Aktuell 17. Juli 2014

Zentralafrikanische Republik: Zeit für Verantwortung

Anti-Balaka-Milizen in einem Wald nahe der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui, 15. Dezember 2013

Anti-Balaka-Milizen in einem Wald nahe der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui, 15. Dezember 2013

10. Juli 2014 - Die schweren Menschenrechtsverletzungen und Gräueltaten der Anti-Balaka- und Seleka-Milizen gegen die Zivilbevölkerung der Zentralafrikanischen Republik gehen unvermindert weiter. In einem neuen Bericht hat Amnesty International jetzt die Namen mutmaßlicher Verantwortlicher für die schweren Menschenrechtsverletzungen öffentlich gemacht und fordert die Aufklärung der Verbrechen.

Der Bericht "Central African Republic: Time for Accountability" dokumentiert Massaker die seit Dezember 2013 in der Zentralafrikanischen Republik an der Zivilbevölkerung begangen wurden, teilweise gefolgt von Verstümmelungen oder Verbrennungen der Körper. Sogar Vorfälle von Kannibalismus hat es gegeben. Zu den von Amnesty International dokumentierten Verbrechen gehören außerdem Folter, Verschwindenlassen, Vergewaltigungen, Rekrutierung von KindersoldatInnen und weitere schwere Menschenrechtsverletzungen. Der Konflikt hat bereits tausende Tote gefordert, fast eine Million Menschen gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und das Land an den Rand einer humanitären Katastrophe getrieben.

"Wenn sich die Zentralafrikanische Republik von den Gewaltexzessen der letzten Monate erholen soll, müssen Drahtzieher, Täter und Beteiligte der Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schweren Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung gezogen werden", so Franziska Ulm-Düsterhöft, Afrikareferentin von Amnesty International.

Erstmals nennt Amnesty in dem Bericht auch Namen von einigen Mitgliedern und Verbündeten der Anti-Balaka- und Seleka-Milizen, die verdächtigt werden, für die schweren Menschenrechtsverletzungen verantwortlich zu sein. Zu den Verdächtigen gehören unter anderem die ehemaligen Präsidenten François Bozizé und Michel Djotodia sowie Befehlshaber der Anti-Balaka- und Seleka-Milizen.

"Einige der Täter sind sich so sicher, dass sie nicht belangt werden können, dass mit ihren Verbrechen prahlen und öffentliche Stellungnahmen abgeben, in denen sie über Menschenrechtsverletzungen berichten, die sie begangen haben," so Ulm-Düsterhöft.
Auch Angehörige der Friedenstruppen haben in der Zentralafrikanischen Republik Menschenrechtsverletzungen begangen. So feuerten tschadische Soldaten am 29. März auf ZivilistInnen auf einem Markt in der Hauptstadt Bangui. Dabei wurden mindestens 29 Menschen getötet und über 300 verletzt.

Die Mehrzahl der von Amnesty benannten Verdächtigten lebt in der Zentralafrikanischen Republik. Es gibt jedoch einige, die sich im Ausland aufhalten, darunter Tschad und Frankreich. Diese Länder sind verpflichtet, den Anschuldigungen nachzugehen und sie ggfs. zur Rechenschaft zu ziehen. Sie dürfen nicht als sichere Häfen für mutmaßliche Täter von Menschenrechtsverletzungen fungieren.

Amnesty International fordert, dass Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die schweren Menschenrechtsverletzungen in der Zentralafrikanischen Republik aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Ein Ende der Straflosigkeit ist Voraussetzung für die Befriedung des Landes. Denn nur wenn Verbrechen geahndet werden, wissen vermeintliche Täter, dass sie nicht straffrei bleiben. Die Aufarbeitung von Verbrechen ist zugleich Bedingung für ein zukünftiges friedliches Zusammenleben, ohne die Furcht, dass Konflikte in der Bevölkerung jederzeit wieder aufbrechen können.

Hintergrund

In dem Bericht werden folgende Personen namentlich als Verantwortliche für Menschenrechtsverletzungen genannt:

Nourredine Adam; Francois Bozize; Michel Djotodia; Patrice-Edouard Ngaissona; Levy Yakété; Colonel Bishara; Colonel Aba Tom; Captain Joackim Kokaté; Leopold Narcisse Baro; Armel Sayo Bedaya; Baba Laddé, Captain Gilbert Kamizulaye; Guere Poro; General Mango Lampetit; Commander 'Rambo'; Richard Bejouane; Colonel '12 puissance'; Colonel Dieudonné; Colonel Yussuf Hamed; Colonel Yahya.

Lesen Sie den vollständigen enlischsprachigen Bericht "Central African Republic: Time for Accountability" (PDF)

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