Leon Vincent Taylor hingerichtet

Ergebnis dieser Urgent Action

Leon Vincent Taylor wurde am 19. November im US-Bundesstaat Missouri hingerichtet. Er war 1995 wegen eines Mordes zum Tode verurteilt worden, den er 1994 begangen haben soll. Er war damit der neunte Mensch, der 2014 in Missouri hingerichtet wurde – die höchste Anzahl an Hinrichtungen in diesem Bundesstaat seit 1999.

Demonstration gegen die Todesstrafe in Boston, USA

Demonstration gegen die Todesstrafe in Boston, USA

Leon Vincent Taylor wurde am 19. November im US-Bundesstaat Missouri hingerichtet. Er war 1995 wegen eines Mordes zum Tode verurteilt worden, den er 1994 begangen haben soll. Er war damit der neunte Mensch, der 2014 in Missouri hingerichtet wurde – die höchste Anzahl an Hinrichtungen in diesem Bundesstaat seit 1999.

Sachlage

Leon Vincent Taylor wurde 1995 des Mordes an Robert Newton für schuldig befunden, der am 14. April 1994 bei einem Raubüberfall auf seine Tankstelle in Independence im Bundesstaat Missouri erschossen worden war. Nachdem die Geschworenen sich bei der Urteilsfindung uneins waren, verurteilte der Richter Leon Vincent Taylor zum Tode mit der Begründung erschwerender Umstände. Allerdings entschied das Oberste Gericht von Missouri (Supreme Court of Missouri) im Jahr 1997, dass die Urteilsverkündung wiederholt werden müsse, da das Schlussplädoyer des Staatsanwalts Mängel aufgewiesen habe. Bei der neuen Urteilsverkündung im Jahr 1999 sprachen sich die Geschworenen einstimmig für die Todesstrafe aus. Leon Vincent Taylor war schwarz, Robert Newton war weiß. Die Geschworenen bei dieser zweiten Urteilsverkündung gegen Leon Vincent Taylor waren alle weiß, nachdem der Staatsanwalt sechs potenzielle afro-amerikanische Geschworene ablehnte. Im ursprünglichen Verfahren 1995 waren vier der Geschworenen schwarz gewesen, und die Geschworenen hatten sich nicht auf eine Urteilsfindung einigen können.

Im Jahr 2002 urteilte der Oberste Gerichtshof der USA (US Supreme Court) im Fall Ring gegen Arizona, dass das verfassungsmäßige Recht auf ein Geschworenengericht auch bedeutet, dass eine Verschärfung der Strafe unbedingt auf einen Beschluss der Geschworenen zurückgehen muss. Das Oberste Gericht von Missouri urteilte 2003, dass die Entscheidung im Fall Ring gegen Arizona auch rückwirkend anwendbar ist. In der Folge wurden in Missouri all diejenigen Todesurteile in lebenslange Haftstrafen umgewandelt, die vor dem Urteil im Fall Ring gegen Arizona verhängt worden waren und die auf eine Entscheidung des Richters zurückgingen, weil sich die Geschworenen bei der Urteilsfindung uneins waren. In ihrem letzten Rechtsmittel an den Obersten Gerichtshof der USA machten die Rechtsbeistände von Leon Vincent Taylor geltend, dass der einzige Unterschied zwischen dem Fall von Leon Vincent Taylor und den übrigen zehn Fällen, in denen Todesurteile auf der Grundlage der Entscheidung Ring gegen Arizona in lebenslange Haft umgewandelt wurden, für diese Entscheidung nicht relevant war: Leon Vincent Taylor war ein neues Verfahren zur Festsetzung des Strafmaßes gewährt worden, weil dem Staatsanwalt Fehlverhalten zur Last gelegt wurde. Ohne dieses Fehlverhalten hätte das Todesurteil Gültigkeit behalten und hätte nach der Entscheidung Ring gegen Arizona umgewandelt werden können. Die Rechtsbeistände argumentierten weiter, dass das Oberste Gericht von Missouri zwar nicht durch die US-Verfassung dazu verpflichtet war, das Urteil im Fall Ring gegen Arizona rückwirkend anzuwenden, aber nach der eigenen Entscheidung, das Urteil auf Bundesstatenebene anzuwenden, nicht mehr "willkürlich entscheiden konnte, auf welche Personen, deren Fälle identisch gelagert waren, das Urteil anzuwenden war".

Der Oberste Gerichtshof der USA lehnte es ab, in den Fall einzugreifen, weder auf der Grundlage des Rechtsmittels noch hinsichtlich der Frage der Hinrichtungsmethode durch die Giftspritze in Missouri. Gouverneur Jay Nixon lehnte das Gnadengesuch ab. In seiner Stellungnahme erklärte er: "Die Frage der Schuld stellt sich nicht, und meine Ablehnung des Gnadengesuchs bestätigt die Entscheidung des Gerichts, die Todesstrafe zu verhängen. Ich bitte die Bürgerinnen und Bürger von Missouri, Robert Newton in Erinnerung zu behalten, und an seine Familie zu denken und für sie zu beten."

Seit der Wiederaufnahme von Hinrichtungen in den USA im Jahr 1976 sind 1.392 Personen hingerichtet worden, 79 davon im Bundesstaat Missouri. Bisher sind im Jahr 2014 landesweit 33 Todesurteile vollstreckt worden, davon neun in Missouri.

Amnesty International wendet sich in allen Fällen ausnahmslos gegen die Todesstrafe, ungeachtet der Schwere und der Umstände einer Tat, der Schuld, Unschuld oder besonderen Eigenschaften des Verurteilten, oder der vom Staat gewählten Hinrichtungsmethode, da sie das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschriebene Recht auf Leben verletzt und die grausamste, unmenschlichste und erniedrigendste aller Strafen darstellt.

Weitere Appelle des Eilaktionsnetzes sind nicht erforderlich. Vielen Dank allen, die versucht haben, die Hinrichtung zu verhindern.