Vier Jahre Haft auf Bewährung

Natalya Sharina

Natalya Sharina

Am 5. Juni wurde Natalya Sharina, die ehemalige Leiterin der ukrainischen Bibliothek in Moskau, zu vier Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Ihre strafrechtliche Verfolgung war politisch motiviert. Sie wird Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen.

Sachlage

Natalya Sharina, die ehemalige Leiterin der staatlichen Bibliothek für ukrainische Literatur in Moskau, ist am 5. Juni zu einer vierjährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, nachdem sie der "Anstiftung zu Hass und Feindseligkeit" und der "Veruntreuung" für schuldig befunden wurde. Die Vorwürfe gegen sie wegen des Besitzes von "extremistischen Büchern" waren unbegründet und politisch motiviert.

Der Prozess von Natalya Sharina vor dem Meschanskiy-Gericht in Moskau dauert seit dem 2. November 2016 an. Die Staatsanwaltschaft rief etwa 18 Zeug_innen auf, doch laut dem Rechtsbeistand von Natalya Sharina konnte niemand von ihnen Beweise für die Vorwürfe vorbringen. Trotzdem forderte die Staatsanwaltschaft fünf Jahre Haft auf Bewährung und drei Jahre Berufsverbot als Beamtin für Natalya Sharina.

Natalya Sharina war im Oktober 2015 festgenommen worden, nachdem Werke des ukrainischen Nationalisten Dmytro Korchynsky in einem Stapel Bücher in der von ihr geführten Bibliothek gefunden wurden, die noch nicht zur Ausleihe zur Verfügung standen. Die Arbeiten von Dmytro Korchynsky sind in Russland offiziell verboten und wurden von der Staatsanwaltschaft als "extremistisch" und "antirussische Propaganda" eingestuft. Natalya Sharina steht seit dem 30. Oktober 2015 unter Hausarrest; die bisherige Zeit wird auf ihre Strafe angerechnet. Der Hausarrest wurde nun aufgehoben und sie kann endlich wieder das Haus verlassen.

Natalya Sharina weist sämtliche Anklagepunkte zurück und beabsichtigt, das Urteil anzufechten. Ihr Rechtsbeistand erklärte, sie würden, wenn nötig, bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gehen.

Amnesty International wird die weiteren Entwicklungen beobachten und Natalya Sharina auch in Zukunft bei ihrem Kampf für Gerechtigkeit unterstützen.

Vielen Dank allen, die Appelle geschrieben haben. Weitere Aktionen des Eilaktionsnetzes sind zurzeit nicht erforderlich.