Gerichtsurteil wird verkündet

Diese Urgent Action ist beendet.

Am 23. Mai wurde Ebrahim Ahmed Radi al-Moqdad aus dem Jaw-Gefängnis in Manama entlassen. Jehad Sadeq Aziz Salman, der im selben Fall verurteilt worden war, kam bereits am 18. März frei. Die beiden Männer waren am 23. Juli 2012 im Alter von 15 bzw. 16 Jahren festgenommen worden. Sie wurden in einem unfairen Gerichtsverfahren schuldig gesprochen und zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Jehad Sadeq Aziz Salman

Jehad Sadeq Aziz Salman

Das Urteil im Gerichtsverfahren gegen zwei Jugendliche und drei männliche Erwachsene, die an Protesten in Bahrain teilgenommen haben, wird am 4. April verkündet.

Appell an

KÖNIG
Shaikh Hamad bin 'Issa Al Khalifa
Office of His Majesty the King
P.O. Box 555, Rifa’a Palace
al-Manama, BAHRAIN
(Anrede: Your Majesty / Majestät)
Fax: (00 973) 1766 4587

INNENMINISTER
Shaikh Rashid bin 'Abdullah Al Khalifa
Ministry of Interior
P.O. Box 13, al-Manama, BAHRAIN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 973) 1723 2661
Twitter: @moi_Bahrain

Sende eine Kopie an

MINISTER FÜR JUSTIZ UND ISLAMISCHE ANGELEGENHEITEN
Shaikh Khalid bin Ali Al Khalifa
Ministry of Justice and Islamic Affairs, PO Box 450,
al-Manama, BAHRAIN (Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 973) 1753 1284
E-Mail: über die Website http://www.moj.gov.bh/en/default76a7.html?action=category&ID=159
Twitter: @Khaled_Bin_Ali

BOTSCHAFT DES KÖNIGREICHS BAHRAIN
S. E. Herrn Ebrahim Mohmood Ahmed Abdulla
Klingelhöfer Str. 7, 10785 Berlin
Fax: 030-8687 7788
E-Mail: info@bahrain-embassy.de oder über die Website http://www.bahrain-embassy.de/kontakt/

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 4. April 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, TWITTERNACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin sehr besorgt darüber, dass Jehad Sadeq Aziz Salman und Ebrahim Ahmed Radi al-Moqdad trotz ihres jugendlichen Alters von weniger als 18 Jahren wie Erwachsene behandelt werden. Stellen Sie bitte sicher, dass im Fall der beiden Jungen das Jugendstrafrecht angewandt wird.

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass Jehad Sadeq Aziz Salman, Ebrahim Ahmed Radi al-Moqdad, Naser Saeed Hassan, Hassan Abdul Jalil al-Ekri und Sadeq Jalil Ibrahim al-Haiki weder gefoltert noch in anderer Weise misshandelt werden und stellen Sie sicher, dass die von ihnen erhobenen Foltervorwürfe unabhängig untersucht und Aussagen, die unter Folter oder anderen Misshandlungen gemacht wurden, vor Gericht nicht zugelassen werden.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Expressing concern that Jehad Sadeq Aziz Salman and Ebrahim Ahmed Radi al-Moqdad are being treated as adults despite being under the age of 18, and urging the authorities to ensure that they are treated in accordance with the rules of juvenile justice.

  • Urging the authorities to protect all five detainees from torture and other ill-treatment, ensuring that their allegations of torture are independently investigated and that statements obtained through the use of torture or other ill-treatment are not accepted in any proceedings.

Sachlage

Am 4. April 2013 wird das hohe Strafgericht in al-Manama sein Urteil in den Verfahren gegen Jehad Sadeq Aziz Salman, Ebrahim Ahmed Radi al-Moqdad, Naser Saeed Hassan, Hassan Abdul Jalil al-Ekri und Sadeq Jalil Ibrahim al-Haiki verkünden. Die Anklagepunkte berufen sich auf das bahrainische Strafgesetzbuch und das Antiterrorgesetz von 2006 und lauten auf "Mordversuch", "In Brand setzen eines Polizeifahrzeuges", "gesetzeswidrige Versammlungen und Ausschreitungen", "Werfen von Molotow-Cocktails" und "versuchter Diebstahl eines Polizeifahrzeugs". Der Prozess begann am 16. Oktober 2012. Es folgten insgesamt sieben Verhandlungstage. In den letzten Verhandlungen befragte das Gericht Entlastungs- und BelastungszeugInnen, darunter einige PolizeibeamtInnen. In den vorangegangenen Verhandlungen bemängelten die StrafverteidigerInnen widersprüchliche Aussagen der BelastungszeugInnen sowie Widersprüche in Bezug auf Verletzungen, die sie erlitten haben sollen.

[img_assist|nid=23014|title=Ebrahim Ahmed Radi al-Moqdad|desc=© privat|link=none|align=left|width=220|height=130]Im Fall eines Schuldspruchs könnten Jehad Sadeq Aziz Salman und Ebrahim Ahmed Radi al-Moqdad zu bis zu sieben Jahren Haft verurteilt werden. In Bahrain liegt das Strafmündigkeitsalter bei 15 Jahren. Da Jehad Sadeq Aziz Salman und Ebrahim Ahmed Radi al-Moqdad noch nicht 18 Jahre alt sind, sollten sie nach dem bahrainischen Jugendstrafrecht behandelt werden.

Da das Urteil bereits in wenigen Tagen verkündet wird, bittet Amnesty International nachdrücklich darum, in dieser entscheidenden Phase Appelle zu schreiben.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Behörden Bahrains haben öffentlich ihre Bereitschaft bekundet, Reformen auf den Weg zu bringen. Sie haben betont, Lehren aus den Vorgängen der Monate Februar und März 2011 gezogen zu haben, als sie mit aller Härte gegen die Teilnehmenden regierungskritischer Proteste vorgegangen sind. Im November 2011 legte die Unabhängige Untersuchungskommission von Bahrain (BICI) einen Bericht über ihre Ermittlungen zu Menschenrechtsverletzungen im Kontext der Proteste vor. In dem Bericht kommt die Kommission zu dem Schluss, dass staatliche Stellen dabei straffrei schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben. Entgegen der Versicherung der Behörden kommt es nach wie vor zu Menschenrechtsverletzungen gegen Oppositionelle, die der Regierung der Königsfamilie Al Khalifa kritisch gegenüberstehen.

Die zwei Minderjährigen und drei Erwachsenen wurden am 23. Juli bei einer regierungskritischen Demonstration in Bilad al-Qadeem im Westen al-Manamas festgenommen. Zunächst brachte man die Häftlinge auf eine Polizeiwache in Gudaibiya, einem Stadtteil von al-Manama. Anschließend wurden sie zu ersten Verhören der Kriminalpolizei überstellt. Bei diesen Verhören war kein Rechtsbeistand zugegen. Im weiteren Verlauf übergab man sie der Staatsanwaltschaft, die sie erneut Vernehmungen unterzog. Die Gefangenen durften erst knapp 48 Stunden nach ihrer Festnahme mit ihren Familien sprechen und sie über ihren Haftort informieren. Die zwei Minderjährigen berichteten ihren Familien, sie seien in Haft geschlagen worden.

Die Behörden Bahrains haben öffentlich ihre Bereitschaft bekundet, Reformen auf den Weg zu bringen. Sie haben betont, Lehren aus den Vorgängen der Monate Februar und März 2011 gezogen zu haben, als sie mit aller Härte gegen die Teilnehmenden regierungskritischer Proteste vorgegangen sind. Im November 2011 legte die Unabhängige Untersuchungskommission von Bahrain (BICI) einen Bericht über ihre Ermittlungen zu Menschenrechtsverletzungen im Kontext der Proteste vor. In dem Bericht kommt die Kommission zu dem Schluss, dass staatliche Stellen dabei straffrei schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben. Entgegen der Versicherung der Behörden kommt es nach wie vor zu Menschenrechtsverletzungen gegen Oppositionelle, die der Regierung der Königsfamilie Al Khalifa kritisch gegenüberstehen.

Die zwei Minderjährigen und drei Erwachsenen wurden am 23. Juli bei einer regierungskritischen Demonstration in Bilad al-Qadeem im Westen al-Manamas festgenommen. Zunächst brachte man die Häftlinge auf eine Polizeiwache in Gudaibiya, einem Stadtteil von al-Manama. Anschließend wurden sie zu ersten Verhören der Kriminalpolizei überstellt. Bei diesen Verhören war kein Rechtsbeistand zugegen. Im weiteren Verlauf übergab man sie der Staatsanwaltschaft, die sie erneut Vernehmungen unterzog. Die Gefangenen durften erst knapp 48 Stunden nach ihrer Festnahme mit ihren Familien sprechen und sie über ihren Haftort informieren. Die zwei Minderjährigen berichteten ihren Familien, sie seien in Haft geschlagen worden.

Artikel 15 des Übereinkommens über die Rechte des Kindes, zu dessen Vertragsstaaten Bahrain zählt, schreibt vor:

"(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes an, sich frei mit anderen zusammenzuschließen und sich friedlich zu versammeln.
(2) Die Ausübung dieses Rechts darf keinen anderen als den gesetzlich vorgesehenen Einschränkungen unterworfen werden, die in einer demokratischen Gesellschaft im Interesse der nationalen oder der öffentlichen Ordnung, zum Schutz der Volksgesundheit oder der öffentlichen Sittlichkeit oder zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer notwendig sind."

In Artikel 37 b) der Kinderrechtskonvention heißt es weiter:

"Die Vertragsstaaten stellen sicher,
b) dass keinem Kind die Freiheit rechtswidrig oder willkürlich entzogen wird. Festnahmen, Freiheitsentziehung oder Freiheitsstrafe darf bei einem Kind im Einklang mit dem Gesetz nur als letztes Mittel und für die kürzeste angemessene Zeit angewendet werden;

d) dass jedes Kind, dem die Freiheit entzogen ist, das Recht auf umgehenden Zugang zu einem rechtskundigen oder anderen geeigneten Beistand und das Recht hat, die Rechtmäßigkeit der Freiheitsentziehung bei einem Gericht oder einer anderen zuständigen, unabhängigen und unparteiischen Behörde anzufechten, sowie das Recht auf alsbaldige Entscheidung in einem solchen Verfahren."

Artikel 40 (2) der Kinderrechtskonvention schließlich schreibt unter Punkt a) fest, "dass kein Kind wegen Handlungen oder Unterlassungen, die zur Zeit ihrer Begehung nach innerstaatlichem Recht oder Völkerrecht nicht verboten waren, der Verletzung der Strafgesetze verdächtigt, beschuldigt oder überführt wird". Unter Punkt (2) b) II) heißt es weiter, "dass jedes Kind, das einer Verletzung der Strafgesetze verdächtigt oder beschuldigt wird, Anspruch auf folgende Mindestgarantien hat: unverzüglich und unmittelbar über die gegen das Kind erhobenen Beschuldigungen unterrichtet zu werden, gegebenenfalls durch seine Eltern oder seinen Vormund, und einen rechtskundigen oder anderen geeigneten Beistand zur Vorbereitung und Wahrnehmung seiner Verteidigung zu erhalten. Nach Punkt (2) b) IV) dürfen Kinder nicht gezwungen werden, "als Zeuge auszusagen oder sich schuldig zu bekennen sowie die Belastungszeugen zu befragen oder befragen zu lassen und das Erscheinen und die Vernehmung der Entlastungszeugen unter gleichen Bedingungen zu erwirken".