Haftstrafe bestätigt

In einem Rechtsmittelverfahren wurde das Urteil gegen den marokkanischen Journalist Hicham Mansouri wegen "Beteiligung am Ehebruch" bestätigt. Er ist ein gewaltloser politischer Gefangener.

Appell an

JUSTIZMINISTER
El Mustapha Ramid
Ministry of Justice and Liberties
Place El Mamounia
Rabat
MAROKKO
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 212) 537 26 31 03

MINISTER FÜR KOMMUNIKATION
M. Mustapha Khalfi
Ministry of Communication
Avenue Allal Al Fassi
Cité El Irfane
Rabat
MAROKKO
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 212) 537 68 01 81

PRÄSIDENT DES STAATLICHEN MENSCHENRECHTSRATS
Driss El Yazami
CNDH, Place Achouhada
Rabat
MAROKKO
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 212) 537 54 00 01
E-Mail: elyazami@cndh.org.ma

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DES KÖNIGREICHS MAROKKO
S.E. Herrn Omar Zniber
Niederwallstraße 39
10117 Berlin
Fax: 030-2061 2420
E-Mail: kontakt@botschaft-marokko.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Französisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 9. Juli 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

Sachlage

Am 27. Mai erhielt das Berufungsgericht des Gerichts erster Instanz in Rabat das Urteil gegen Hicham Mansouri aufrecht. Er war wegen "Beteiligung am Ehebruch" zu einer 10-monatigen Haftstrafe verurteilt worden. Zudem bestätigte das Berufungsgericht das gleiche Urteil gegen eine verheiratete Bekannte von Hicham Mansouri, die man zusammen mit ihm festgenommen hatte. Das Gericht bestätigte außerdem die Geldstrafe von jeweils 20.000 Marokkanischen Dirham (knapp 2.000 Euro), die beide an den Ehemann der Frau als Entschädigungsleistung zahlen sollen.

Hicham Mansouri und seine Mitangeklagte befinden sich seit mehr als zwei Monaten in Haft. Sie wurden festgenommen, nachdem sich Polizeikräfte in Zivil am 17. März Zutritt zu der Wohnung von Hicham Mansouri verschafft hatten. Am 30. März wurden sie erstmals von einem Gericht erster Instanz in Rabat verurteilt. Das Gerichtsverfahren entsprach jedoch nicht den internationalen Standards. Der Rechtsbeistand von Hicham Mansouri sagte Amnesty International, das Gericht habe die Argumente der Verteidigung ohne Erklärung zurückgewiesen und keine Zeug_innen der Verteidigung zugelassen.

Amnesty International befürchtet, dass die Vorwürfe nur deshalb gegen Hicham Mansouri erhoben wurden, um ihn für seine Unterstützung des investigativen Journalismus und seine Zusammenarbeit mit kritischen Journalist_innen und Intellektuellen des marokkanischen Verbands für investigativen Journalismus zu bestrafen. Der marokkanische Verband für investigativen Journalismus ist eine Nichtregierungsorganisation, die Journalist_innen bei der Untersuchung und Aufdeckung korrupter Praktiken und anderer Verbrechen in Politik und Industrie unterstützt. Amnesty International wendet sich ohne Vorbehalte gegen alle Gesetze gegen "Ehebruch" bzw. "außerehelichem Geschlechtsverkehr", die einvernehmliche sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen unter Strafe stellen, da solche Gesetze das Recht auf Privatsphäre sowie weitere Menschenrechte verletzen.

[SCHREIBEN SIE BITTE ]

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Hicham Mansouri und seine Mitangeklagte umgehend und bedingungslos frei.

  • Bitte stellen Sie unbedingt sicher, dass Personen, die sich für Meinungsfreiheit einsetzen, vor Schikane, Drangsalierung und sonstigen Vergeltungsmaßnahmen aufgrund ihres friedlichen Engagements geschützt sind.

  • Bitte respektieren Sie das Recht auf Privatsphäre, wie es in Artikel 17 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte garantiert wird, dessen Vertragsstaat Marokko ist.

[APPELLE AN]

JUSTIZMINISTER
El Mustapha Ramid
Ministry of Justice and Liberties
Place El Mamounia
Rabat
MAROKKO
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
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MINISTER FÜR KOMMUNIKATION
M. Mustapha Khalfi
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PRÄSIDENT DES STAATLICHEN MENSCHENRECHTSRATS
Driss El Yazami
CNDH, Place Achouhada
Rabat
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(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 212) 537 54 00 01
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KOPIEN AN
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Hintergrundinformation

Hintergrund

Hicham Mansouri arbeitet als Programmdirektor im marokkanischen Verband für investigativen Journalismus (Association Marocaine du Journalisme d’Investigation – AMJI). Es handelt sich hierbei um eine NGO, die marokkanischen Investigativjournalist_innen Unterstützungs-, Aus- und Weiterbildungs- sowie Finanzierungsmöglichkeiten anbietet. AMJI hat 2008 die Eintragung als Verband beantragt und im selben Jahr seine Tätigkeit aufgenommen. Die Behörden haben die Eintragung allerdings erst 2011 offiziell bestätigt.

Hicham Mansouri hat bereits vor seiner Festnahme berichtet, am Abend des 24. September 2014 in Rabat angegriffen und verletzt worden zu sein. Er hat den Vorfall bei der Polizei angezeigt, es sind jedoch keine Untersuchungsfortschritte bekannt. Ein AMJI-Kollege von Hicham Mansouri sagte Amnesty International, dass Hicham Mansouri ihm gegenüber berichtet hat, in Verbindung mit seiner Arbeit und seinem Einsatz für investigativen Journalismus schikaniert und bedroht worden zu sein, unter anderem auch per Telefon.

Am 17. März verschafften sich zehn Polizeikräfte in Zivil Zutritt zu der Wohnung von Hicham Mansouri. Sie nahmen ihn sowie seine Mitangeklagte fest. Der Rechtsbeistand von Hicham Mansouri gab damals gegenüber Amnesty International an, dass die Polizist_innen Hicham Mansouri und seine Bekannte dazu zwangen, sich nackt auszuziehen und für kompromittierende Fotos zu posieren. Danach wurden beide auf eine Polizeiwache gebracht. Die Verhörbeamt_innen erlaubten Hicham Mansouri nicht, mit seinem Rechtsbeistand zu sprechen, was einen Verstoß gegen Paragraf 66 der marokkanischen Strafprozessordnung darstellt. Zudem befragte man Hicham Mansouri über seine Beziehung zu einigen unabhängigen Journalist_innen und zu den Aktivitäten des Verbands für investigativen Journalismus.

Der Rechtsbeistand von Hicham Mansouri umriss die Argumente der Verteidigung, die vor Gericht zurückgewiesen wurden, wie folgt: Unter dem marokkanischen Strafgesetzbuch hat die Staatsanwaltschaft nicht das Recht, die Festnahme von Personen wegen "Ehebruchs" anzuordnen, ohne dass zuvor der mutmaßlich betrogene Ehepartner Beschwerde eingelegt hat. Darüber hinaus entsprachen die Beweise gegen Hicham Mansouri und seine Bekannte nicht den Beweisanforderungen für "Ehebruch", da sie nicht auf frischer Tat ertappt worden waren und keine medizinische Untersuchung angeordnet wurde, um festzustellen, dass tatsächlich sexuelle Handlungen stattgefunden hatten.