Krebskranke Aktivistin in Haft

Am 29. Januar 2016 wurde Kim Hye-young wegen der Teilnahme an einer friedlichen Demonstration zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Sie leidet an Schilddrüsenkrebs und hat in Haft psychische Probleme entwickelt. Die Behörden weigern sich weiterhin, ihr eine Behandlung außerhalb der Hafteinrichtung zu gewähren. Kim Hye-young hat Rechtsmittel eingelegt. Die Entscheidung wird für den 10. Mai erwartet.

Appell an

JUSTIZMINISTER
Kim Hyun-woong
Gwanmun_ro 47, Gwacheon-si
Kyunggi-do, REPUBLIK KOREA
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Justizminister)
Fax: (00 82) 2 2110 0350
Twitter: @happymoj
Facebook: https://www.facebook.com/mojkorea/

MINISTERPRÄSIDENT
Hwang Kyo-ahn
Government Complex Sejong
261 Dasom-ro
Sejong-si
REPUBLIK KOREA
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Twitter: @PrimeMinisterKR

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOREA
S.E. Herr Kyung Soo Lee
Stülerstraße 8
10787 Berlin
Fax: 030-2 60 65 51
E-Mail: koremb-ge@mofa.go.kr

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Koreanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 9. Mai 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE, LUFTPOSTBRIEFE, TWITTER- ODER FACEBOOK-NACHRICHTEN MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Kim Hye-young und die weiteren Mitglieder der CAIRD, die lediglich rechtmäßig Gebrauch von ihren Rechten auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit gemacht haben, sofort und bedingungslos frei.

  • Stellen Sie bitte sicher, dass Kim Hye-young sofort und bis zu ihrer Freilassung Zugang zu angemessener medizinischer Betreuung und Behandlung außerhalb der Hafteinrichtung und ohne unnötige Interventionen erhält.

  • Stoppen Sie bitte die willkürliche Anwendung des Gesetzes über die Nationale Sicherheit und stellen Sie sicher, dass die Rechte auf Meinungs- und Vereinigungsfreiheit umfassend respektiert, geschützt und gewahrt werden.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the authorities to immediately and unconditionally release Kim Hye-young and other members of CAIRD, who were only legitimately expressing their rights to the freedom of expression and peaceful assembly.

  • Pending her release, urging them to immediately allow Kim Hye-young access to adequate care and treatment outside the detention facility, without unnecessary interference.

  • Calling on them to stop the arbitrary use of the National Security Law and ensure that freedom of expression, opinion and association are fully respected, protected and fulfilled.

Sachlage

Kim Hye-young wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe und einer dreijährigen Aufhebung ihrer beruflichen Qualifikation verurteilt, weil sie gegen das Gesetz über die Nationale Sicherheit verstoßen haben soll. Sie war am 26. Juli 2015 in Seoul festgenommen worden, nachdem sie an einem Sitzstreik teilgenommen hatte. Obwohl sich der gesundheitliche Zustand von Kim Hye-young in den letzten Wochen verbessert hat, könnten Symptome wie Herzklopfen, Erstickungsanfälle, Übelkeit und Kribbeln in den Gliedmaßen erneut auftreten. Dies sind typische Anzeichen für eine Panikstörung und bekannte Nebenwirkungen einer hohen Dosierung von Hormonpräparaten.

Kim Hye-young war bereits vor ihrer Inhaftierung an Schilddrüsenkrebs erkrankt. Da man ihr die Schilddrüse operativ entfernt hat, ist sie auf die regelmäßige Einnahme von Hormonpräparaten angewiesen. Nachdem sie nach ihrer Inhaftierung wegen eines zehntägigen Hungerstreiks ihre Medikamente nicht eingenommen hatte, verabreichte das Gefängnispersonal ihr viel zu hohe Dosen, ohne dass sie unter regelmäßiger Beobachtung durch medizinisches Fachpersonal stand.

Trotz der Empfehlung eines Psychiaters verweigert das Justizministerium Kim Hye-young weiterhin den Zugang zu einer ambulanten Behandlung außerhalb des Gefängnisses, die auch eine psychologische Beratung umfasst, die nicht unter direkter Bewachung durch Angehörige des Gefängnispersonals stattfindet.

Nach ihrer Verurteilung am 29. Januar 2016 legte Kim Hye-young Rechtsmittel ein. Nach südkoreanischem Recht darf eine Person nicht länger als vier Monate inhaftiert werden, während sie auf die Entscheidung in einem Rechtsmittelverfahren wartet. Das Verfahren hat am 29. März 2016 begonnen und das Urteil wird für den 10. Mai 2016 erwartet.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Kim Hye-young und drei weitere Mitglieder der Koreanischen Vereinigung für eine unabhängige Wiedervereinigung und Demokratie (Corean Alliance for an Independent Reunification and Democracy – CAIRD) wurden unter Paragraf 7 des Gesetzes über die Nationale Sicherheit angeklagt. In diesem vage formulierten Paragrafen, der häufig von der südkoreanischen Regierung genutzt wird, um Personen zu inhaftieren, die keine Gefahr für die Sicherheit des Landes darstellen, heißt es, dass jede Person, "die die Aktivitäten einer regierungsfeindlichen Organisation gutheißt, antreibt oder propagiert", bestraft werden muss. Dabei macht es keinen Unterschied, ob die betreffende Person allein handelt oder Teil einer Organisation ist, welche diesen Tatbestand erfüllt. Für Begriffe wie "gutheißen" oder "antreiben" gibt es keine Legaldefinition. Dies vereinfacht die willkürliche Anwendung dieses Artikels gegen Mitglieder von Organisationen wie der CAIRD, die in Bezug auf Nordkorea möglicherweise andere Sichtweisen haben als die Regierung Südkoreas.

Die Regierung von Südkorea gibt an, dass die Aktivitäten der CAIRD und ihrer Mitglieder gegen das Gesetz über die Nationale Sicherheit verstoßen. Am 22. Dezember 2014 durchsuchte die Polizei die Büroräume der Organisation sowie die Wohnungen einiger Mitglieder der CAIRD. Daraufhin protestierten Kim Hye-young und einige andere Mitglieder zwischen dem 8. Januar und dem 15. Juli 2015 mit einem Sitzstreik an zwei Orten in Seoul. Die Demonstrierenden wurden vertrieben und hielten sich daraufhin versteckt. Nach einer umfassenden Suche, bei der auch Videoüberwachung zum Einsatz kam, nahm man Kim Hye-young und drei weitere CAIRD-Mitglieder fest und inhaftierte sie.

Wenn Kim Hye-young von externem medizinischem Personal behandelt wird, bleibt ein leitender Angestellter der Hafteinrichtung im Raum und bewacht den gesamten Vorgang. Darüber hinaus erlaubt man es ihr nicht, die Hafteinrichtung zu verlassen, um sich in einer psychiatrischen Klinik behandeln zu lassen. Laut dem südkoreanischen Gesetz über die Verwaltung und Behandlung von Inhaftierten in Justizvollzugsanstalten ist Gefangenen die medizinische Behandlung außerhalb von Hafteinrichtungen erlaubt, wenn nur so eine angemessene Behandlung gewährleistet werden kann. Zudem besagt das Gesetz, dass der Gefängnisleiter bei dem Verdacht auf eine psychische Erkrankung eines Gefangenen die medizinische Behandlung durch entsprechendes Fachpersonal sicherstellen muss.

Gemäß der 2015 überarbeiteten UN-Mindestgrundsätze für die Behandlung der Gefangenen (Nelson Mandela Rules) müssen Justizvollzugsanstalten eine angemessene medizinische Versorgung der Gefangenen frei von Diskriminierung sicherstellen. Dazu zählen auch psychiatrische Dienste zur Diagnose und, falls erforderlich, zur Behandlung von Gefangenen mit psychischen Erkrankungen. Gefangene, die fachärztlicher Behandlung bedürfen, müssen laut den Mindestgrundsätzen in entsprechend spezialisierte Vollzugsanstalten oder in öffentliche Krankenhäuser verlegt werden. Klinische Entscheidungen dürfen nur vom verantwortlichen medizinischen Fachpersonal getroffen werden und dürfen nicht von Mitarbeiter_innen des Gefängnisses ohne medizinischen Hintergrund verworfen oder ignoriert werden. Jegliche medizinischen Untersuchungen müssen absolut vertraulich sein.