigen erhalten können und jederzeit menschlich und würdevoll behandelt werden.

  • Bitte sorgen Sie auch dafür, dass die Männer weder misshandelt noch in anderer Weise für ihren Hungerstreik bestraft werden, und umgehend eine unparteiliche und umfassende Untersuchung ihrer Misshandlungsvorwürfe durchgeführt wird.

  • Darüber hinaus fordere ich nachdrücklich die unverzügliche Freilassung von Samer al-Barq, Hassan Safadi und aller übrigen Verwaltungshäft¬linge, sofern sie nicht umgehend einer international als Straftat anerkannten Hand¬lung angeklagt und in Über¬einstimmung mit internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren vor Gericht ge¬stellt werden.

Sachlage

Die Verwaltungshäftlinge Hassan Safadi und Samer al-Barq wurden am 27. August von der IPS-Krankenstation im Gefängnis von Ramleh in das Assaf-Harofeh-Krankenhaus verlegt. Sie befinden sich seit dem 22. Mai bzw. 21. Juni im Hungerstreik. Nach Auskunft des Rechtsbeistands von Samer al-Barq erhält er zwar eine Transfusion, nicht aber die besondere medizinische Behandlung, die er benötigt. Vor der Verlegung litt er an Leberbeschwerden und sowohl sein Puls als auch sein Blutdruck waren zu niedrig. Auch Hassan Safadi hatte Leberbeschwerden und konnte sei¬nen Rücken nicht aufrichten.

Die beiden Gefangenen berichteten AnwältInnen der lokalen NGO Addameer, dass sie am 13. August im Gefäng-niskrankenhaus von Ramleh von IPS-Wachen tätlich angegriffen wurden, weil sie sich weigerten, in eine Zelle mit Gefangenen umzuziehen, die sich nicht im Hungerstreik befanden. Die IPS-Wachen sollen Hassan Safadi mit dem Kopf zwei Mal so heftig gegen die Zellentür geschlagen haben, dass er das Bewusstsein verlor. Schließlich brachte man die beiden Männer in eine Isolationszelle ohne Matratzen.

Die Verwaltungshaftanordnung von Samer al-Barq wurde am 22. August für drei Monate verlängert. Eine Entschei¬dung über die richterliche Prüfung der Haftanordnung wurde wegen seiner Einweisung ins Krankenhaus auf den 4. September verschoben. Überprüfungen dieser Art anhand von Beweismitteln, die dem Gefangenen nicht vorgelegt werden, enden meist mit der Bestätigung der Haftanordnung. Eine erste Anhörung fand am 28. August im Assaf Harofeh-Krankenhaus statt. Samer al-Barq war während der Anhörung an das Krankenhausbett gefesselt. Sein Rechtsbeistand gab an, dass ihm das Sprechen große Schwierigkeiten bereitete und er während der Anhörung wahrscheinlich nicht bei vollem Bewusstsein war.

[EMPFOHLENE AKTIONEN]

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich möchte Sie höflich bitten, Hassan Safadi und Samer al-Barq weiter in einem zivilen Krankenhaus behandeln zu lassen, in dem sie angemessen medizinisch versorgt werden und von unabhängigen ÄrztInnen ihres Vertrauens behandelt werden können, in dem sie Besuche ihrer Familienangehörigen erhalten können und jederzeit menschlich und würdevoll behandelt werden.

  • Bitte sorgen Sie auch dafür, dass die Männer weder misshandelt noch in anderer Weise für ihren Hungerstreik bestraft werden, und umgehend eine unparteiliche und umfassende Untersuchung ihrer Misshandlungsvorwürfe durchgeführt wird.

  • Darüber hinaus fordere ich nachdrücklich die unverzügliche Freilassung von Samer al-Barq, Hassan Safadi und aller übrigen Verwaltungshäft¬linge, sofern sie nicht umgehend einer international als Straftat anerkannten Hand¬lung angeklagt und in Über¬einstimmung mit internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren vor Gericht ge¬stellt werden.

[APPELLE AN]

LEITER DER GEFÄNGNISVERWALTUNG
Lieutenant-General Aharon Franco
Israel Prison Service
P.O. Box 81
Ramleh 72100
ISRAEL
(korrekte Anrede: Dear Lieutenant-General / Sehr geehrter Herr Generalleutnant)
Fax: (00 972) 8 919 3800

MINISTER FÜR ÖFFENTLICHE SICHERHEIT
Yitzhak Aharonovitch
Ministry of Public Security
Kiryat Hamemshala
Jerusalem 91181
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Fax: (00 972) 2 584 7872
E-Mail: sar@mops.gov.il

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Brigadier General Danny Efroni
6 David Elazar Street
Hakirya, Tel Aviv, ISRAEL
(korrekte Anrede: Dear Brigadier General / Sehr geehrter Herr Generalanwalt)
Fax: (00 972) 3 569 4526
E-Mail: avimn@idf.gov.il

BOTSCHAFT DES STAATES ISRAEL
S.E. Herrn Jaakov Hadas-Handelsman
Auguste-Viktoria-Straße 74–76
14193 Berlin
Fax: 030 8904-5555 oder -5309
E-Mail: botschaft@israel.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Hebräisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 12. Oktober 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Aus Protest gegen schlechte Haftbedingungen, wie z. B. Einzelhaft, die Verweigerung von Familienbe¬suchen und Inhaftierung ohne Anklage traten am 17. April Schätzungen zufolge rund 2.000 palästinensische Gefangene in den Hungerstreik. Am 14. Mai kam es unter ägyptischer Vermittlung zu einer Vereinbarung, die den Hungerstreik been-dete. Israel sicherte unter anderem zu, die Isolationshaft von 19 Gefangenen zu beenden und das gegen Gefangene aus dem Gazastreifen verhängte Verbot von Familienbesuchen aufzuheben. Bislang scheinen jedoch noch keine Familienbesuche stattgefunden zu haben. Zudem sollen sich Gefangene auch weiterhin in Einzelhaft befinden. Trotz Medienberichten, laut denen die israelischen Behörden derzeit anhängige Verwaltungshaftord¬nungen nicht erneuern wollen, sofern die Nachrichtendienste keine neuen belastenden Erkenntnisse zutage för¬dern, scheinen auch weiterhin Verwaltungshaftanordnungen ausgestellt worden zu sein.

Der 33-jährige Hassan Safadi wird seit dem 29. Juni 2011 ohne Anklage oder Gerichtsverfahren festgehalten. Im Mai beendete er nach 70 Tagen sei¬nen ersten Hungerstreik. Seine Haftanordnung wäre regulär im Juni ausge¬lau¬fen, doch sie wurde um sechs Monate verlängert. Hassan Safadi nahm daraufhin am 21. Juni seinen Hungerstreik wieder auf. Die richterliche Prüfung seiner Haftanordnung wurde wegen Nichterscheinens von ZeugInnen am 25. Juli erstmalig verschoben und das Gericht hat bis heute keine Entscheidung veröffentlicht. Sein Rechtsbeistand hatte die Berufung israelischer BehördenvertreterInnen, die sich im Mai an den Verhandlungen über die Vereinba¬rung zur Beendigung der Massenstreiks beteiligt hatten, in den Zeugenstand beantragt. Im Zuge dessen sollten sie Einzelheiten der Vereinbarung bezüglich des Anwendungsbereichs der Verwaltungshaft darlegen. Seither wurde die richterliche Prüfung mehrmals verschoben. Nach jüngsten Untersuchungen haben sich durch seinen Hungerstreik offenbar Nierensteine gebildet. Zudem ist seine Sicht eingeschränkt, er leidet an Kopfschmerzen und Schwindel.

Der 37-jährige Samer al-Barq wird seit Juli 2010 ohne Anklage oder Gerichtsverfahren in Verwaltungshaft gehalten. Nach 30 Tagen beendete er Mitte Mai seinen vorherigen Hungerstreik. Ab dem 22. Mai verweigerte er erneut die Nahrungsaufnahme, nachdem seine Haftanordnung um weitere drei Monate verlängert wurde.

Sowohl Hassan Safadi als auch Samer al-Barq berichteten ihren Rechtsbeiständen und einem Arzt, der sie unter-suchte, dass sie während der Durchsuchung ihres Zimmers auf der Krankenstation der IPS-Haftein¬richtung in Ramleh wiederholt geschlagen und beschimpft wurden. Samer al-Barq sagte, man habe ihn außerdem während seiner Überführung ins Ofer-Gefängnis und auf dem Rückweg nach Ramleh am 31. Juli tätlich angegrif¬fen. Die beiden Männer wurden gemeinsam in einem dürftig belüfteten kleinen Raum festgehalten, wo sich für ihre Roll¬stühle, auf die sie für den Gang zur Toilette oder ähnliches angewiesen sind, kein Platz befand.

Der israelische Gefängnisdienst lässt regelmäßige Besuche unabhängiger ÄrztInnen nur dann zu, wenn sie durch eine gerichtliche Anordnung vorgeschrieben werden. Der IPS gestattete den beiden Männern einen einzigen Arztbe¬such, der schließlich am 2. August stattfand. Der Arzt berichtete, dass die Männer schwach seien und in Lebensge¬fahr schwebten, falls sie den Hunger¬streik weiterführten oder ohne ordentliche ärztliche Aufsicht wieder mit der Nahrungsaufnahme begännen. Inzwischen ist ein Muster erkennbar: Wenn sich der Gesundheitszustand der Hun-gerstreikenden sehr verschlechtert hat, werden sie für einen oder mehrere Tage in ein ziviles Krankenhaus verlegt, um dann wieder auf die Krankenstation der IPS-Hafteinrichtung in Ramleh zurückgebracht zu werden. Dort steht ihnen aber nicht die notwendige medizinische Versorgung zur Verfügung. Im Assaf-Harofeh-Krankenhaus werden sie für gewöhnlich an das Bett gefesselt. Dieses Vorgehen stellt angesichts des langandauernden Hungerstreiks eine grausame und erniedrigende Behandlung dar.

Nach Angaben von Addameer befinden sich zwei weitere Palästinenser in israelischen Gefängnissen seit dem 1. Juli und 1. August im Hungerstreik. Es handelt sich bei ihnen um Ayman Sharawna und Samer al-Issawi. Ayman Sharawna wurde am 31. Januar 2012 festgenommen, nur drei Monate nach seiner Freilassung im Zusammenhang mit einem Gefangenenaustausch im Oktober 2011. Addameer berichtete, dass die israelischen Behörden behauptet haben, Ayman Sharawna habe die Freilassungsauflagen verletzt und müsse daher nun seine restliche Strafe verbü¬ßen.

Weitere Informationen finden sich in dem im Juni 2012 veröffentlichten Bericht Starved of justice: Palestinians detained without trial by Israel, unter: http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE15/026/2012/en.