Drohende Hinrichtung

Ergebnis dieser Urgent Action

Leon Vincent Taylor wurde am 19. November im US-Bundesstaat Missouri hingerichtet. Er war 1995 wegen eines Mordes zum Tode verurteilt worden, den er 1994 begangen haben soll. Er war damit der neunte Mensch, der 2014 in Missouri hingerichtet wurde – die höchste Anzahl an Hinrichtungen in diesem Bundesstaat seit 1999.

Demonstration gegen die Todesstrafe in Boston, USA

Demonstration gegen die Todesstrafe in Boston, USA

Leon Vincent Taylor soll am 19. November im US-Bundesstaat Missouri hingerichtet werden. Er war 1995 wegen eines Mordes zum Tode verurteilt worden, den er 1994 begangen haben soll. Es gibt starke Hinweise darauf, dass rassistische Diskriminierung bei seiner Verurteilung eine Rolle gespielt hat.

Appell an

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES MISSOURI
Governor Jay Nixon
Office of the Governor
P.O. Box 720
Jefferson City
MO 65102
USA
(Anrede: Dear Governor / Sehr geehrter Herr Gouverneur)
Fax: 001-573-526-3291
E-Mail: über die Webseite: http://governor.mo.gov/contact/

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA
S. E. Herrn John Bonnell Emerson
Pariser Platz 2
10117 Berlin
Fax: 030-83 05 10 50
E-Mail: über http://germany.usembassy.de/email/feedback.htm

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort, so dass sie noch vor dem 19. November 2014 ankommen. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch.

Amnesty fordert:

E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich möchte weder den Mord an Robert Newton entschuldigen noch das dadurch verursachte Leid verharmlosen.

  • Jedoch möchte ich darauf hinweisen, dass die Geschworenen, die Leon Vincent Taylor zum Tode verurteilten, alle weiß waren und der Staatsanwalt zuvor sechs potenzielle afro-amerikanische Geschworene abgelehnt hatte.

  • Bitte bedenken Sie, dass das Todesurteil gegen Leon Vincent Taylor gemäß Ring v. Arizona in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt worden wäre, wenn der Staatsanwalt bei dem Verfahren im Jahr 1995 kein Fehlverhalten an den Tag gelegt hätte.

  • Ich möchte Sie daher inständig bitten, sich gegen die Hinrichtung von Leon Vincent Taylor auszusprechen und sich für die Umwandlung des Todesurteils in eine Haftstrafe einzusetzen.

Sachlage

Leon Vincent Taylor wurde 1995 des Mordes an Robert Newton für schuldig befunden, der am 14. April 1994 bei einem Raubüberfall auf seine Tankstelle in Independence im Bundesstaat Missouri erschossen worden war. Nachdem die Geschworenen sich bei der Urteilsfindung uneins waren, verurteilte der Richter Leon Vincent Taylor zum Tode mit der Begründung erschwerender Umstände. Allerdings entschied das Hohe Gericht von Missouri (Supreme Court of Missouri) im Jahr 1997, dass die Urteilsverkündung wiederholt werden müsse, da das Schlussplädoyer des Staatsanwalts Mängel aufwies. Bei der neuen Urteilsverkündung im Jahr 1999 sprachen sich die Geschworenen einstimmig für die Todesstrafe aus.

Leon Vincent Taylor ist schwarz, Robert Newton war weiß. Die zweite Urteilsverkündung 1999 fand in Jackson County statt, einem County im Bundesstaat Missouri, dessen Bevölkerung zu 20 Prozent aus afro-amerikanischen Einwohner_innen besteht. Bereits in der Vergangenheit gab es in diesem County Hinweise darauf, dass die Auswahl der Geschworenen durch die Staatsanwaltschaft häufig unter diskriminierenden Gesichtspunkten erfolgte, und dass die Hautfarbe der Angeklagten bei der Entscheidung zur Verhängung der Todesstrafe eine Rolle spielte. Die Geschworenen bei dieser zweiten Urteilsverkündung gegen Leon Vincent Taylor waren alle weiß, nachdem der Staatsanwalt sechs potenzielle afro-amerikanische Geschworene ablehnte. Im ersten Verfahren 1995 waren vier der Geschworenen schwarz gewesen, und die Geschworenen hatten sich nicht auf eine Urteilsfindung einigen können.

Im Jahr 2002 urteilte der Oberste Gerichtshof der USA (US Supreme Court) im Fall Ring v. Arizona, dass das verfassungsmäßige Recht auf ein Geschworenengericht auch bedeutete, dass eine Verschärfung der Strafe auf einen Beschluss der Geschworenen zurückgehen muss. Das Hohe Gericht von Missouri urteilte 2003, dass die Entscheidung im Fall Ring v. Arizona auch rückwirkend anwendbar ist. In der Folge wurden in Missouri all diejenigen Todesurteile in lebenslange Haftstrafen umgewandelt, die vor dem Urteil im Fall Ring v. Arizona verhängt worden waren und die auf eine Entscheidung des Richters zurückgingen, weil sich die Geschworenen bei der Urteilsfindung uneins waren. Wenn der Staatsanwalt bei dem Verfahren gegen Leon Vincent Taylor im Jahr 1995 also kein Fehlverhalten an den Tag gelegt hätte und die Urteilsverkündung nicht hätte wiederholt werden müssen, wäre auch das Todesurteil gegen Leon Vincent Taylor in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt worden. Stattdessen befindet er sich nach wie vor im Todestrakt.

Leon Vincent Taylor wurde in seiner Kindheit schwer misshandelt. In seiner Familie gab es Alkoholprobleme, und Gewalt war an der Tagesordnung. Seinen Rechtsbeiständen zufolge hat er sich im Gefängnis positiv weiterentwickelt und spielt eine wichtige Rolle beim Aufrechterhalten konstruktiver Beziehungen zwischen den Insassen. 2001 kontaktierte Leon Vincent Taylor die Frau und Tochter von Robert Newton und drückte seine Reue und sein Beileid aus. Die Witwe von Robert Newton hat sich seither mehrmals öffentlich geäußert, dass sie Leon Vincent Taylor verziehen habe.

Seit 1976 sind in den USA 1.390 Personen hingerichtet worden, 78 davon im Bundesstaat Missouri. Bisher sind im Jahr 2014 landesweit 31 Todesurteile vollstreckt worden, davon acht in Missouri. Sieben der acht Personen, die in Missouri hingerichtet wurden, waren wegen des Mordes an weißen Personen zum Tode verurteilt worden. Vier der hingerichteten Personen waren schwarz, und drei von ihnen wurden wegen des Mordes an weißen Personen exekutiert.

Amnesty International wendet sich in allen Fällen ausnahmslos gegen die Todesstrafe, ungeachtet der Schwere und der Umstände einer Tat, der Schuld, Unschuld oder besonderen Eigenschaften des Verurteilten, oder der vom Staat gewählten Hinrichtungsmethode, da sie das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschriebene Recht auf Leben verletzt und die grausamste, unmenschlichste und erniedrigendste aller Strafen darstellt.