Berufungsverfahren vor Zivilgericht

Das Berufungsverfahren gegen 20 Angehörige des Ärztepersonals in Bahrain, die ein Militärgericht am 29. September zu Freiheitsstrafen zwischen fünf und 15 Jahren verurteilt hatte, ist für den 23. Oktober 2011 vor einem Gericht der zivilen Justiz anberaumt worden.

Appell an

KÖNIG
Shaikh Hamad bin 'Issa Al Khalifa
Office of His Majesty the King
P.O. Box 555, Rifa’a Palace, Manama
BAHRAIN
(korrekte Anrede: Your Majesty / Majestät)
Fax: (00 973) 1766 4587

MINISTERPRÄSIDENT
Prince Khalifa bin Salman Al Khalifa
Office of the Prime Minister
P.O. Box 1000, Manama, BAHRAIN
(korrekte Anrede: Your Highness / Hoheit)
Fax: (00 973) 175 33 033

MINISTER FÜR JUSTIZ UND ISLAMISCHE ANGELEGENHEITEN
Shaikh Khalid bin Ali bin Abdullah Al Khalifa
Ministry of Justice and Islamic Affairs
P.O. Box 13, Manama
BAHRAIN
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 973) 175 31 284

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DES KÖNIGREICHS BAHRAIN
S.E. Herrn Fahad Hamad Ahmed Abdulaziz Alaamer
Klingelhöfer Str. 7, 10785 Berlin
Fax: 030-8687 7788
E-Mail: info@bahrain-embassy.de oder über die Website http://www.bahrain-embassy.de/kontakt/

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort, so dass sie noch vor dem 23. Oktober 2011 eintreffen. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin sehr besorgt darüber, dass die 20 Angehörigen medizinischer Berufe offenbar nach unfairen und politisch motivierten Gerichtsverfahren vor einem Militärgericht zu Haftstrafen verurteilt wurden.

  • Ich befürchte, dass die HeilberuflerInnen im Falle ihrer Inhaftierung gewaltlose politische Gefangene sind, die allein aufgrund der friedlichen Ausübung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit festgenommen wurden. Ich fordere Sie zur unverzüglichen und bedingungslosen Freilassung aller in Bahrain inhaftierten gewaltlosen politischen Gefangenen auf.

  • Des weiteren bitte ich Sie, sicherzustellen, dass die Rechtsmittelverfahren gegen die 20 ÄrztInnen und andere HeilberuflerInnen internationalen Standards der Fairness genügen. Das Gericht muss neue Ermittlungen veranlassen, unter Folter erlangte Aussagen verwerfen, die Angeklagten anhören und ihren RechtsanwältInnen die Beibringung von ZeugInnnen zugestehen.

  • Ich erwarte, dass unverzüglich eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe über Folterungen und Misshandlungen an einigen der Angeklagten veranlasst, die Ermittlungsergebnisse öffentlich gemacht und die für Folterhandlungen Verantwortlichen vor Gericht gebracht werden.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Express concern that the 20 health professionals were sentenced by a military court after what appears to have been an unfair and politically motivated trial.

  • Express concern that if imprisoned, these health professionals may be prisoners of conscience imprisoned solely on account of peacefully exercising their rights to freedom of expression and assembly, and call for the immediate and unconditional release of all prisoners of conscience being held in Bahrain.

  • Urge the authorities to ensure that the appeal of the 20 health professionals meets international standards of fair trial; the court must start a fresh investigation, it must dismiss statements obtained under torture and the court must hear defendants and allow defence lawyers to bring witnesses.

  • Urge the authorities to immediately set up an independent investigation into the alleged torture or other ill-treatment of some of the defendants, to make its results public, and bring to justice anyone responsible.

Sachlage

Am 5. Oktober 2011 gab der Staatsanwalt von Bahrain bekannt, er habe gegen die in der vergangenen Woche gegen 20 Angehörige des Ärztepersonals verhängten Urteile Rechtsmittel eingelegt. Die Angeklagten waren vom erstinstanzlichen Gericht für Nationale Sicherheit, einem Militärgericht, zu Freiheitsstrafen zwischen fünf und 15 Jahren verurteilt worden. Über die eingelegten Rechtsmittel wird das Obere Berufungsgericht für Strafsachen, ein Gericht der zivilen Justiz, am 23. Oktober verhandeln.

Berichten zufolge haben die militärischen Strafverfolgungsbehörden vor Gericht keine stichhaltigen Beweise für die Anwendung von Gewalt durch die Angeklagten während der Proteste im Februar und März beibringen können. Amnesty International geht davon aus, dass der wahre Grund für ihre Verurteilung darin besteht, dass einige von ihnen in Interviews mit der internationalen Presse das gewaltsame Vorgehen der Regierung gegen die Protestierenden angeprangert hatten.

Damit das Berufungsverfahren dem Kriterium der Fairness gerecht wird, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: das Berufungsgericht muss neue Ermittlungen zu den Anklagen durchführen und das Beweismaterial neu bewerten; es muss frühere Aussagen der Angeklagten, die offenbar unter Folter oder Misshandlung erzwungen worden sind, als nicht gerichtsverwertbar verwerfen; und es muss sämtliche Angeklagten neu einvernehmen und ihren RechtsanwältInnen die Beibringungen von ZeugInnen gestatten.

[EMPFOHLENE AKTIONEN]

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin sehr besorgt darüber, dass die 20 Angehörigen medizinischer Berufe offenbar nach unfairen und politisch motivierten Gerichtsverfahren vor einem Militärgericht zu Haftstrafen verurteilt wurden.

  • Ich befürchte, dass die HeilberuflerInnen im Falle ihrer Inhaftierung gewaltlose politische Gefangene sind, die allein aufgrund der friedlichen Ausübung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit festgenommen wurden. Ich fordere Sie zur unverzüglichen und bedingungslosen Freilassung aller in Bahrain inhaftierten gewaltlosen politischen Gefangenen auf.

  • Des weiteren bitte ich Sie, sicherzustellen, dass die Rechtsmittelverfahren gegen die 20 ÄrztInnen und andere HeilberuflerInnen internationalen Standards der Fairness genügen. Das Gericht muss neue Ermittlungen veranlassen, unter Folter erlangte Aussagen verwerfen, die Angeklagten anhören und ihren RechtsanwältInnen die Beibringung von ZeugInnnen zugestehen.

  • Ich erwarte, dass unverzüglich eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe über Folterungen und Misshandlungen an einigen der Angeklagten veranlasst, die Ermittlungsergebnisse öffentlich gemacht und die für Folterhandlungen Verantwortlichen vor Gericht gebracht werden.

[APPELLE AN]

KÖNIG
Shaikh Hamad bin 'Issa Al Khalifa
Office of His Majesty the King
P.O. Box 555, Rifa’a Palace, Manama
BAHRAIN
(korrekte Anrede: Your Majesty / Majestät)
Fax: (00 973) 1766 4587

MINISTERPRÄSIDENT
Prince Khalifa bin Salman Al Khalifa
Office of the Prime Minister
P.O. Box 1000, Manama, BAHRAIN
(korrekte Anrede: Your Highness / Hoheit)
Fax: (00 973) 175 33 033

MINISTER FÜR JUSTIZ UND ISLAMISCHE ANGELEGENHEITEN
Shaikh Khalid bin Ali bin Abdullah Al Khalifa
Ministry of Justice and Islamic Affairs
P.O. Box 13, Manama
BAHRAIN
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 973) 175 31 284

KOPIEN AN
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S.E. Herrn Fahad Hamad Ahmed Abdulaziz Alaamer
Klingelhöfer Str. 7, 10785 Berlin
Fax: 030-8687 7788
E-Mail: info@bahrain-embassy.de oder über die Website http://www.bahrain-embassy.de/kontakt/

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort, so dass sie noch vor dem 23. Oktober 2011 eintreffen. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die am 29. September verurteilten Personen zählen zu einer Gruppe von 48 Angehörigen des Ärztepersonals im Medizinischen Zentrum von Salmaniya, die in den Monaten März und April 2011 festgenommen worden waren. Einige von ihnen hatten in Interviews mit ausländischen Medien die Regierung bezichtigt, mit brutaler Gewalt gegen ProtestteilnehmerInnen vorgegangen zu sein. Die 48 HeilberuflerInnen wurden über mehrere Wochen hinweg ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft gehalten. Ihre Familien blieben während des größten Teils dieser Zeit ohne jede Kenntnis über den Verbleib der Gefangenen und durften sie bis zur Prozesseröffnung am 6. Juni nicht ein einziges Mal sehen. Am 13. Juni wurden die Angeklagten in zwei Gruppen aufgeteilt. Gegen die eine Gruppe erging Anklage wegen schwerer Straftaten, die übrigen Personen wurden minderschwerer Delikte angeklagt. Aus Protest gegen ihre anhaltende Inhaftierung und den gegen sie angestrengten Prozess trat ein Großteil der Gefangenen in den Hungerstreik, woraufhin sie in den Monaten August und September 2011 sukzessive aus der Haft entlassen wurden.

15 Jahre Freiheitsentzug ergingen gegen 'Ali 'Esa Mansoor al-'Ekri, Nader Mohammed Hassan Dewani, Ahmed 'Abdulaziz Omran Hassan, Mahmood Asghar 'Abdulwahab, 'Abdulkhaleq 'Ali Hussain al-'Oraibi, Ghassan Ahmed 'Ali Dhaif, Bassim Ahmed 'Ali Dhaif, Ebrahim 'Abdullah Ebrahim, Sayed Marhoon Majid al-Wedaei, Roula Jassim Mohammed al-Saffar, Nada Sa’eed 'Abdelnabi Dhaif, 'Ali Hassan al-Sadadi und Qassim Mohammad 'Omran. Die Urteile gegen Hassan Mohammed Sa’eed Nasser und Sa’eed Mothaher Habib Al Samahiji lauteten auf zehn Jahre Haft, während Fatima Salman Hassan Haji, Dhia Ibrahim Ja’far , Najah Khalil Ibrahim Hassan, Zahra Mahdi al-Sammak und Mohammed Faeq 'Ali Al Shehab zu jeweils fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurden.

Die Festnahme der HeilberuflerInnen erfolgte nach der Niederschlagung regierungsfeindlicher Proteste, die Mitte März in Bahrain ausgebrochen waren. Am 18. März entsandte die Regierung Sicherheitskräfte mit Hubschraubern und Panzern in die Gegend, um den Verkehrskreisel Pearl Roundabout zu erstürmen und die dort demonstrierenden Menschen zu vertreiben. Daraufhin kam es zu Zusammenstößen, bei denen mindestens zwei ProtestteilnehmerInnen und zwei PolizistInnen getötet sowie zahlreiche Menschen von den Sicherheitskräften verletzt wurden, die die Gegend unter Einsatz von Gewalt zu räumen versuchten. Ähnliche von Gewalt begleitete Räumungsaktionen wurden auch aus dem angrenzenden Stadtteil Financial Harbour gemeldet.

Wie schon Mitte Februar 2011 bei ähnlichen Aktionen setzten die Sicherheitskräfte aus zum Teil nächster Nähe Gummigeschosse, Tränengas und sogar scharfe Munition ein. Ein solch hartes Durchgreifen war weder zum Schutz ihres eigenen noch des Lebens anderer Menschen erforderlich und verstieß somit gegen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Derart übermäßige Gewalt wurde nicht nur in Manama, sondern auch gegen Protestierende in Sitra, Nudaiderat und al Ma’amaar eingesetzt. ZeugInnen berichteten Amnesty International, Soldaten und andere Angehörige der Sicherheitskräfte hätten an den Eingängen zum Medizinischen Zentrum in Sitra und dem Krankenhaus in Salmaniya Tränengas auf dort anwesende Menschen abgefeuert. Darüber hinaus sollen einige ProtestteilnehmerInnen festgenommen und abgeführt worden sein, unter ihnen Menschen, die sich wegen erlittener Verletzungen in Behandlung befanden.

Nachdem die Sicherheitskräfte und das Militär den Pearl Roundabout, den Stadtteil Financial Harbour und den Krankenhauskomplex in Salmaniya unter ihre Kontrolle gebracht hatten, starteten sie eine konzertierte Aktion gegen führende schiitische PolitikerInnen und GemeindesprecherInnen, die während der Proteste eine führende Rolle eingenommen, Mitglieder der königlichen Familie öffentlich kritisiert und eine Umbildung der Regierung gefordert hatten. Seither sind mehrere hundert Menschen verhaftet und viele von ihnen vor Gericht gestellt und verurteilt worden, unter anderem wegen "Aufstachelung zum Hass gegen die Regierung".