Gewerkschafter gefoltert

Stop Folter

Am 4. März 2009 wurde Marcelino Coache, Gewerkschaftsaktivist und führendes Mitglied der lokalen Oppositionsbewegung "Asamblea Popular del Pueblo de Oaxaca" (APPO), in Oaxaca, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats, entführt, mehrere Stunden lang gefoltert und am nächsten Morgen wieder freigelassen. Amnesty International ist um seine Sicherheit besorgt.

Appell an

GENERALSTAATSANWALT Lic. Eduardo Medina-Mora Icaza Procuraduría General de la República, Av. Paseo de la Reforma Nº 211-213, Piso 16 Col. Cuauhtémoc, Del. Cuauhtémoc, México D.F., C.P. 06500, MEXIKO (korrekte Anrede: Señor Procurador) Fax: (00 52) 55 5346 0908

INNENMINISTER Lic. Fernando Francisco Gómez-Mont Urueta Secretaría de Gobernación Bucareli 99, 1er. piso, Col. Juárez, Del. Cuauhtémoc, México D.F., C.P.06600, MEXIKO (korrekte Anrede: Señor Secretario) Fax: (00 52) 55 5093 3414 E-Mail: secretario@segob.gob.mx

GOUVERNEUR VON OAXACA Lic. Ulises Ruiz Ortíz

Gobernador del Estado de Oaxaca Carretera Oaxaca-Puerto Ángel, Km. 9.5, Santa María Coyotepec, Oaxaca C.P. 71254, Oaxaca, MEXIKO Fax: (0052) 951 517 5890 E-Mail: gobernador@oaxaca.gob.mx

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSORGANISATION Centro de Derechos Humanos "Bartolomé Carrasco Briseño", Mariano Azuela 203, Col. José Vasconcelos Oaxaca, MEXIKO E-Mail: barcadh@prodigy.net.mx

 

MENSCHENRECHTSKOMMISSION VON OAXACA Comisión de Derechos Humanos de Oaxaca, Calle de los Derechos Humanos no. 210, C.P. 68050, Oaxaca, MEXIKO Fax: (0052) 951 503 0220 (wenn jemand abhebt, sagen Sie bitte "me da tono de fax, por favor") E-Mail: correo@cedhoax.org

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN S. E. Herrn Jorge Castro-Valle Kuehne Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin Fax: 030-26 93 23-700 E-Mail: mail@embamexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 21. April 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN SPANISH OR YOUR OWN LANGUAGE:

  • urging the authorities to ensure that Marcelino Coache and his family are given appropriate protection in accordance with their wishes, following his abduction and torture on 04 March;

  • calling on the authorities to conduct a prompt and impartial investigation into the abduction and torture of Marcelino Coache Verano and to establish whether security officials were involved and to bring those responsible to account.

Sachlage

Marcelino Coache wurde im Stadtzentrum von Oaxaca von drei Männern angehalten, als er gerade eine Gewerkschaftsveranstaltung verließ. Einer der Männer trug eine blaue Uniform. Sie sagten ihm, dass er verhaftet sei und zeigten ihm kurz eine Dienstmarke. Dann zwangen sie ihn in einen Lieferwagen, fesselten ihn und stülpten ihm einen Sack über den Kopf, so dass er nicht sehen konnte, wo man ihn hinbrachte. Nach zwei Stunden Fahrt stoppte der Wagen. Marcelino Coache hörte, wie ein Tor geöffnet wurde. Nachdem man ihn in ein Gebäude gebracht hatte, zwang man ihn, seine Kleider auszuziehen. Die Entführer fragten ihn über seine Einkünfte und seine Familie aus. Lösegeldforderungen für seine Freilassung wurden jedoch keine erwähnt.

Die Männer schlugen ihn mehrmals mit einem Gewehrkolben und fügten ihm mit Zigaretten Verbrennungen an Brustwarzen und Genitalien zu. Nach einigen Stunden hörte er, wie ein Mann den Raum betrat und sagte "Es ist einer der Aufständigen", worauf ein anderer antwortete "Dann töten wir ihn" und ein Gewehr lud. Sie zwangen Marcelino Coache wieder in einen Wagen und fuhren mit ihm davon. Am 5. März gegen 3:30 Uhr ließ man ihn in Zaachila, etwa 30 Kilometer von Oaxaca-Stadt entfernt, frei. Ein Taxi brachte ihn direkt ins Krankenhaus.

Zwei Tage später berief Marcelino Coache eine Pressekonferenz ein, um über seine Entführung zu berichten. Dabei erklärte er, dass er keine Anzeige beim Generalstaatsanwalt erstatten werde, weil er vermute, dass die staatlichen Behörden in den Vorfall verwickelt seien. Marcelino Coache fürchtet um seine und die Sicherheit seiner Familie. Eine örtliche Menschenrechtsorganisation hat die Einzelheiten seines Falls an die Interamerikanische Menschenrechtskommission geschickt, damit Schutzmaßnahmen ergriffen werden können.

Marcelino Coache ist schon zuvor Opfer von mehreren ernsten Übergriffen geworden, darunter Drohungen und tätliche Angriffe. Im August 2008 meldete sich am Telefon seines Sohnes ein Anrufer und sagte "Wir werden deinem Vater den Schädel einschlagen". Im Januar 2008 versuchte ein Mann, ihn beim Aussteigen aus dem Auto mit einem Messer in den Unterleib zu stechen, ließ jedoch nur eine oberflächliche Wunde zurück. Im August 2007 sagte ein Polizist zu ihm, er solle aufhören, aufsässig zu sein, schlug ihn dabei mit einem Gewehr und drückte sein Gesicht auf den Boden.

Im Dezember 2006 wurde Marcelino Coache gemeinsam mit anderen leitenden APPO-Mitgliedern festgenommen und der Brandstiftung, Aufwiegelung und des Widerstands gegen die Staatsgewalt beschuldigt. Nach mehr als einem halben Jahr in Gewahrsam wurde er freigelassen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Im Juni 2006 brachen in weiten Teilen des Bundesstaats Oaxaca Proteste aus, die von der APPO angeführt wurden. Mit einer letztlich erfolglosen Kampagne versuchte man, den Gouverneur des Bundesstaats zum Rücktritt zu bewegen. Politische Gewalt und Demonstrationen rissen das ganze Jahr über nicht ab. Berichten zufolge wurden mindestens 18 Zivilisten während des Konfliktes getötet, wenigstens 370 verletzt und 349 festgenommen. Es wurde über exzessive Gewaltanwendung, willkürliche Inhaftierungen, Folterungen und Fälschungen von Strafanzeigen gegen Demonstranten berichtet. Am 16. Juli 2007 kam es zu weiteren gewaltsamen Zusammenstößen von Polizei und Demonstranten, die über 40 Festnahmen und viele Verletzte zur Folge hatten. Behörden auf Bundes-, Bundesstaaten- und Kommunalebene, die für die Vorfälle verantwortlich zeichneten, wurden nicht zur Rechenschaft gezogen. Auch wenn die politische Gewalt abgeebbt ist, ist die Lage immer noch äußerst angespannt. Nichtregierungsorganisationen setzen sich weiterhin dafür ein, dass Menschenrechtsverletzungen geahndet werden.