Aktuell 15. Februar 2012

UN: Gespräche über Waffenhandelskontrollvertrag eröffnet

Amnesty setzt sich für einen starken ATT ein.

Amnesty setzt sich für einen starken ATT ein.

13. Februar 2012 - Die Vereinten Nationen bereiten in dieser Woche die für Juli angesetzten Verhandlungen über einen internationalen Waffenhandelskontrollvertrag (ATT) vor. Amnesty ist vor Ort und fordert einen effektiven, globalen ATT, der die Menschenrechte schützt.

Wieder stehen in der UN die Menschenrechtsverletzungen in Syrien im Mittelpunkt. Am Montag berichtete die UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay der UN-Generalversammlung über die dramatische Verschlechterung der Situation in Syrien.

Zur gleichen Zeit wurde in einem anderen Teil des großen UN-Komplexes in New York über die Frage diskutiert, wie der Transfer von Rüstungsgütern kontrolliert werden kann, damit es nicht zu Menschenrechtsverletzungen wie in Syrien kommen kann. In einem Vorbereitungstreffen wird in New York in dieser Woche darüber diskutiert, wie ein internationaler Waffenhandelskontrollvertrag (Arms Trade Treaty - ATT) aussehen muss, damit der unverantwortliche Handel mit Rüstungsgütern beendet werden kann.

Transporte von Waffen und anderen Rüstungsgütern werden nur dürftig kontrolliert

Transporte von Waffen und anderen Rüstungsgütern werden nur dürftig kontrolliert

Die eigentlichen Verhandlungen über einen ATT werden im Juli stattfinden. Im jetzt stattfindenden Vorbereitungstreffen verständigen sich die Staaten über Verfahrensfragen.
Amnesty International setzt sich dafür ein, dass sich die Staaten der Welt auf einen ATT einigen, der vorsieht, dass Waffenlieferungen verhindert werden, wenn das substantielle Risiko besteht, dass diese dazu eingesetzt werden, um schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen zu begehen.

Denn weltweit werden Menschenrechtsverletzungen mit Hilfe unterschiedlicher Waffen begangen. Hunderttausende Menschen werden getötet, verletzt, vergewaltigt und aus ihren Häusern vertrieben.

"Die Gewalttaten, die in Syrien begangen werden, unterstreichen die Notwendigkeit eines effektiven, globalen ATT, der die Menschenrechte schützt," sagte Salil Shatty, Generalsekretär von Amnesty International. "Wie viele Menschen müssen noch sterben, verletzt oder zur Flucht gezwungen werden, bevor die Regierungen handeln und den unverantwortlichen, globalen Waffenhandel effektiv regulieren? Die hier stattfindenden Verhandlungen sind eine historische Chance und somit viel zu wichtig, um sie für politische Machtkämpfe zu missbrauchen."

Im Jahr 2006 haben sich 139 Staaten dafür ausgesprochen, einen internationalen Waffenhandelskontrollvertrag zu verhandeln. Doch diese Einigung ist noch vor Beginn der Verhandlungen im Juli in Gefahr, weil einige Regierungen, wie China, Ägypten, Russland und die USA, versuchen, die Reichweite des Vertrages einzuschränken.

Seit mehr als zehn Jahren setzt sich Amnesty International gemeinsam mit vielen anderen Organisationen für einen starken ATT ein. Auch jetzt sind Vertreterinnen und Vertreter von Amnesty International in New York und setzen sich bei den Regierungen für ein Abkommen ein, dass die Menschenrechte schützt.

Die zentrale Forderung von Amnesty International ist die sogenannte "Goldene Regel". Diese Regel würde alle Staaten dazu verpflichten, eine Risikoüberprüfung für jeden einzelnen Rüstungstransfer durchzuführen, um jene Transfers zu verhindern, die das Risiko schwerwiegender Menschenrechtsverstöße bergen.

Ein Kind in Rounyn, Nord-Darfur, 27. März 2011

Ein Kind in Rounyn, Nord-Darfur, 27. März 2011

Amnesty International hat unlängst aufgezeigt, wie die USA, Russland und europäische Länder im Vorfeld der Proteste im letzten Jahr eine große Menge Waffen in den Mittleren Osten und nach Nordafrika lieferten. Dies geschah, obwohl begründete Anhaltspunkte dafür vorlagen, dass mit den bereitgestellten Waffen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen begangen werden könnten. Erst letzte Woche hat Amnesty beleuchtet, wie russische und chinesische Waffenlieferanten zu der andauernden Gewalt in Darfur beitragen.

Amnesty International hat gemeinsam mit anderen Organisationen im Jahr 2003 die Kampgange "Waffen unter Kontrolle" gestartet. Drei Jahre später stimmten schließlich 139 Regierungen im Rahmen der UN dafür ab, einen Waffenhandelsvertrag zu entwickeln. Die Verhandlungen darüber haben nun die finale Phase erreicht.

"Waffen verboten": Hinweisschild in Kabul, Afghanistan

"Waffen verboten": Hinweisschild in Kabul, Afghanistan

"Als wir 2003 mit der Kampagne " Waffen unter Kontrolle" begannen, wurde uns gesagt, dass ein Abkommen ein weit entfernter Traum sei. Aber es war schlichtweg unmöglich die gemeinsame Stimme von Millionen Menschen überall auf der Welt zu ignorieren," sagte Salil Shetty. "Diese globale Stimme ist heute noch stärker. Die Regierungen müssen den Menschen zuhören und sich auf einen Vertrag einigen, der die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte respektiert. Falls sie dieser Erwartung nicht gerecht werden, müssen sie sich fragen lassen, wie oft wir dann noch Zeugen von Gräueltaten wie jenen in Syrien und Darfur werden müssen, bei denen Tausende von Menschen mit Waffen aus einem fahrlässigem Waffenhandel getötet und verletzt werden."

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